Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch Des Bierzauberers

Der Fluch Des Bierzauberers

Titel: Der Fluch Des Bierzauberers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guenther Thoemmes
Vom Netzwerk:
auf einer Landzunge am Rand der Neustadt, die die scharfe Schleife des Flusses mittlerweile komplett gefüllt hatte, stand die gotische Kirche zum Heiligen Peter. Ulrich kannte sie gut, befand sich dort schließlich, in einem Seitenflügel, neben den andern Zunftaltären auch der Altar der Bierbrauer. Auch das ungewöhnliche Netzgewölbe des Hauptschiffs, ein starker Kontrast zum klassischen, einfachen Kreuzgewölbe, mit dem die meisten Kirchen, aber auch die Brauerei in Winzer, und hier die Seitenschiffe, errichtet worden waren, hatte ihn beeindruckt. Ebenso die Fenster an der Stirnwand, die aus spektakulären Motiven in Flammen- und Flamboyantformen bestanden. Regelmäßig kam er zum Beten hierher, das waren nahezu die einzigen Gelegenheiten, zu denen er das Brauhaus verließ.

    Dettenwanger winkte die Meute mit heftigen Gesten in die Kirche. »Bedenkt, dass ihr in einem Haus Gottes seid«, sparte er dennoch nicht mit Ermahnungen. Das Rudel hinter ihm grummelte. Er führte sie unter dem Netzgewölbe des Hauptschiffs hindurch zu einer Nische links in einer Seitenkapelle, die dem Heiligen Nepomuk geweiht war, und zeigte auf eine Marmorplatte im Boden: »Dort, liebe Leute, liegt unsere Herrin begraben.«

    Ein schmuckloser Stein mit einem Datum darauf war alles, was zu sehen war.

    Das Gemurmel wurde wieder lauter. »Warum sollen wir das glauben?«

    »Wenn die Gräfin ein Vampir ist, dann wird sie nicht verwest sein.«

    »Öffnet das Grab!«

    Zum Entsetzen des Faktors kamen drei Bauern mit schweren Eisenstangen, die sie scheinbar zu diesem Zweck mitgebracht hatten, setzten am Rand der Platte an und hebelten sie ohne größere Anstrengung aus ihrer Verankerung. Ein Raunen ging durch die Menge.

    Dettenwanger versuchte vergeblich, einen letzten Rest von Autorität zu wahren. »Ihr stört die Totenruhe!«, schrie er entsetzt. »Dafür werdet ihr in der Hölle schmoren.« Er wurde einfach beiseite geschoben.

    Ein Priester, der bislang still dabeigestanden hatte, meldete sich zu Wort: »Es ist keine Grabschändung, wenn es sich um einen Vampir handelt. Nach der ›Magia Posthuma‹, der Vorschrift für die Bestattung der Untoten, müssen wir den Sarg in diesem Fall umbetten.«

    Der Sarg wurde geöffnet. Ulrich hörte, wie die Menschen tief Luft holten und den Atem anhielten. Langsam schob er sich durch den Pulk nach vorn, um einen Blick auf die Leiche zu erhaschen. Auch er war etwas erschrocken, als er Theodoras weißes, wächsernes Gesicht sah mit den nur leicht rosafarbenen, blutleeren Lippen. Sie sah so friedlich und teilnahmslos aus, als schliefe sie lediglich.

    »Sie ist nicht verwest. Sie ist ein Vampir!«, überschlugen sich die erregten Rufe.

    Dettenwangers mit schriller Stimme vorgetragener Einwand, dass der Bleisarg am guten Zustand der Leiche schuld sei, wurde überhört.

    »Sie war es, die nachts aus dem Grab aufgestanden ist und das Blut der Lebenden gesaugt hat!«

    Plötzlich Lärm an der Tür. Pferdewiehern. Ein Reiter auf einem großen Rappen ritt durch den Eingang des Mittelschiffs, hielt nach links und dann durch das Kirchenschiff. Das Geklapper der Hufe auf dem Steinboden wurde durch die plötzlich eingetretene Stille und den Hall im Kirchenbau um ein Vielfaches verstärkt. Fast hörte es sich an, als galoppiere eine ganze Herde mongolischer Reiter durch die Kathedrale.

    Wiederum bog der mysteriöse Reiter links ab. Er hielt vor dem offenen Grab. Der Rappe wieherte, tänzelt und stieg dann nach oben. Mühsam beruhigte der Reiter ihn. Er stieg ein zweites Mal. Und ein drittes Mal.

    »Das ist der endgültige Beweis.« Fast frohlockend stieß der Führer der Bauernmeute es aus. »Wenn ein Rappe dreimal scheut vor einem Grab, dann liegt dort ein Vampir.«

    Jetzt gab es kein Halten mehr. Kräftige Männerhände packten den schweren Sarg und trugen ihn aus der Kirche auf den kleinen Friedhof daneben. In weiser Voraussicht hatten andere Männer schon ein Grab ausgehoben. Ulrich traute seinen Augen kaum, als er sah, wie einer der Männer einen angespitzten Holzpflock nahm, ihn der toten Theodora Hyazintha von Silberstein auf die Brust setzte – Dettenwanger schrie auf vor Entsetzen – und mit dem kräftigen Schlag eines großes Holzhammers den Pflock durch ihre Brust trieb. Da, wo ihr Herz gewesen war, wäre es nicht bei der Obduktion entnommen worden, was aber keinem der Bauern auffiel.

    »Jetzt hat die Seele Ruhe!«

    Der Anführer der Vampirjäger nahm Eleonoras weiße Hände und fesselte sie

Weitere Kostenlose Bücher