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Der Fluch des Denver Kristoff

Der Fluch des Denver Kristoff

Titel: Der Fluch des Denver Kristoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ned Vizzini , Chris Columbus
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den Helm auf und Eleanor bekam die Panzerhandschuhe, die ihr bis zum Ellenbogen reichten.
    Auch wenn ihre Ausstattung eher nach Halloween-Party aussah als nach einer Expedition in einen unheimlichen Urwald, waren sie immerhin einigermaßen geschützt, als sie das Haus verließen.
    Brendan blinzelte in das helle Sonnenlicht. Das mit dem Helm war doch keine so gute Idee gewesen. Die Augenschlitze waren für jemanden gemacht, dessen Augen viel weiter auseinanderstanden. Er versuchte, ihn abzunehmen, aber das Ding saß fest. Cordelia legte den Kopf in den Nacken und blickte hinauf zu den mehr als dreißig Meter über ihnen liegenden Baumkronen, zwischen denen nur schmale Streifen eines blauen Himmels zu erkennen waren.
    »Mom!«, rief Eleanor. »Mommy! Bist du hier draußen?«
    »Dad! Hey Dad, kannst du uns hören?«, rief Brendan. »Wir sind in Sicherheit! Mehr oder weniger …«
    Für einen Moment waren alle Vögel und Insekten still … dann setzte das Gezwitscher und Gesumme wieder ein, als hätten die Walker-Kinder nie etwas gesagt. Mit gezückten Waffen schlichen sie dicht beieinanderbleibend ums Haus. Immer wieder riefen sie nach ihren Eltern. Brendan hoffte beinahe sehnsüchtig darauf, etwas Vertrautes wiederzufinden, auch wenn es der steinerne Engel gewesen wäre. Die Wildnis, die sie umgab, sah erschreckend gleichförmig aus. Außer dem entfernten Bach, den sie vom Dachfenster aus gesehen hatten, gab es nichts, woran man sich hätte orientieren können. Nur am Schatten der Bäume ließ sich erkennen, in welche Richtung man sich bewegte. Und falls wir nicht in der Zeit zurückgeworfen wurden, wer sagt uns, dass wir nicht an einem merkwürdigen Ort gelandet sind, wo die Sonne im Westen auf- und im Osten untergeht?
    Als die Kinder wieder bei der Haustür angekommen waren, hatten sie zwar ihre Eltern immer noch nicht gefunden, doch ihre Rufe hatten jemand anderes angelockt.
    Ein Wolf, von der Schnauze bis zur Schwanzspitze bestimmt an die zwei Meter fünfzig lang, beschnüffelte den Boden vor ihrem Haus.

16
    D er Wolf hob den Kopf. Sein verfilztes Fell war übersät mit den Narben vergangener Kämpfe, aus seinen milchig weißen Bestienaugen starrte er die Kinder an. Er knurrte, reckte die Schnauze wie zu einem falschen Grinsen und zeigte ihnen seine doppelten Reihen feucht glänzender, rasiermesserscharfer Zähne. Er machte einen Schritt auf sie zu.
    »Bren!«, flüsterte Cordelia. »Was machen wir jetzt?«
    Brendan versuchte, sich daran zu erinnern, was er bei den Pfadfindern über Angriffe von Tieren gelernt hatte. Man sollte sich nicht bewegen, sich leise und ruhig verhalten; das Tier würde einen in Ruhe lassen, wenn man es ebenfalls in Ruhe ließ – aber all das war unter dem gierigen Blick einer wilden Bestie, die eindeutig beabsichtigte, sie zu fressen, ohnehin bedeutungslos. Er konnte nicht mehr tun, als sämtliche Muskeln anzuspannen und – trocken zu schlucken. Der Wolf beugte seinen Kopf über Eleanor. Er war mindestens einen Kopf größer als sie und sah aus, als könnte er sie ohne Mühe mit einem Happs verschlingen. Sein dreieckiger Schädel schien aus nichts anderem als seinem klaffenden Maul zu bestehen. Speichel triefte von den fellbewachsenen Rändern seiner schwarzen Lefzen.
    Der Wolf beschnüffelte Eleanor. Ihr Atem ging stoßweise. Tränen liefen ihr lautlos übers Gesicht. Der Wolf riss sein Maul auf. Eleanor kniff fest die Augen zu und keuchte vor Angst, als ihr der faulige Atem in die Nase stieg …
    Und dann hielt der Wolf inne, reckte den Kopf und rannte hinter das Haus.
    Brendan traute seinen Augen nicht. Er fing Eleanor gerade noch rechtzeitig auf, als ihre Knie nachgaben. Zusammen mit Cordelia hielt er sie fest im Arm. Mit aller Kraft riss er sich endlich den Helm vom Kopf und küsste sie aufs Haar.
    »Was war denn das?«, fragte Eleanor. »Ich dachte, ich sterb gleich!«
    »Anscheinend hat der Wolf vor uns Angst gekriegt.«
    »Warum? Weil wir so böse aussehen?«, fragte Cordelia.
    »Kann doch sein.«
    »Sei nicht albern. Er hat etwas gehört. Da, da ist es wieder!«
    Jetzt hörten sie es alle: Es kam tief aus dem Wald – Hufgetrappel.
    »Pferde?«, fragte Eleanor hoffnungsvoll.
    Das Geräusch wurde lauter, der Boden unter ihren Füßen vibrierte, man konnte es bis in die Magengrube spüren. »Schnell, alle ins Haus«, sagte Cordelia.
    »Aber Deli«, protestierte Eleanor, »ich will doch nur …«
    »Sofort. Da kommt jemand!«
    Cordelia rannte zur Haustür, Brendan zerrte Eleanor

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