Der Fluch des Denver Kristoff
Mal in ihrem Leben sprachlos.
»Moment mal!«, rief Cordelia. »Von welchem Land ist diese Daphne die Königin? Wo sind wir?«
»Schweig!«, donnerte Slayne. Krom trat ihr in den Bauch. »Wie kannst du es wagen, ungefragt zu reden!«
Cordelia kniff fest die Augen zu und versuchte, den Schmerz auszublenden, um sich ganz darauf zu konzentrieren, was um sie herum gesprochen wurde. Aus irgendeinem Grund kamen ihr diese Krieger bekannt vor, warum, konnte sie nicht genau sagen. Ein Gedanke spukte in ihrem Gehirn herum, doch vor lauter Angst und Schmerzen entwischte er ihr immer wieder.
Slayne zog sein Schwert und widmete sich wieder Brendan, der sich aufzusetzen versuchte. Er hielt ihm die Klinge an die Kehle.
»Ich …«
»Schsch«, brachte Slayne ihn zum Schweigen und drückte ihm die Spitze auf die Haut. Noch drang sie nicht ein, aber gleich – Brendan sah es schon vor sich: Die dünne Membran, die ihn von der Außenwelt trennte, würde reißen und er würde an diesem fremden Ort sterben, ohne dass auch nur irgendjemand wusste, dass er hier war. Überrascht stellte er fest, dass er weder sein Leben noch einmal im Zeitraffer vor seinem inneren Auge ablaufen sah noch über all die Dinge nachdachte, die er nun nicht mehr tun konnte, weil sein Leben schon mit zwölf Jahren enden würde. Sein einziger Gedanke war: Nein, nein, lass es aufhören, bitte, lieber Gott, tu doch etwas!!
Und da …
RACK-RACK-RACK-RACK-RACK-RACK!
Im ersten Moment dachte Brendan an ein Maschinengewehr. Slayne sah nach oben. Krom sah nach oben. Alle Augen richteten sich zum Himmel.
»Eine Sopwith Camel!«, schrie Brendan.
Solche Flugzeuge hatte er in Geschichtsbüchern über den Ersten Weltkrieg gesehen. Es war ein legendäres britisches Jagdflugzeug, eine einmotorige Doppeldecker-Propellermaschine. Und diese hier kam direkt auf sie zu.
Sie schlug durch die Baumkronen, ließ Äste und Blätter auf sie herabregnen, die wie in Zeitlupe auf den Boden segelten. Das Flugzeug sah aus, als würde es nur noch von Spucke und Kleber zusammengehalten. Schwarzer Rauch quoll aus dem Cockpit. Hinter dem Doppeldecker, durch das frisch geschlagene Loch im Blätterdach, blitzte Geschützfeuer auf.
»Eine Fokker DR1«, rief Brendan. Dieses Flugzeug hatte er auch schon mal gesehen; so eines flog der berühmte Rote Baron in alten Filmen. Es hatte knallrote dreifache Tragflächen mit schwarzen Kreuzen. Die Fokker war dem britischen Flugzeug dicht auf den Fersen. Als klar war, dass die Sopwith Camel abstürzte, schwenkte die deutsche Fokker nach rechts oben ab und verschwand in den Wolken. Die Sopwith Camel beschrieb einen Bogen und sackte immer tiefer. Der Motor stotterte in der stickigen Luft. Sprachlos vor Staunen sahen die Krieger dem seltsamen Flugobjekt entgegen. Rauchgeruch stieg ihnen in die Nase. Slayne nahm sein Schwert von Brendans Hals und fragte: »Was für eine Kreatur der Finsternis ist das schon wieder?«
19
D ie Walkers blieben ihm die Antwort schuldig. Slaynes Krieger waren nicht fähig zu antworten, so sehr hatte das Spektakel ihnen die Sprache verschlagen. Ein Feuer spuckendes, vielflügeliges Drachenwesen raste im Slalom zwischen den riesigen Bäumen hindurch. Dabei reckte es immer wieder die Schnauze zum Himmel, versuchte vergeblich, Höhe zu gewinnen, während es dennoch unaufhaltsam absackte – direkt auf sie zu.
Die Krieger warfen sich auf den Boden. Die Walkers in ihrem Netz machten sich so klein, wie sie nur konnten. Das Flugzeug brauste über sie hinweg, die ruckartig rotierenden Propellerflügel verfehlten ihre Köpfe nur um Haaresbreite.
Dann machte es eine Bruchlandung.
Als Erstes lösten sich die beiden übergroßen Vorderräder und rollten davon. Der Rumpf setzte kurz auf, schnellte aber wieder hoch wie ein Stein, der über eine Wasseroberfläche glitscht, bevor es endgültig auf die Erde krachte. Das Flugzeug schlingerte über Felsen, Äste und Baumwurzeln und grub eine tiefe Furche in den Waldboden, bis es ungefähr fünfzehn Meter weiter vor einem Baum zum Stillstand kam. Der Motor heulte immer noch. Der Propeller drehte sich stoßweise weiter.
Der Pilot kroch aus der Maschine und sackte in sich zusammen. Eine Fliegerbrille und ein lederner Helm verdeckten sein rußgeschwärztes Gesicht. Unter seiner Bomberjacke mit Reißverschluss trug er eine Militäruniform. Benommen rappelte er sich auf, mager und wie durch ein Wunder unverletzt, und entfernte sich rasch vom Flugzeug.
»Wer ist das?«, fragte Eleanor
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