Der Fluch des Denver Kristoff
eine deutliche Spur auf dem Waldboden hinterließen. Eine Weile rannten sie schweigend nebeneinanderher, nur ihren eigenen keuchenden Atem im Ohr – und dann hörten sie ein weiteres Geräusch. Hufgetrappel.
Die Krieger hatten sie auf ihren Pferden schnell eingeholt. Cordelia stolperte über eine Baumwurzel, Brendan erwischte sie, bevor sie stürzte, und riss sie hoch. Mit einem dumpfen Tschack bohrte sich ein Pfeil neben ihm in den Baum. Eleanor rannte, so schnell ihre kurzen Beine sie trugen. Die Gedanken, die den Geschwistern durch den Kopf rasten, waren kaum noch menschlicher Natur, sie glichen vielmehr denen gejagter Tiere – Nein! Lauf weiter! Sie kommen!
Slayne, der den Männern auf seinem mächtigen Pferd vorausritt, ließ geschickt ein Netz aus eisernen Schlingen über seinem Kopf kreisen und schleuderte es zielsicher über Brendan, Cordelia und Eleanor. Es legte sich über sie wie ein Spinnennetz, nur tausend Mal schwerer. Slayne zog es mit einem kräftigen Ruck zusammen und die Kinder purzelten wild durcheinander und schrien schmerzvoll auf, während er das Bündel über scharfe Felskanten und stechende Äste zu sich heranzog.
Er zügelte sein Pferd und schwang sich mit – für einen Mann von der Statur eines Armeepanzers – erstaunlicher Anmut aus dem Sattel.
Gelassen spazierte er um seine Beute herum. Der Boden bebte unter seinen schweren Stiefeln, ansonsten hörten die Walker-Geschwister neben der Laute der Vögel und Insekten nur ihren eigenen Herzschlag. Die übrigen Krieger starrten von ihren Pferden auf sie herab. Plötzlich griff Slayne durch das Netz, packte Brendan beim Kragen und hob ihn hoch wie eine Puppe. Die eisernen Maschen schnitten ihm ins Gesicht.
»Warum seid ihr hier?«, bellte Slayne und hauchte Brendan seinen fauligen Atem ins Gesicht.
»Ich … ehrlich, ich weiß es doch auch nicht. Die Windfurie hat …«
»Ah, du gibst also zu, dass ihr Hexenwesen seid!«
»Nein, nein! Natürlich nicht!«
»Und die Windfurie ist eure Herrin?« Er nickte Krom und einem anderen Krieger, dem Bogenschützen, zu. Sie saßen ab und bauten sich drohend vor Cordelia und Eleanor auf.
»Nein, nein, sie hat uns hierhergeschickt«, erklärte Brendan. »Wir sind keine …«
»Ihr seid unerlaubt in mein Land eingedrungen.«
»Wir sind ja nicht freiwillig hier …«
Krom und seine Kumpane stellten Cordelia und Eleanor ihre schweren Stiefel auf den Bauch. Cordelia spürte, wie ein Käfer über ihr Ohrläppchen krabbelte, und glaubte, schreien zu müssen.
»Bitte … tun Sie meinen Schwestern nichts. Lassen Sie uns doch einfach gehen, wir werden auch sofort aus Ihrem Land verschwinden, versprochen.«
»Weißt du, welche Strafe Eindringlinge wie euch erwartet?«
»Nein …«
»Hexenmeister erwartet der Tod.« Slayne ließ Brendan kurz seinen Schraubstockgriff am Hals spüren. »Und für Hexen …« Seine Augen verengten sich zu bösen Schlitzen. »… haben wir unsere eigene Methode …«
Die Krieger zu Pferd und auch das Fußvolk grölten vor Lachen. Krom ging in die Knie, griff in Cordelias Haar und schnüffelte gierig daran …
»Lass deine dreckigen Finger von ihr!«, schrie Brendan und trat wild um sich. Slayne ließ ihn fallen, hieb ihm aber noch seine Faust in die Magengrube.
Brendan krümmte sich am Boden und schnappte nach Luft wie ein Fisch auf dem Trockenen. Slayne trat an die gefangene Eleanor heran.
»Und nun zu dir …«, sagte er und beugte sich über sie, »sieh mal, was du angerichtet hast.« Er zeigte ihr seine linke Gesichtshälfte.
»Tut mir leid«, sagte Eleanor, als sie die beiden Löcher in seiner Wange sah. »Das kommt eben davon, wenn Sie behaupten, dass Sie Ihr Pferd essen wollen.« Cordelia und Brendan wechselten einen kurzen Blick. Obwohl Brendan kaum noch Luft bekam, konnte er sich ein stolzes Lächeln über den Mut seiner kleinen Schwester nur mit Mühe verkneifen.
»Dafür, dass du mich so verunstaltet hast, wartet eine ganz besondere Strafe auf dich. Ich werde dich zu jemandem bringen, der längst nicht so gnädig und verständnisvoll ist wie meine Männer und ich.«
»Wer denn?«, fragte Eleanor.
»Königin Daphne.« Slayne grinste. »Sie liebt kleine Kinder. Vor allem so kleine Hexendinger. Und am liebsten isst sie die lebendig. Und hellwach. Meistens fängt sie mit diesen kleinen Fingerchen an.«
»Hab auch schon erlebt, dass sie zuerst die Ohren abreißt«, fügte Krom hinzu und nickte nachdenklich.
Eleanor zitterte wie Espenlaub und war zum ersten
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