Der Fluch des Denver Kristoff
Höchstens vielleicht Ihre Handgranate.«
»Handgranate? Woher weißt du, dass ich eine habe?«
»Das weiß ich eben. Die Piloten im Ersten Weltkrieg hatten manchmal Granaten bei sich. Ich will dir ja keine Angst machen, aber ich habe da was gelesen … und ich habe den Verdacht, dass etwas verdammt Riesiges hinter uns her ist, etwas, das nur eine Granate aufhalten könnte.«
»Gut, wenn du meinst.« Will zog einen eiförmigen Metallgegenstand aus seiner Jackentasche.
Brendan klappte die Kinnlade herunter. »Ist das dein Ernst?«
»Ja. Stift ziehen, bis drei zählen und werfen. Du kannst doch werfen oder?«
»Vier Jahre Little League!«, sagte Brendan. »Schon mal was von Baseball gehört?«, fügte er hinzu, als er Wills verständnislosen Gesichtsausdruck bemerkte.
»Bewahr sie gut auf, Brendan. Und wenn dir etwas Ungewöhnliches auffällt, ruf mich!«
Brendan reichte Will das Messer zurück und ging vor die Tür. Fasziniert ließ er die Handgranate auf der Handfläche hin- und herrollen.
31
I m Wohnzimmer traf Will auf Cordelia und Eleanor, die sich dort mit ihren Bücherstapeln niedergelassen hatten, nachdem es in der Bibliothek zum Lesen zu dämmrig geworden war. »Euer Bruder hat für eine Weile die Wache übernommen.«
Cordelia klappte das Buch zu und tat, als habe sie Will gerade erst bemerkt. In Wahrheit hatte sie ihn bereits aus den Augenwinkeln erspäht, als er zur Tür hereingekommen war, aber sie wollte ihm demonstrieren, dass ihr das Buch wichtiger war als er. »Du hast meinem Bruder unser Leben anvertraut?«
»Nur für einen Moment. Habt ihr schon irgendwelche Hinweise gefunden?«
Eleanor erklärte ihm die Theorie, dass sie in einem Mischmasch aus drei verschiedenen Büchern steckten, und zeigte ihm, wie viel sie schon von ihrem Piratenroman gelesen hatte – immerhin fünfzig Seiten.
»Wow! Du bist ja richtig weit gekommen!«, lobte Will.
»Na ja«, gestand Eleanor ein bisschen verlegen, »ich lese auch nicht jedes Wort . Ich kann nämlich nicht besonders gut lesen. Also lese ich auf jeder Seite immer nur ein kleines Stück und dann blättere ich weiter.«
»Aber sie macht das toll«, sagte Cordelia.
»So toll auch wieder nicht«, meinte Eleanor. »In dem Buch steht wirklich nichts, was uns helfen könnte.«
»Wie wär’s, wenn du eine kleine Pause machst«, schlug Will vor. »Wir müssen wachsam bleiben.«
»Gute Idee«, sagte Cordelia.
»Super!« Eleanor sprang auf. »Ich geh mit meinen American-Girl-Puppen im Speisenaufzug spielen!«
»Aber Nell, klettere nicht in …«, begann Cordelia, aber ihre Schwester war bereits aus dem Zimmer geflitzt. Das Piratenbuch lag noch aufgeschlagen auf dem Sofa. Cordelia seufzte, strich die Seiten glatt und legte den Schutzumschlag wieder darum. »Wir müssen respektvoll mit diesen Büchern umgehen«, erklärt sie Will. »Es sind seltene Exemplare und anscheinend stecken in ihnen verborgene Kräfte. Wenn wir wirklich in ihnen gefangen sind, könnte schon eine geknickte Seite einen Taifun auslösen oder ein Erdbeben.«
»Hast du das Buch über mich schon zu Ende gelesen?«, fragte Will beiläufig.
Cordelia wich seinem Blick aus. »Ja, habe ich«, gestand sie.
»Nun, dann … darf ich es doch sicher auch lesen?«
»Nein, lieber nicht. Das wäre, als würdest du dir in einem Zeitreisefilm selbst begegnen«, sagte Cordelia. »Außerdem glauben wir inzwischen, dass sich dein Schicksal geändert hat.«
Will lächelte schwach. »Mit anderen Worten … am Ende sterbe ich.«
Cordelia verzog keine Miene.
»Verliebe ich mich?«
Wieder versuchte Cordelia stammelnd, sich um eine klare Antwort zu drücken. Sie würde Will nichts von dieser Penelope Hope erzählen. Wenn sein Schicksal sich wirklich verändert hat, dann ist das sicher ein guter Test. Schließlich sagte sie: »Du vollbringst eine Menge Heldentaten.«
»In einem Krieg zu kämpfen, ist nicht besonders heldenhaft«, sagte Will. »Das gehört dazu. Jeder Soldat kämpft. Was dagegen, wenn ich mich zu dir setze?«
»Ja, natürlich – ich, meine, nein –, setz dich doch.«
Will ließ sich neben ihr auf dem Sofa nieder, wobei er darauf achtete, dass zwischen ihnen ausreichend Abstand blieb. Er ließ seinen Blick durchs Zimmer wandern. Es war immer noch voller Trümmer. Von dem Beistelltisch mit der Glasplatte war nur noch ein Scherbenhaufen neben dem Klavier geblieben. An der Wand zeichnete sich ein dunkler Fleck ab: Er stammte von Mrs Walkers Blut.
»Das muss einmal ein sehr schöner
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