Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch des Denver Kristoff

Der Fluch des Denver Kristoff

Titel: Der Fluch des Denver Kristoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ned Vizzini , Chris Columbus
Vom Netzwerk:
beiden Seiten der Felswand wuchsen Bäume, dazwischen ragte die nackte graue Steinplatte in den Himmel.
    Perfekt, dachte Brendan. Er erinnerte sich an einen Familienausflug nach Colorado, als sie mit dem Auto über eine gefährlich schmale Bergstraße gefahren waren. Zwischen dem Wagen und der Felswand waren nur wenige Zentimeter Platz gewesen! Fasziniert hatte Brendan von seinem Vater wissen wollen: »Wie haben sie es geschafft, hier eine Straße zu bauen?« Sein Vater hatte auf die kleinen Bohrlöcher im Felsen gedeutet. »Siehst du das? In diese Löcher haben sie das Dynamit gesteckt und den Weg freigesprengt.«
    Das musste ja wohl mit einer Handgranate auch funktionieren.
    Er zog einmal kräftig an dem kleinen Metallstift, schleuderte die Granate Richtung Felswand und hechtete hinter einen Baum. Er kniff die Augen zu und hielt sich die Ohren zu …
    BUMM!
    Trotz der schützenden Hände auf den Ohren fühlte es sich an, als hätte es ihm das Trommelfell zerrissen.
    Als Will und Cordelia den Knall hörten, ließen sie auf der Stelle alles fallen.
    »Was war das?«, fragte Cordelia erschrocken.
    »Oh-oh«, machte Will nur und stürmte aus dem Zimmer. »Ich wusste es … ich hätte ihm die Handgranate nicht geben dürfen.«
    »Du hast Brendan eine Handgranate gegeben?«, schrie Cordelia, während sie hinter Will herrannte. »Bist du wahnsinnig?«
    Draußen im Wald öffnete Brendan vorsichtig die Augen und betrachtete blinzelnd sein Werk. Am Fuß der Felswand klaffte ein Loch. Rundherum verteilt lagen spitze Gesteinssplitter und schienen genau darauf zu zeigen. Das Loch war nicht besonders groß – es hatte ungefähr die Tiefe einer Kaminöffnung –, und als sich der Rauch verzogen hatte, sah Brendan, was in dem Loch lag.
    Ein Buch.
    Das gibt es nicht!, dachte er, doch als er näher kam, erkannte er es klar und deutlich: Vor ihm lag Das Buch des Verderbens und Verlangens .
    Weil ich etwas nur für mich allein gemacht habe. Weil ich auf mein selbstsüchtiges Verlangen gehört habe.
    Brendan erinnerte sich, wie er Cordelia vor diesem Buch gewarnt hatte; er hörte sich noch sagen, dass die Windfurie sie nur danach suchen ließ, weil sie die Walker-Geschwister in eine Falle locken wollte … aber all das schien ihm in diesem Moment unwichtig. Es lag direkt vor ihm. Ein einziger Blick genügte, um zu erkennen, dass es ein magisches Buch war, magischer als alles, was er in seinem Leben bisher gesehen hatte. Es lag weder an der Form des Buches noch an der Größe, sondern – er konnte es nicht in Worte fassen. Macht traf es vielleicht am ehesten.
    Was steckt bloß in diesem Buch? Wie kann es solche Macht besitzen, wenn es fast nur aus leeren Seiten besteht?
    Voller Neugierde stürzte Brendan sich auf das Buch. Es fühlte sich heiß an unter seinen Händen, feiner Rauch stieg von ihm auf.
    Er war schon dabei, es aufzuschlagen … da ertönte aus dem Wald ein ohrenbetäubendes Krachen. Sehr laut und sehr nah.
    »Oh nein …« Während Brendan noch auf das Buch in seiner Hand starrte, fielen ihm plötzlich seine beiden Schwestern ein. Er hatte eine Riesendummheit begangen. Seine Gier, sein Verlangen, das Buch zu öffnen, waren zu groß, zu unheimlich. Er hatte seinen Posten vor der Tür verlassen, um aus Spaß einen Felsen in die Luft zu sprengen … dabei hatte er seine Schwestern schutzlos zurückgelassen – seine Pflicht verletzt, wie Will sagen würde. Und jetzt drohte Gefahr.
    Brendan schleuderte das Buch auf den Boden. »Weg mit dir!«, sagte er. »Du bist abgrundtief böse.« So schnell er konnte, lief er zurück zur Villa Kristoff.

32
    C ordelia und Will stürzten aus der Haustür und blieben wie angewurzelt stehen, während ihr Verstand verarbeitete, was sie vor sich sahen: zwei überdimensionale, von oben bis unten mit Dreck verkrustete nackte Füße, von denen jeder einzelne beinahe so groß war wie das Haus. Die Beine darüber hatten die Ausmaße von Mammutbaumstämmen und waren ebenso nackt.
    »Ein Riese«, stammelte Will fassungslos.
    »Viel größer«, sagte Cordelia, »ein Koloss.«
    Vor lauter Angst, noch mehr nackte Körperteile zu Gesicht zu bekommen, wagte sie kaum, nach oben zu schauen. Als sie dann doch einen kurzen Blick riskierte, atmete sie erleichtert auf: Der Koloss trug einen Lendenschurz in der Art einer Windel. Der Riese überragte sogar noch die höchsten Baumwipfel. Von da unten konnte Cordelia über den Lendenschurz hinaus nichts mehr erkennen.
    Hinter den Riesenfüßen stürzte plötzlich

Weitere Kostenlose Bücher