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Der Fluch des Denver Kristoff

Der Fluch des Denver Kristoff

Titel: Der Fluch des Denver Kristoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ned Vizzini , Chris Columbus
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Raum gewesen sein«, sagte Will.
    »Ja, war es. Und meine Familie ist ja gerade erst eingezogen! Wir hatten nicht mal Zeit, uns richtig einzuleben.« Cordelia dachte daran, wie wunderschön ihr die Villa Kristoff bei ihrem ersten Besuch erschienen war.
    »Vielleicht sollten wir ein bisschen aufräumen?«
    »Jetzt?«
    Will nickte.
    »Ich weiß nicht, ob ich im Moment die Kraft dazu habe …«, sagte Cordelia niedergeschlagen. »Können wir es nicht noch eine Weile so lassen …?«
    »Ich verstehe«, sagte Will. »Wenn alles so bleibt, könnt ihr so tun, als sei alles nur ein böser Traum, aus dem ihr hoffentlich bald aufwacht. Wenn es aber wieder aussieht wie vorher …«
    » … erinnert es mich die ganze Zeit an unsere Eltern«, beendete Cordelia den Satz. »Und wenn ich zu viel an sie denke …«
    »Macht es dich schwach. Und du hast Angst, dass du dann nicht mehr stark genug bist, das alles durchzustehen.«
    »Ich bin beeindruckt. Man hat fast das Gefühl, du könntest Gedanken lesen.«
    »Kennst du den Spruch ›Beim Zuhören lernt man am meisten‹?«
    »Klingt wie aus einem Selbsthilfe-Ratgeber. Hast du das irgendwo gelesen?«
    »Nein, das hat Frank Quigley immer gesagt.«
    »Wer?«
    »Ein Hauptmann der britischen Luftwaffe. Einer der besten Flieger unseres Geschwaders. Allerdings ist er Kanadier, deshalb war ich zu Anfang nicht besonders scharf drauf, ihm zuzuhören. Aber der Mann hatte eine besondere Ausstrahlung. Irgendwann fiel mir auf, dass er bei den Mahlzeiten nie ein Wort sagte, obwohl er ein beliebter Kerl war. Als ich ihn darauf ansprach, hat er diesen Satz gesagt, der ihm angeblich in seinem Leben viel geholfen hatte, ›Beim Zuhören lernt man am meisten‹. So habe ich es bei euch auch gemacht. Und daher weiß ich, dass auf dir, Cordelia, eine große Verantwortung lastet.«
    Cordelia nickte wie gelähmt.
    »Deine Geschwister verlassen sich ganz auf dich. Sie haben Respekt vor dir. Und das setzt dich unter Druck. Die Führung zu übernehmen, Antworten zu finden … ihnen ihr Leben zurückzugeben. Diese Art von Druck kann übermächtig sein.«
    Cordelia seufzte. »Das ist so wahr.«
    »Ich habe im Krieg die Erfahrung gemacht, dass man manchmal sein Leben nicht einfach so zurückbekommt, man muss es sich zurückholen.«
    Will stand auf und reichte ihr seine Hand. Cordelia ergriff sie.
    »Es kann sein, dass wir hier noch eine ganze Weile festsitzen«, sagte Will. »Dieses Haus ist alles, was wir haben. Es hat keinen Zweck, es um uns herum verfallen zu lassen. Wir müssen anfangen, uns etwas zu essen zu besorgen, unsere Kleidung zu waschen, uns regelmäßige Bewegung zu verschaffen …«
    »Und dieses Zimmer aufzuräumen«, ergänzte Cordelia.
    »Ich fange mit den schwereren Sachen an«, sagte Will und zeigte auf den beinlosen Flügel. »Du kümmerst dich um das zersplitterte Holz.«
    Gemeinsam machten sie sich ans Aufräumen. Immer wieder ertappte Cordelia sich, wie sie zu Will hinübersah, sie konnte einfach nicht anders. Die wenigen Male, die sie seinen Blick auffing, lächelte er ihr zu, wie ein Vater oder ein Lehrer, der ein Kind ermunternd anlächelt. Er denkt immer noch, ich bin ein Kind. Vielleicht wäre es besser, er würde sich dabei überhaupt nichts denken …
    Brendan hatte unterdessen auf seinem Wachposten nichts Verdächtiges bemerkt, das einen Einsatz gefordert hätte. Allerdings war er mittlerweile wie besessen von dieser Handgranate. Er wollte unbedingt etwas in die Luft jagen. Ist doch irre , dachte er, in Filmen oder beim Videospielen explodiert ständig etwas, aber in echt habe ich das noch nie ausprobiert. Außerdem habe ich heute schon ganz schön viel durchgemacht; ein paar Mal wäre ich sogar beinahe draufgegangen. Ein bisschen Spaß habe ich mir echt verdient.
    Er verließ seinen Posten vor dem Haus. Der Wald erschien ihm gar nicht mehr so gefährlich; er hatte weder einen Wolf noch eine hässliche Libelle gesehen und auch kein Hufgetrappel gehört. An den gekappten Bäumen vorbei, die die Windfurie hinterlassen hatte, machte er sich auf den Weg in den Wald. Er wollte nicht weit, nur weit genug weg vom Haus.
    Unterwegs fragte Brendan sich, wie er vor dem Wald so viel Angst haben konnte. Es war ein herrlicher Tag, die Luft war klar und hell und duftete herrlich frisch … wie in einer Shampoo-Werbung, dachte er. Er kam zu einer kleinen Klippe, einer etwa sieben Meter hoch aufragenden Felswand, die an der oberen Kante in einen sanft gewellten Hügel überging. Darauf und zu

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