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Der Fluch des Denver Kristoff

Der Fluch des Denver Kristoff

Titel: Der Fluch des Denver Kristoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ned Vizzini , Chris Columbus
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Augenhöhe waren Fackeln an der Wand angebracht, die in einer langen Reihe in der Dunkelheit verschwanden.

38
    M it einer der Kerzen, die immer noch auf dem Fußboden brannten, entzündete Cordelia die erste Fackel. Laut zischend loderte eine helle Flamme auf und tauchte den Geheimgang in ein unruhig flackerndes orangefarbenes Licht. Auf der einen Seite schien der Gang Richtung Wohnzimmer zu führen, auf der anderen Richtung Küche, bog jedoch auf beiden Seiten vorher ab und führte zu einem ihnen unbekannten Ziel. Abgesehen von den Fackeln waren die Wände nackt.
    »Gehen wir?«, fragte Will und zwängte sich durch die Öffnung.
    »Nur, wenn ich die Taschenlampe halten darf«, sagte Eleanor. »Ich traue den Fackeln nicht.«
    Einer nach dem anderen quetschte sich in den Gang. »Wohin zuerst?«, fragte Cordelia. Eleanor bestand darauf, per »Ene-mene-mu« abzuzählen, und entschied dann, dass sie zuerst Richtung Küche gehen sollten.
    Will nahm die erste Fackel, um mit ihr die nächsten zu entzünden. Nach und nach wurde es im Gang immer heller, sodass er selbst Eleanor nicht mehr so unheimlich war. Als sie über die Schulter zurückblickte, stellte sie fest: »Wie bei Hänsel und Gretel mit den Brotkrumen.«
    »Wurden die am Ende nicht aufgefressen?«, witzelte Brendan.
    »Schsch«, mahnte Cordelia ärgerlich und Eleanor stieß ihren Bruder in die Seite, wobei seine Haare einer brennenden Fackel gefährlich nahe kamen.
    Nach der ersten Biegung öffnete sich der Gang zu einer etwa fünf Quadratmeter großen Kammer. An der Wand lehnte ein helles Bücherregal. Cordelia wollte gerade neugierig darauf zulaufen, als sie erschrocken innehielt.
    »Das ist ja aus Knochen!« Tatsächlich sah es so aus, als wäre das Regal mit Teilen eines ausgebleichten menschlichen Knochens gebaut, die Seitenteile aus knorrigen, gedrehten Oberschenkelknochen und die Regalbretter aus Schienbeinen, auf denen die Bücher schräg aneinanderlehnten. Brendan nahm das Regal genauer unter die Lupe und klopfte mit den Fingern darauf herum.
    »Das ist nur Holz, Deli«.
    Cordelia kniff misstrauisch die Augen zusammen – tatsächlich: Das Regal bestand aus hellem Treibholz, das von Messingschrauben zusammengehalten wurde. Das unruhig tanzende Licht der Fackeln musste ihr einen Streich gespielt haben.
    »Tut mir leid«, sagte sie.
    »Was sind das für Bücher?«, fragte Will. »Noch mehr Denver-Kristoff-Schund? Ganz der selbstverliebte Vielschreiber.«
    »Die sehen aber anders aus«, bemerkte Eleanor.
    Cordelia schlug einen der ledernen Einbände auf. Auf der ersten Seite stand ein französischer Titel, darunter war ein Holzschnitt von Adam und Eva im Garten Eden … Allerdings quoll aus Adams viergeteiltem Schädel das Gehirn an den Seiten heraus und aus Evas Rumpf wuchs ein verkümmertes drittes Bein. Mit zitternden Fingern blätterte Cordelia weiter und stieß auf die Zeichnung eines Schädels mit vier Augenhöhlen, danach auf ein Baby mit rosigen Wangen, dem anstelle der Arme verkrüppelte Flossen gewachsen waren.
    »Das sieht aus wie ein altes Fachbuch über medizinische Abnormitäten.« Angewidert klappte sie das Buch zu und stellte es zurück ins Regal.
    »Cool! Lass mal sehen!«, rief Brendan, doch nach einem kurzen Blick hatte auch er genug gesehen. »Nicht wirklich cool!«
    Will griff nach einem spanisch anmutenden Lexikon, allerdings zum Thema …
    »Menschenopfer«, sagte Will und zeigte Cordelia und Brendan die Abbildung eines federgeschmückten Azteken-Priesters, der einem Opfer das pulsierende Herz aus der Brust riss. Schnell klappte er es wieder zu, um Eleanor den Anblick zu ersparen.
    »Ganz schön schräges Zeug, mit dem sich dieser Kristoff-Kerl beschäftigt hat«, stellte Brendan fest, als er ein Buch mit dem Titel Die Götter von Pegana aufschlug, eines der wenigen, die auf Englisch geschrieben waren: »›Lange bevor die Götter den Olymp bezogen oder Allah zu Allah wurde, hatte Mana-Yood-Sushai gewirkt und geruht.‹«
    »Ein Sushi-Gott? Was soll das denn sein?«, fragte Eleanor.
    »Das ist ein seltenes Werk von Lord Dunsany, ein Handbuch über erfundene Gottheiten«, erklärte Cordelia. »Darf ich mal sehen?«
    Brendan gab ihr das Buch und nahm ein anderes mit dem Titel Der duftende Garten auf. Cordelia blätterte eine Weile in Die Götter von Pegana, bevor sie mit Will die übrigen Bücher durchsah. Sie waren in den verschiedensten Sprachen verfasst – Französisch, Arabisch, Deutsch – und es war schwer zu sagen, wovon genau

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