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Der Fluch des Denver Kristoff

Der Fluch des Denver Kristoff

Titel: Der Fluch des Denver Kristoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ned Vizzini , Chris Columbus
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Jahren hatten sich an den Kanten lange Risse gebildet.
    »Ich wette, Denver Kristoffs Frau hat hier drinnen viel Zeit verbracht«, meinte Eleanor. »Das sieht nach Mädchensachen aus.«
    »Ha, ich glaube eher, Denver Kristoff war ziemlich eitel, wie viele Schriftsteller«, sagte Cordelia. »Wahrscheinlich hat er vor dem Spiegel seinen Bart gestutzt und den Schnurrbart gewachst, bevor er mit unserem Ururgroßvater durch die Stadt gezogen ist.« Zum Beweis zog sie eine Schublade der Frisierkommode auf und brachte ein verrostetes Rasiermesser zum Vorschein. »Siehst du? Eindeutig von einem Mann.«
    »Dann … hat er auch Make-up getragen?«, fragte Eleanor und hielt einen kleinen Samtbeutel mit hautfarbenem Puder hoch.
    »Das ist wirklich seltsam. Ich hätte nicht gedacht, dass sich zu Kristoffs Zeiten die Männer noch geschminkt haben.«
    Eleanor öffnete eine weitere Schublade, in der sie eine Cremedose, ein Streichholzheftchen und ein altes vergilbtes Foto fand, das sie ihrer Schwester zeigte. Auf der Rückseite stand »Die Wissenshüter 1912. Bohemien Club«.
    Das Foto zeigte eine Gruppe von Männern, die auf dem geschwungenen Treppenaufgang einer reich verzierten Empfangshalle standen. Die Pfosten des Treppengeländers waren mit kleinen geschnitzten Wasserspeiern verziert. Die Männer trugen alle die gleichen schwarzen Umhänge und riesige, mindestens dreißig Zentimeter hohe gepuderte Perücken.
    »Das muss der Club sein, von dem Rutherford Walker geschrieben hat!«, sagte Cordelia.
    »Dann sind das die Wissenshüter, von denen er geredet hat«, ergänzte Eleanor.
    »Was für eine alberne Verkleidung! Ich meine, gepuderte Perücken waren selbst 1912 schon total out.«
    Cordelia sah sich die Gesichter der circa vierzig Männer auf dem Gruppenfoto genauer an. »Da, das ist er! Denver Kristoff!«
    Sie zeigte auf einen Mann mit strengen Gesichtszügen und perfekt gestutztem Bart – dasselbe Gesicht wie auf den alten Familienfotos im ersten Stock. Man hatte den Eindruck, als würden die Augen des Mannes den Betrachter an- und gleichzeitig ziellos ins Leere starren, als hätten sie schreckliche Dinge gesehen, von denen niemand sonst etwas ahnte.
    »Ist einer von diesen Männern unser Ururgroßvater?«, wollte Eleanor wissen.
    »Ich bin mir nicht sicher. Man müsste jemanden finden, der Ähnlichkeit mit Dad hat.« Doch sie konnten beim besten Willen niemanden entdecken, auf den das zutraf; nach einer Weile fingen die Gesichter auf dem Foto an, alle gleich auszusehen.
    »Es ist sinnlos! Ich hasse dieses Bild!«, schrie Eleanor. Cordelia konnte gerade noch verhindern, dass sie das Foto in Stücke riss.
    »Nell, nicht! Das ist ein wichtiges Teil in unserem Puzzle. Wir dürfen uns nicht von unseren Gefühlen überwältigen lassen. Denk doch mal nach! 1906 waren Denver Kristoff und Rutherford Walker noch beste Freunde, aber sechs Jahre später, als dieses Foto aufgenommen wurde, ist Walker darauf nicht zu sehen. Die Frage ist: Was hat sie auseinandergebracht?«
    Während Cordelia und Eleanor über diese Frage nachgrübelten, stießen Will und Brendan im Geheimgang auf eine weitere Tür, eine alte, abgewetzte Holztür. Die glatt geschliffene Maserung schimmerte im Licht der Fackel, die Will aus der Halterung an der Wand gezogen hatte.
    »Dieses Mal gehst du zuerst«, bestimmte Will.
    »Nur, wenn du mir deinen Revolver gibst«, erwiderte Brendan.
    »Netter Versuch. Ich gebe dir Deckung.«
    Unsicher drehte Brendan am Türknopf und versuchte, die Tür aufzudrücken. Sie rührte sich nicht.
    »Puh, stand da irgendwas von ›Ziehen‹?« Mit einem Ruck riss er die Tür auf. Mit einem Aufschrei stolperte er nach hinten und fiel auf den Rücken, als ihm ein Skelett entgegenkippte und ihn unter sich begrub.
    Will war kurz davor, einen Schuss abzufeuern, doch im nächsten Moment erkannte er, dass es nur ein harmloser Haufen Knochen war, der klappernd über Brendan zusammenbrach.
    »Was zum – Hilfe!« Starr vor Angst versuchte Brendan, unter dem Skelett hervorzukriechen.
    Die Holztür gehörte zu einem Wandschrank, in dem nur noch gähnende Leere herrschte, nachdem das Skelett herausgefallen war. Es lag auf dem Boden, als hätte es einen Bauchklatscher gemacht. Die Knochen wurden von zahlreichen Schrauben und Kleber zusammengehalten, sein grinsender Schädel blickte Brendan direkt ins Gesicht. Knapp über dem linken Auge ragte ein Splitter aus dem Knochen.
    »Ganz ruhig«, sagte Will zu dem zitternden Brendan und zog das Skelett am

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