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Der Fluch des Denver Kristoff

Der Fluch des Denver Kristoff

Titel: Der Fluch des Denver Kristoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ned Vizzini , Chris Columbus
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sie handelten. Die Themen reichten von Fruchtbarkeitsriten der Eingeborenen über Kräuterzucht, Zubereitung von Zaubertränken bis hin zu Hexenkunst und Dämonenlehre, einschließlich der Darstellung von jammernden Seelen und Höllenfeuern. Abgesehen von den oft abstoßenden Bildern strömte das vergilbte Papier gemischt mit alter Tinte einen unangenehmen säuerlichen Geruch aus.
    »Es riecht wie verwesendes Menschenfleisch«, ekelte sich Cordelia.
    »Oh«, bemerkte Will, »wann hast du schon mal verwesendes Menschenfleisch gerochen?«
    »Ich … also … eigentlich noch nie«, stammelte Cordelia, »aber ich habe schon viele Detektivgeschichten gelesen und darin heißt es immer, dass verwesendes Menschenfleisch wie ein fünf Monate alter Braten riecht oder wie der Seefisch Nördlicher Schnapper, der zu lange in der Sonne gelegen hat.«
    »Mit verwesendem Menschenfleisch hat dieser Geruch überhaupt nichts zu tun«, widersprach Will. »Und glaub mir, ich weiß, wovon ich rede. Den Geruch vergisst man nie.«
    Cordelia verkniff sich die Frage, wo und wann Will diese Erfahrung gemacht hatte, und blätterte weiter durch ein Werk mit dem Titel Das Apokryphen-Bestiarium . Doch sie hatte schnell genug von den grausamen Darstellungen menschlichen Elends – Männer, die auf der Streckbank gefoltert wurden, Babys, die von zottigen Bestien der Brust ihrer Mutter entrissen wurden, leichenfressende Dämonen –, es reichte für mindestens eine Woche voller Albträume. Eleanor starrte die ganze Zeit in den düsteren Gang hinein. Sie machte sich weniger Gedanken um den Inhalt der Bücher als um das, was sie in diesem Haus finden würden.
    »Lasst uns weitergehen«, sagte Cordelia nach einer Weile und riss Brendan Den duftenden Garten aus der Hand.
    »He, was soll das! Ich war gerade dabei, ›Wie man den weiblichen Körper für Opferrituale bemalt‹.«
    »Ich dachte, du hasst Lesen.«
    »Nicht so was Spannendes wie das.«
    »Wir dürfen uns jetzt nicht ablenken lassen. Wir müssen immer noch herausfinden, wohin dieser Gang führt. Außerdem kriege ich bei diesen Büchern Gänsehaut.«
    Immer tiefer drangen die Geschwister in das Innerste des Hauses vor und entzündeten immer mehr Fackeln. Eine ganze Weile folgten sie dem Zickzackkurs des Geheimgangs, ohne auf eine Abzweigung zu stoßen – bis sie schließlich auf der linken Seite eine rostige Metalltür in der Wand entdeckten. Normalerweise hätte man bei einer solchen Tür ein mächtiges Schloss erwartet – diese hier war jedoch einladend einen Spaltbreit geöffnet.
    »Verdächtig einfach«, meinte Brendan. »Wer geht vor?«
    Keine Antwort.
    »Will?«, fragte Brendan.
    »Wieso ich?«
    »Weil du der Älteste bist.«
    »So viel älter bin ich gar nicht.«
    »Weil du eine Pistole hast«, sagte Eleanor.
    »Die wird uns nicht viel nutzen, egal welche Geister sich hier unten verstecken.«
    »Weil wir dir vertrauen«, sagte Cordelia schließlich. Dem konnte Will sich dann doch nicht länger entziehen. Mit seinem Webley-Revolver in der Hand drückte er langsam die Tür auf …
    »Ein Weinkeller! Das sind endlich mal Geister nach meinem Geschmack!«
    Dieser Raum war ungefähr doppelt so groß wie die Kammer mit den Büchern. Die kahlen Wände waren rundherum mit Fackeln bestückt, ein mächtiges Holzregal, in dem unzählige Weinflaschen lagerten, beherrschte den Raum.
    »1899! Ein ausgezeichneter Jahrgang!« Grinsend hielt Will eine Flasche hoch.
    »Leg die Flasche wieder zurück«, sagte Eleanor streng. »Gibt es hier kein Mineralwasser?«
    »In Weinkellern wird höchst selten Mineralwasser gelagert«, sagte Will. »Seht ihr irgendwo einen Korkenzieher?«
    »Sie hat recht, Will, leg den Wein zurück«, sagte Cordelia. »Wie wär’s, wenn ihr beide, du und Brendan, den Gang weiter erkundet und Eleanor und ich nehmen uns diesen Raum vor?«
    »Wonach wollt ihr hier denn suchen?«
    »Wasser!«, antwortete Eleanor spitz. »Wein zählt nicht!«
    »Na schön«, sagte Will.
    Doch bevor sie sich auf den Weg machten, warnte Brendan seine Schwestern: »Passt auf, dass ihr euch nicht selbst einsperrt! Sieht so aus, als ob die Tür sich nur von innen schließen lässt.« Er zeigte auf den Metallriegel, den man quer über die Tür schieben konnte.
    »Danke, Bren«, sagte Cordelia und schaltete die Taschenlampe ein, um mit Eleanor den Weinkeller zu erforschen. Im Lichtstrahl blitzte neben der Tür ein prachtvoller antiker Frisiertisch auf. Der Spiegel war von staubigen Schlieren bedeckt, mit den

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