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Der Fluch des Denver Kristoff

Der Fluch des Denver Kristoff

Titel: Der Fluch des Denver Kristoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ned Vizzini , Chris Columbus
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denke!
    Vorsichtig robbte sie über die Ziegel auf den Dachfirst und das Buch zu. Als sie näher kam, tauchten daneben zwei schemenhafte Umrisse auf. Zuerst waren es nicht mehr als ein paar leuchtende violette Striche, die sich wie feine Rauchfähnchen in der Luft kräuselten. Doch während Eleanor ungläubig auf dieses Licht starrte, nahm es auf einmal Gestalt an, sie erkannte ein Bein, einen Arm, ein Gesicht …
    Auf einmal sah sie ihre Eltern vor sich.
    »Mom! Dad!«
    Dr. Walker und seine Frau nickten. Sie trugen dieselben Sachen wie an dem Tag, als Eleanor sie zuletzt gesehen hatte. Als sie alle zusammen Pizza gegessen hatten, kurz vor dem Angriff der Windfurie. Sie wirkten entspannt.
    »Ist das ein Traum?«
    Ihre Eltern schüttelten stumm den Kopf und richteten den Blick auf das Buch zwischen ihnen. Eleanor kroch näher heran. Sie wollen, dass ich es aufschlage. Ist doch klar. Das will die Windfurie auch.
    Sie legte die Hände auf das Buch – dann fielen ihr ihre Geschwister ein. »Was ist mit Brendan und Cordelia?«, fragte sie ihre Eltern.
    Keine Antwort.
    »Sie kommen doch auch mit, oder?«
    Ihre Mutter schüttelte stumm den Kopf.
    »Aber sie müssen mit! Ich kann doch nicht allein gehen!«
    Ihre Mutter flüsterte kaum hörbar: »Du musst. Es kann immer nur einer nach Hause kommen. Du zuerst. Du bist unser Baby.«
    Eleanor kämpfte mit sich: »Aber ich kann sie nicht zurücklassen …«
    »Natürlich kannst du es. Sie finden schon noch nach Hause. Irgendwann.«
    »Ich weiß nicht …«
    »Schlag einfach das Buch auf, Eleanor, und in der nächsten Sekunde bist du wieder zu Hause. Wie die Windfurie es versprochen hat. Wir bestellen uns Dim Sum und Eisbecher von Ghirardelli, wir gehen mit dir und deinen Freundinnen in den neuen Pixar-Film und dann dürfen alle bei dir übernachten und ich mache euch arme Ritter zum Frühstück …«
    Der Ledereinband des Buches fühlte sich ganz warm unter ihrer Hand an, als Eleanor den Buchdeckel vorsichtig anhob.
    »Gut so … braves Mädchen«, sagten ihre Eltern im Chor. Ihre Stimmen klangen seltsam brüchig.
    »Was ist mit euch? Ihr klingt so merkwürdig«, sagte Eleanor und hielt den Buchdeckel halb aufgeklappt.
    »Schlag einfach nur das Buch auf«, antworteten die heiseren Stimmen.
    »Ihr klingt so anders. Mom, Dad? Seid ihr es wirklich?«, fragte Eleanor und ließ den Buchdeckel langsam wieder sinken.
    »Aber, natürlich sind wir das«, kam es in Stereo zurück. »Mach einfach das verdammte Buch auf!«
    »Meine Eltern würden niemals fluchen, wenn ich dabei bin. Wer seid ihr?«
    Die beiden Gestalten rasteten völlig aus.
    »Aufschlagen habe ich gesagt! Was tust du da? Du dummes kleines Ding!«
    Gleichzeitig nahmen die Zähne ihrer Eltern eine gelbliche Färbung an und Eleanor wusste plötzlich, woher sie diese Stimme kannte. Sie knallte das Buch zu.
    Ihre Eltern stießen ein furchtbares Gebrüll aus, umgeben von einem violetten Lichtschein fingen ihre Körper an zu zucken und nahmen eine neue Gestalt an. Ihre Haut bekam tiefe Falten, sie alterten in rasender Geschwindigkeit. Gleichzeitig fielen ihnen wie in einem gruseligen Zeitraffervideo die Haare aus. Die beiden Körper hoben vom Dach ab und verschmolzen vor dem schwarzen Nachthimmel zu einer hässlichen Gestalt: der Windfurie.
    Doch es war nicht die Windfurie in Person, sondern eine unruhig flirrende Vision, ein geisterhaftes Hologramm, wie es ihnen schon einmal als Buch im Wald erschienen war. Aber die Erscheinung war mindestens genauso Furcht einflößend wie ihre echte Gestalt.
    »Mach das Buch auf!«, keifte die Windfurie.
    »Nein! Niemals!«
    »Dann wirst du dein Zuhause nie wiedersehen! Begreifst du das nicht? Dein Bruder und deine Schwester wollen nicht weg. Sie lieben deine Eltern nicht so sehr wie du! Und dich lieben sie auch nicht!«
    Mit einem ohrenbetäubenden Kreischen schoss das Trugbild der Windfurie wie ein Komet in den Nachthimmel und verschwand. Das Buch glitt Eleanor aus der Hand, schlitterte vom Dach und fiel ins Meer – doch als es auf die Wellen traf, sah man kein Wasser aufspritzen, lautlos löste sich das Buch in Luft auf. Eleanor stieß einen gellenden Schrei aus.
    »Was ist los?«, fragte Cordelia verschlafen.

50
    I m nächsten Augenblick waren Cordelia und Brendan bei ihr. Eleanor zitterte am ganzen Körper, sie hatte das Gefühl, aus einem furchtbaren Albtraum zu erwachen.
    »Ich … ich …« Im ersten Moment wollte sie lügen und behaupten, sie hätte nur schlecht geträumt. »Ich

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