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Der Fluch des Denver Kristoff

Der Fluch des Denver Kristoff

Titel: Der Fluch des Denver Kristoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ned Vizzini , Chris Columbus
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keine Kinder …«
    »Warst du nicht in Barcelona?«, fragte Cordelia.
    »Und ob«, sagte Hynde grinsend, »da war ich ganze fünf Tage! Tolle Weiber!«
    »Und ich bin die Frucht dieser fünf Tage!«
    »Du lügst!«
    »Und der Junge hier«, Cordelia zeigte auf Brendan, »der ist aus Monaco.«
    »Monaco? Aber da war ich nur drei Stunden!«
    »Und für diese Stunden wird der Geist deines Sohnes dich ewig heimsuchen …« Nebenbei versuchte Cordelia heimlich, ihr Handy aus der Tasche zu ziehen, » … weil du einfach abgehauen bist … ich meine, weil du so ein treuloser Vater warst …« Das Handy rutschte ihr aus den Fingern.
    Reflexartig griff sie danach und fischte es im letzten Moment aus der Luft. Sekundenlang baumelte sie nur mit den Füßen am Seil und wäre beinahe abgestürzt.
    »Deli! Bist du wahn… Ooooooh-oooh!« Brendan versuchte, seinen entsetzten Aufschrei in ein geisterhaftes Heulen zu verwandeln.
    »Ihr seid nicht meine Kinder!«, schrie der Pirat verzweifelt und hob die Pistole. »Geister müssen sich nicht an einem Seil festklammern!«
    Anstelle einer Antwort hielt Cordelia sich das Handy unters Kinn und reckte ihr Gesicht nach oben. Im hellen Schein des Displays wurde daraus eine gespenstische Fratze – insbesondere für einen Piraten, der es nur bis zur Vorschule geschafft hatte und noch nie in seinem Leben ein Handy gesehen hatte. In dem blauen Licht warfen ihre Wangen und die Nase tiefe Schatten auf ihre Augen. Zwei dunkle Höhlen über einem bläulich schimmernden Mund. Sie sah aus wie ein türkis gefärbter Zombie aus den Eingeweiden der Titanic .
    »Warum hast du uns das angetan, Vaaater?«, heulte Eleanor.
    »Meine Babys!«, kreischte Hynde nun ziemlich aufgelöst. Dicke Krokodilstränen quollen aus seinen Augen. Wie in Trance kletterte er über die Reling, um seine »Kinder« in die Arme zu schließen. Beim nächsten Schritt fiel er ins Wasser. Einen Augenblick kämpfte er noch tapfer gegen die Wellen an, tauchte ein paar Mal prustend auf und rief: »Vergebt miiiir!«
    Im nächsten Moment hatte ihn ein Schwarm Haie umzingelt. Der Pirat gab noch einen grässlichen Schrei von sich, dann hatten sie ihn in die Tiefe gerissen.
    »Uff, das hätten wir sein können«, murmelte Brendan kleinlaut, während er sich an dem Seil weiterhangelte. Kurz vor der Reling löste er seine Füße vom Seil, hielt sich nur noch mit den Händen fest und begann, kräftig vor und zurück zu schwingen.
    »Was soll das?«, rief Eleanor. »Willst du uns abschütteln?«
    »Klammert euch fest!«, schrie Brendan zurück.
    Er holte noch einmal kräftig Schwung, dann ließ er das Seil los und flog mit vorangestreckten Füßen durch ein zersplitterndes rundes Fenster ein Stück von der Kapitänskajüte entfernt. Genau, wie er es sich vorher überlegt hatte, knickte er schnell die Knie ab, um sich am Fenstersims festzuhaken – leider hatte er nicht bedacht, dass sein Kopf dabei nach hinten schwingen und gegen die Schiffswand knallen würde.
    »Au!«
    Mit dem Kopf nach unten hing er da und sah im wahrsten Sinne des Wortes Sterne: Außer den Sternen am Himmel tanzten noch ein paar andere vor seinen Augen, wie in einem Comic. Benommen kniff er die Augen zusammen, spannte sämtliche Bauchmuskeln an und setzte sich aus eigener Kraft auf. Als er sah, wo er gelandet war, blieb ihm fast das Herz stehen.
    Den Aufschrei konnte er gerade noch unterdrücken.
    »Was hast du?«, fragte Cordelia besorgt.
    »Hier ist … nur … ach, vergiss es. Nichts!« Er beugte sich aus dem Fenster, um Eleanor zu helfen.
    »Ich kann das allein«, wehrte sie ab, während sie bereits an den dicken, rostigen Bolzen, die den Rumpf der Muräne zusammenhielten, auf das Kajütenfenster zukrabbelte. Sie schlüpfte hinein und erstarrte.
    »He, mach mal Platz«, schimpfte Cordelia, die als Letzte hinterherkam, bevor sie entsetzt nach Luft schnappte.
    Fußboden, Decke und Wände der knapp sechs Quadratmeter großen Kajüte waren über und über mit menschlichen Knochen bedeckt.

51
    D er Boden war mit einem Knochenteppich ausgelegt, der aus unzähligen Beinknochen bestand, passgenau ineinandergefügte Schienbeine und Wadenbeine, zwischen denen kaum eine Lücke frei blieb. Sie waren nicht mit dem Untergrund verklebt und klackten und klapperten bei jedem Schritt.
    »Wo in aller Welt sind wir hier?«, fragte Cordelia. Auch die Wandverkleidung aus dünnen Ober- und Unterarmknochen schien nirgends befestigt zu sein. »Wie kommt es, dass diese Knochen nicht

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