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Der Fluch des Denver Kristoff

Der Fluch des Denver Kristoff

Titel: Der Fluch des Denver Kristoff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ned Vizzini , Chris Columbus
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ist für uns doch nicht unecht, Nell, er ist ein Mensch aus Fleisch und Blut geworden, genau wie wir«, sagte Cordelia. »Du weißt, wie gern ich Bücher mag, aber so ein Gefühl hatte ich bislang noch bei keiner Romanfigur, von der ich nur gelesen habe …«
    »Mir geht es genauso«, sagte Brendan. Als er merkte, dass er damit nicht allein war, fiel es ihm wesentlich leichter, es zuzugeben. »Penelope fühlt sich für mich auch ziemlich echt an.«
    »Außerdem sind wir die Einzigen, die den beiden helfen können«, ergänzte Cordelia. »Wir müssen es wenigstens versuchen. Aber wenn wir den Piraten nicht wieder in die Arme laufen wollen, müssen wir hier oben warten, bis es dunkel ist.«
    Eleanor sagte nichts mehr. Sie streckte sich zwischen ihren Geschwistern aus und dachte: Sie begreifen es einfach nicht .
    Als Cordelia sich drehte, fühlte sie etwas Hartes in ihrer Hosentasche. »Oh, mein Handy«, sagte sie und zog das tropfende Gerät aus der Tasche. »Das Salzwasser hat es endgültig umgebracht.«
    »Und du hast nicht mal eine Versicherung«, sagte Brendan gähnend.
    »Was sollte eine Versicherung mir hier draußen nützen?«
    »Mensch, das war ein Witz! Lass es doch einfach trocknen – manchmal funktionieren die Dinger dann wieder.«
    Cordelia legte das Handy neben sich in die heiße Sonne. Dicht aneinandergedrängt fielen die drei im Schatten des Schornsteins in einen unruhigen Schlaf. Alle paar Minuten schreckten sie hoch, weil die Sonne auf sie niederbrannte und sie wieder ein Stück weiter in den Schatten rücken mussten … vorsichtig, damit sie nicht vom Dach rutschten. Eleanor war immer noch wütend auf ihre Geschwister und wollte eigentlich nicht einschlafen. Doch wie sagte ihre Mom immer: Der Körper holt sich seinen Schlaf.
    Als Eleanor die Augen wieder aufschlug, sah sie über sich den Sternenhimmel.
    Brendan und Cordelia schliefen noch tief und fest. Die Lufttemperatur war um mindestens dreißig Grad gefallen. Eleanor rollte sich ganz klein zusammen. Ein kühler Wind fegte um den Schornstein. Über dem Horizont ging der Mond auf; ein kleines Stück noch, bis er voll war. Die Muräne segelte träge dahin und zog die Villa Kristoff wie ein zu groß geratenes Beiboot im Schlepptau hinter sich her. Die Piraten waren wieder auf ihr Schiff umgezogen und feierten unter lautem Gegröle an Deck weiter. Sirenenartig zischte ein Feuerwerkskörper in den Nachthimmel und zerplatzte zu einer riesigen Pusteblume. Die Piraten johlten unter dem Funkenregen. Jemand fiedelte auf einer Geige, ein anderer vollführte dazu einen Stepptanz (vielleicht war es auch ein und derselbe Pirat, ein Multitalent).
    Träume ich?, dachte Eleanor. Dann fiel ihr alles wieder ein: das Schiff, der Überfall, die Gefahr, in der sie schwebten. Nein, leider war es kein Traum und sie war meilenweit davon entfernt, ihr Zuhause wiederzusehen.
    Es sei denn, ich tue etwas total Egoistisches, Selbstsüchtiges. Das den anderen aus meiner Familie gar nicht gefällt. Nur mir.
    Eleanor schielte hinüber zu ihren Geschwistern, die zusammengerollt neben dem Kamin lagen, als wäre es der natürlichste Platz zum Schlafen. Gleich werden sie aufwachen und dann wollen sie bestimmt, dass ich mit ihnen auf dieses Piratenschiff komme, um Will und Penelope zu befreien, was wir sowieso nicht schaffen werden. Was ist, wenn ich ihnen einen kleinen Schubs gebe …
    Eleanor stand hinter Cordelia. Wie immer, wenn sie unter großem Druck stand, folgte ihr Gehirn seiner eigenen verdrehten Logik. Wenn ich sie vom Dach schubse, tue ich etwas wirklich Egoistisches. Dann wird dieses Buch erscheinen. Ich kann es der Windfurie überreichen und wir können alle wieder nach Hause. Dann bin ich die große Heldin!
    Natürlich wusste Eleanor, dass sie so etwas nicht einmal denken durfte, doch eine leise Stimme in ihrem Kopf redete ihr ein, dass Cordelia eine tolle Schwimmerin war. Sie würde nicht ertrinken, sie würde nicht einmal lange unter Wasser bleiben, höchstens ein paar Minuten Wasser treten und dann … Chinesisches Essen! Der Golden Gate Park! Mom und Dad.
    Eleanor legte ihre Hand sanft auf Cordelias Rücken und war bereit, sie vom Dach zu stoßen – als sie aus dem Augenwinkel etwas erblickte.
    Das Buch des Verderbens und Verlangens .
    Es lag oben auf dem Dachfirst, perfekt ausbalanciert, und schaukelte leicht hin und her, im gleichen Rhythmus wie das Haus auf den Wellen. Wow!, dachte Eleanor. Ich muss es gar nicht tun, es reicht schon, wenn ich daran

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