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Der Fluch des Florentiners

Der Fluch des Florentiners

Titel: Der Fluch des Florentiners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ackermann
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voller Lebenskraft wieder aufgewacht war. Er rief Erinnerungen in ihr wach, es war wie ein Zurückkehren in ihr eigentliches Leben. Damals hatte sie geahnt, dass es andere Inhalte in ihrem Leben sein würden, die den Lauf der Dinge für sie beeinflussen würden. Nicht ihr Beruf, nicht ihre Familie, nicht der Besitz. Damals hatte sie zum ersten Mal gefühlt, dass tief in ihr eine unbändige Sehnsucht schlummerte, die sie nicht näher beschreiben konnte. Männer wie Abdel Rahman gehörten zu dieser Sehnsucht! Er wirkte so frei, ehrlich und herzlich, dass Marie-Claire daran zweifelte, dass ein solcher Mensch Böses in sich tragen konnte. Sie trieb auf ihn zu, unablässig. Da war das kleine Mädchen an der Hand seiner Mutter, das vor der Zuckerwattehütte stand und mit großen Augen zuschaute, wie der Mann die süße Gaze um den Holzstab zauberte. Abdel sah die Kleine, sah ihre Augen, kaufte die Zuckerwatte und einen kandierten roten Apfel dazu, gab beides der Mutter und sagte: » Madame, Sie sollten in die Augen Ihrer Tochter schauen, dann wissen Sie, wovon Ihr Kind träumt. « Da war das alte Ehepaar, das vor dem Luftballonstand verharrte. Sie waren beide sicherlich über siebzig Jahre, gebeugt vom Leben und sehr ärmlich gekleidet. Sie wollten einen Ballon kaufen, aber sie kamen nicht an den Verkäufer heran. Abdel sah es, kaufte zwei Ballons – und drückte sie den beiden lächelnd in die Hand. Marie-Claire war verzaubert.
    Plötzlich tauchte aus der Menschenmenge Cathrine auf. Sie war allein.
    » Hallo, Schwesterchen «, flötete sie so unangenehm schrill, dass Marie-Claire sofort erkannte, dass ihre Schwester zu viel getrunken hatte. Das geschah in letzter Zeit öfters. Der Konflikt mit ihrem Mann, die Unzufriedenheit mit ihrem Dasein hinterließen Spuren.
    Cathrine war unglaublich aufreizend gekleidet. Ihr Pelzmantel war geöffnet. Darunter trug sie einen wagemutig kurzen, schwarzen Rock. Marie-Claire ahnte, dass Cathrine an diesem Abend einsam war. Und sie ahnte, dass Cathrine nur hier war, um dies zu ändern. Zumindest für diese Nacht. Missmutig küsste sie ihre Schwester auf beide Wangen.
    » Darf ich vorstellen? «, wandte sie sich zu Abdel. » Meine Schwester – meine Zwillingsschwester Cathrine. «
    Von diesem Moment an verlief der Abend ganz anders. Es dauerte nur eine halbe Stunde, und Marie-Claire empfand wieder diese tiefe Eifersucht ihrer Schwester gegenüber. So gut sie sich verstanden, so innig und vertraut sie schon als Kinder nahezu alle Dinge des Lebens gemeinsam gefühlt und gelebt hatten, so konfliktreich war das Thema Männer stets gewesen. Alles teilten sie. Ängste, Nöte, Freuden, Empfindungen, Gedanken und Träume. Sie waren sich in vielen Dingen extrem ähnlich. Die Natur hatte sie als eineiige Zwillinge nicht nur mit einer frappierenden Ähnlichkeit, sondern auch mit wundersamen Gemeinsamkeiten, was ihr Fühlen und Denken betraf, versehen. Daraus schöpften sie viel Kraft. Streit hatte es in ihrem Leben höchst selten gegeben. Weder Neid noch Missgunst konnte ihre gegenseitige schwesterliche Liebe beeinträchtigen. Doch wenn es um Männer ging, hatte es schon mehrmals heftige Auseinandersetzungen gegeben , bei denen Marie-Claire gelegentlich voller Scham hatte erkennen müssen, dass da ein Gefühl wie Hass in ihr schlummerte. Hass auf ihre Zwillingsschwester.
    Für Cathrine waren Männer kaum mehr als ein Mittel zum Zweck, Spielzeuge, austauschbare Statisten bei ihrer verzweifelten Suche nach innerer Zufriedenheit. Sie interessierte sich bei Männern nur für Äußerlichkeiten. Fesch mussten sie sein, mit einem tollen Körper. Und Geld mussten sie haben. Ja, Marie-Claire hasste Cathrine, wenn diese sich an Männer heranmachte, für die sie selbst tiefe Gefühle hegte. Sicherlich, sie hatten auch schon manch lustige Spielchen mit Männern getrieben. Ihre verblüffende Ähnlichkeit hatten sie gelegentlich für verrückte Abenteuer eingesetzt, hatten das Bäumchen-wechsel-dich-Spiel in jungen Jahren einmal sogar so weit getrieben, dass sie beide im Laufe eines Abend mit ein und demselben Mann ins Bett gegangen waren, nur um herauszufinden, ob dieser Mann ihre Körper erkennen konnte. Sie hatten wissen wollen, ob dieser Mann bei all ihren körperlichen Übereinstimmungen zumindest den Unterschied ihrer Seelen bemerken würde. Aber das war vor vielen Jahren gewesen. Mittlerweile war ihr Verhältnis, wenn es um Männer ging, eher angespannt. Je frustrierter Cathrine in ihrer verworrenen,

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