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Der Fluch des Florentiners

Der Fluch des Florentiners

Titel: Der Fluch des Florentiners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ackermann
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viel. Diese Menschenmassen sind grauenhaft. Lass uns irgendwohin gehen, gemütlich essen und plaudern. Erzähl mir ein bisschen von dir. «
    Marie-Claire hoffte, dass er ihre versteckte Andeutung richtig deuten würde. Der Platz vor dem Rathaus hatte sich tatsächlich merklich mit Besuchern gefüllt. Die Romantik der ersten Stunde war einem hektischen Treiben gewichen. Abdel reagierte wie erhofft. Er legte seinen Arm um ihre Schulter und zog sie kaum spürbar an sich.
    » Ja, lass uns das machen! Auch ich würde gerne mehr von dir erfahren. Ich glaube, dass es viele Dinge gibt, die uns verbinden. Zu viel Zeit haben wir dafür nicht, ich muss bald wieder zurück nach Marokko … «
    Marie-Claire blieb einen Moment stehen. Sie sah hinauf zu den erleuchteten Fenstern des Rathauses. Jedes Fenster war wie ein Weihnachtskalender verschlossen und mit einer Zahl versehen. Mit jedem Tag, mit dem sich Heiligabend näherte, wurde ein Fenster geöffnet. Es waren noch knapp zwei Wochen. Eine grenzenlose Einsamkeit überfiel sie. Weihnachten! Wo würde sie Weihnachten sein? Wieder allein zu Haus oder , aus Angst davor, bei Cathrine? Oder würde sie noch einmal eine dieser grauenhaften Reisen unternehmen, auf denen sie sich noch einsamer als zu Hause in ihrer Wohnung fühlte?
    » Wir gehen zu mir, bestellen uns beim Italiener was zu essen und vergessen, was morgen sein wird – okay? «
    Abdel Rahman wandte sich langsam zu ihr um und blickte sie an, drang mit seinem Blick tief in ihre Seele. Er griff in ihr langes Haar, schob es zur Seite und gab ihr einen sanften Kuss auf den Halsansatz. Seine Lippen berührten ihre Haut kaum, aber sein warmer Atem ließ sie zittern. Er spürte es.
    » Wir können auch später noch essen gehen … «
    Es gab kein Später. Es gab kein Essen. Und es gab weder Zeit noch Raum. Was geschah, als sie in ihrer Wohnung über dem Donaukanal ankamen, ließ keinen Platz für Worte. Weder sie noch er wollten sprechen. Sie wollten nichts voneinander wissen. Keiner fragte den anderen, wo er herkam und wo er hinwollte. Das Gestern war vergessen und an das Morgen dachten sie nicht, weil sie ihre Vernunft im Aufzug zu Marie-Claires Wohnung zurückgelassen hatten. Marie-Claire fühlte sich wie in Trance. Was um sie herum geschah, nahm sie nur über schemenhafte Bilder wahr: der Aufzug, die Wohnungstür, ihr verdunkeltes Schlafzimmer, das nur von den Sternen diffus erhellt wurde. Ihre Seele war verzaubert, ihr Körper hypnotisiert. Der Gedanke, dass sie noch nie bereit gewesen war, sich einem fremden Mann hinzugeben, huschte wie ein Wetterleuchten an ihr vorbei. Angst durchzuckte sie nur in jenem Augenblick, als er ihr die Bluse mit einem kräftigen Ruck zerriss. Doch sie verflog, als er sie nicht mit seinen starken Händen auf ihr Bett zwang, sondern seine Lippen über ihre Brüste gleiten ließ, sie sanft nach hinten drängte und sie spürte, dass es zärtliche Gewalt war. Nein , es war keine Gewalt! Es war Dominanz. Er bestimmte über sie, ohne es zu sagen. Und sie ließ es geschehen und genoss es. Sein Körper dirigierte sie hin zu jenem Abgrund, an dem es kein Zurück, sondern nur das Fallenlassen gab. Die Umrisse seines nackten Oberkörpers zeichneten sich gegen das von außen erhellte Fenster ab. Sie sah wenig und fühlte mit ihren Händen doch, wie muskulös und männlich sein Körper war. Sie sah seine Augen nicht, aber sie wusste, dass er ihre Augen sehen konnte. Marie-Claire schloss sie. Seine Stimme klang sanft, aber auch fordernd. Sie duldete keinen Widerspruch und erwartete keine Antwort.
    » Ich muss Ihnen die Augen verbinden, Marie-Claire! So, wie Sie mich anschauen, bliebe mir nichts anderes, als Ihre Seele zu lieben. Das möchte ich nicht! Nicht heute! Erst morgen. «
    Marie-Claire erschauerte. Er siezte sie! Warum? Mit geschlossenen Augen folgte sie den Geräuschen. Sein Hemd raschelte. Sie hörte, wie er es zerriss. Seine Hände hoben ihren Kopf zärtlich an. Er band ihr mit einem Teil seines Hemdes die Augen zu. Um sie herum war die Nacht. Alle Geräusche waren jetzt sehr gedämpft. Sie hörte seinen Atem nicht mehr, aber sie spürte ihn, wie er warm und schnell und gierig von ihrem Hals über die Schulter über ihren nackten Oberkörper glitt. Plötzlich verharrte er. Sie wollte nicht, dass er aufhörte. Sie wollte, dass er dort, wo sein heißer Atem soeben ihren Unterleib zum Beben gebracht hatte, weitermachte, mit seinen Zähnen ihren Rock zerriss. Aber er tat es nicht.
    Er saß jetzt kniend

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