Der Fluch des Florentiners
willst den Florentiner! «
Marie-Claire de Vries versuchte gegen ihre Emotionen anz u kämpfen. Der Abscheu, den sie für Abdel Rahman empfand, half ihr dabei. Sie hasste diesen Mann, wie sie nie zuvor in ihrem Leben einen Menschen gehasst hatte. Sie war sich in diesem Augenblick sicher, dass sie in der Lage wäre, diesen Mann zu töten. Der Anblick ihrer Zwillingsschwester Cathrine in dem Bett, hilflos und verzweifelt, ließ ein unbändiges Verlangen nach Rache in ihr erwachen. Das half ihr, überhaupt mit dem Araber reden zu können. Die Pistole, die Abdel Rahman vor sich auf dem Tisch liegen hatte, erinnerte sie daran, dass er ein gefährlicher, ein sehr gefährlicher Mann war.
» Du willst den Florentiner, richtig? «
» Du bist ein kluges Mädchen, Marie-Claire. Wirklich! Ich bewundere deinen Scharfsinn «, lachte er sie hämisch an.
» Ja, ich will den Florentiner. Hast du die Unterlagen mitgebracht? «
» Viele Leute wollen den Florentiner, Abdel! Viele hatten ihn schon einmal. Alle starben sie auf höchst dramatische und ungewöhnliche Weise. Ja, ich habe die Unterlagen. Aber glaube mir: An dem Diamanten hängt ein Fluch. Du solltest es dir überlegen. «
» Weißt du, wo er ist? «
» Hältst du mich für so dumm, dass ich es dir sagen würde, wenn ich es wüsste? «
» Hast du die Unterlagen mitgebracht – das Manuskript und dieses Dossier? «
» Glaubst du, ich habe diese Sachen hier in meiner Tasche? Meinst du, so blöde bin ich? Du bist so ein mieses Schwein, du würdest Cathrine und mich sofort töten, wenn ich dir die Sachen einfach so geben würde. Lass Cathrine frei. Dann bekommst du das Manuskript. Danach lässt du mich laufen und bekommst das Dossier! «
Marie-Claire begriff, dass sie und Cathrine nur so lange eine Überlebenschance hatten, wie sie die Unterlagen als Pfand besaß. Das hatte sie schon auf der Herfahrt erkannt, und daher war sie mit dem Taxi zur Rezeption des Hotels Palmeraie gefahren und hatte die beiden Umschläge dort hinterlegt und darum gebeten, sie bis zu ihrem Einchecken für sie aufzubewahren. Dann hatte sie ein Zimmer gebucht. Auf diese grandiose Idee war sie erst gekommen, als der Taxifahrer ihr auf der Fahrt vom Flughafen zu jenem Haus, das Abdel Rahman ihr am Telefon genannt hatte, von dem Hotel vorschwärmte, aber auch erwähnt hatte, dass das Hotel halb leer sei. Plötzlich fühlte sie sich siegessicher. Ja, so hatten sie und Cathrine eine Chance, hier heil rauszukommen. Eine kleine Chance zumindest.
Ihr Blick fiel auf den kleinen Tisch neben ihrem Sessel. Unter einer Zeitung schaute ein Pass hervor. Es war ein roter Pass. Sie konnte erkennen, dass in goldenen Lettern » Europäische Union – Republik Österreich « darauf stand. Der Pass von Cathrine. Abdels Worte ließen sie aus ihren Gedanken hochschrecken.
» Schade, dass du so abweisend bist. So geht das nicht, Marie-Claire! Du scheinst deine Situation und die deiner Schwester falsch einzuschätzen. Euer Leben hängt an einem hauchdünnen Faden. Und du glaubst wirklich, du könntest hier noch Forderungen stellen? Absurd! Aber vielleicht kann ich deine Bereitschaft zur Kooperation ein wenig intensivieren , wenn wir noch einmal zusammen nach oben gehen zu deiner Schwester und ich sie vor deinen Augen so verwöhne, wie ich das mit dir gemacht habe. Du hast es ja gemocht, oder? Aber vielleicht kann ich dich ja auch im gleichen Bett neben deiner Schwester festbinden und mich dann die nächsten Tage abwechselnd mit euch beiden beschäftigen. Ein sehr reizvoller Gedanke! Zwillingsschwestern. Also, überleg dir genau, was du hier daherquatschst! «
Marie-Claire war angewidert. Wie sehr sie diesen Mann hasste. Doch sie musste vorsichtig sein.
» Ich hatte eher vermutet, dass du mit mir einen schnellen Deal machen willst: Du kriegst die Unterlagen – und ich kriege meine Schwester. Aber du scheinst es ja nicht sonderlich eilig zu haben. Ich habe die Unterlagen. Sie sind hier in Marrakesch, aber ich habe sie jetzt nicht dabei. Du kannst mich und Cathrine vergewaltigen, mit einer Pistole in der Hand ist das einfach. Du hast das ja sowieso schon getan, insofern ist mir das scheißegal, glaube mir. Aber an die Unterlagen kommst du so nicht ran. «
Plötzlich hatte sie Angst vor ihrer eigenen Courage. Sie sah das Aufblitzen in den Augen von Abdel Rahman.
» Was willst du eigentlich mit dem Florentiner? «, fragte sie beschwichtigend. » Kein Mensch weiß genau, wo er wirklich ist. Willst du mich und Cathrine so
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