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Der Fluch des Florentiners

Der Fluch des Florentiners

Titel: Der Fluch des Florentiners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ackermann
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treffen würde. Er schluckte verlegen, starrte Abdel Rahman fragend und doch wütend an.
    » Bist du denn total verrückt …? «
    Der Araber unterbrach ihn rüde. » Setz dich hin. Und halt das Maul. Setz dich! «
    Mit der Pistole dirigierte er Francis Roundell auf einen Sessel gegenüber von Marie-Claire. Roundell war sichtlich schockiert. Abdel Rahmans Körpersprache signalisierte nackte Aggression.
    » Wenn du miese britisch-französische Ratte glaubst, mich aufs Kreuz legen zu können, dann täuschst du dich. Und zwar gewaltig! Ich weiß über die Statue Bescheid! Ich jage dir eine Kugel in dein kleines, hinterlistiges Hirn, wenn du noch einmal versuchen solltest, so ein dreckiges Spiel mit mir abzuziehen! Eigentlich würde ich dich am liebsten gleich umlegen. «
    Marie-Claire de Vries zitterte. Ihre Blicke schossen zwischen Francis Roundell und Abdel Rahman hin und her. Abdel – Francis – die Pistole – die beiden Sancys in dem Aquarium – Cathrine – die Dossiers – der Florentiner – die Statue! Ihre Hand fuhr zu ihrem Mund. Es gelang ihr nicht, das Entsetzen zu unterdrücken. Der Schrei presste sich zwischen ihren Fingern hindurch. Es war ein qualvolles, animalisches Gurgeln, das beide Männer sie anstarren ließ. Sie blickte Francis in die Augen: direkt, hasserfüllt, enttäuscht. Angst war in Francis ’ Augen zu sehen. Und Überraschung. Aber kein Mitleid. Sie konnte sehen, dass er nicht gewusst hatte, dass sie hier war. Er wusste offensichtlich auch nicht, dass Cathrine oben lag – als Geisel. Die Augen von Abdel hatten sich zu schmalen Schlitzen verengt. Er war extrem gereizt – zu allem bereit. Wild fuchtelte er mit der Waffe vor Roundells Kopf herum und richtete sie für Momente auf Marie-Claire. Dann explodierte die Pistole in seiner Hand. Nein, es war nicht seine Pistole. Es war ein Fenster. Und das Aquarium. Abdel Rahman duckte sich, dann riss ihn etwas unnatürlich schnell und wie eine Gummipuppe verdreht nach hinten. Seine Pistole entlud sich im Fall. Der Schuss traf Francis Roundell in den Unterkiefer und schleuderte ihn in den Flur. Beide Männer waren tot, bevor ihre Körper auf dem Boden aufschlugen.
    Oben in der ersten Etage explodierte das Haus. Scherben klirrten. Türen flogen aus den Angeln. Staub wirbelte auf. Lichtblitze schossen durch das schummrige Licht im Zimmer. Das Wasser des Aquariums schoss in einem mächtigen Schwall in den Raum. Das Fenster in der Essecke flog wie von unsichtbarer, mächtiger Hand eingedrückt ins Zimmer. Das Licht flackerte, ging aus und wieder an. Überall waren Lichtblitze, Lärm, Getöse und Qualm. Sie schrie. Da waren noch andere Stimmen. Hinter und vor ihr. Arabisch e B efehle hallten von oben herab. Sirenen heulten draußen vor dem Haus.
    Marie-Claire sprang auf. Sie war taub. Der Lärm um sie herum drang nur noch gedämpft zu ihr vor. Sie wusste nicht, was um sie herum geschah. Sie wollte leben. Und sie wollte, dass Cathrine lebte.
    Im Zimmer war es plötzlich dunkel. Nur die kleine Lampe in dem zertrümmerten Aquarium leuchtete noch. Sie sprang auf, stolperte über den zersplitterten Tisch vor sich direkt auf das zertrümmerte Aquarium zu. Das Funkeln der beiden Steine im Sand zog sie magisch an. Die beiden Sancys! Sie tastete sich mit der Hand durch den Sand, fühlte das harte, leblose und doch so energiereiche Gestein. Dann war um sie herum noch mehr Rauch und Gestank. Gestalten rannten umher. Sie sahen wie Feuerwehrmänner aus, aber da waren Gewehre, Pistolen, Schreie. Und da war die Treppe nach oben – zu Cathrine. Plötzlich fiel ihr der Pass ein. Sie sprang über die Couch, zerrte den Reisepass unter der Zeitung hervor und hastete zurück. Die Stufen der Treppe waren voller Schutt. Ein dumpfer Schlag riss sie zur Seite. Ihre Bluse war zerfetzt. Die Schulter blutete, aber sie spürte keinen Schmerz. Keinen körperlichen Schmerz. Sie wankte weiter die Treppe hoch – zu ihrer Zwillingsschwester. Beißender Rauch schlug ihr entgegen. Sie fühlte sich wie betäubt. Sie musste Cathrine retten.
    Aber Cathrine war nicht mehr da. Marie-Claire starrte auf das Bett – auf das, was davon noch übrig war. Da war nur ein Torso: ein Oberkörper, Arme an Bettpfosten. Ein Bein. Der Unterleib fehlte. Da war viel Blut. Überall. Aber kein Mensch mehr. Keine Cathrine. Irgendetwas hatte das Bett zerfetzt. Alles roch nach Tod.
    Sic sprang, ohne zu wissen, was unterhalb des aus den Angeln gerissenen Fensters sein würde. Sie sprang, weil der Schmerz in

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