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Der Fluch des Florentiners

Der Fluch des Florentiners

Titel: Der Fluch des Florentiners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ackermann
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der Annahme, dass ich das Vergnügen mit den Herren Kasliwal habe, oder? «, lächelte sie zunächst den ihr von Fotos bekannten Inder an. Der etwas jüngere Mann neben ihm verbeugte sich respektvoll, während Sanjay Kasliwal ihr ein wenig schüchtern und doch mit unglaublicher Herzlichkeit direkt in die Augen schaute.
    » Mrs.  de Vries, ich war grenzenlos begeistert von Ihrem kurzweiligen und doch so unglaublich aufschlussreichen Vortrag «, antwortete Sanjay Kasliwal in nahezu perfektem Deutsch. Marie-Claire war überrascht. Ein wenig verunsichert reichte sie ihm ihre Hand. So kräftig dieser breitschultrige Manne wirkte, so einfühlsam nahm er ihre Hand und hielt sie fest umklammert, lehnte seinen Stock an sein Bein, verlagerte sein Gewicht, umfasste nun mit der zweiten Hand ebenfalls ihre rechte Hand und schaute ihr so unglaublich tief in die Seele, dass sie erschauerte. Er hatte tiefdunkle Augen. Ihr Glanz irritierte sie. Sein Lächeln war so unvorstellbar gewinnend, dass sie in Bruchteilen von Sekunden wusste, dass dieser Mann etwas in sich trug, was sie nie zuvor an und in einem Mann gesehen und gefühlt hatte.
    » Ihr perfektes Deutsch verdient meine grenzenlose Hochachtung, Mr.  Kasliwal! Ich fürchte, mein Englisch ist nicht annähernd so gut. «
    » Die entscheidende Frage, verehrte Mrs.  de Vries, ist nicht, wie sich Menschen verständigen! Viel bedeutsamer ist, wie sie sich verstehen. Dort, wo die Seele Gemeinsamkeiten findet, bedarf es keiner Worte! «
    Marie-Claire war zum ersten Mal seit langer Zeit sprachlos. Es war nicht nur diese ruhige, wie Wellen auf einem Sandstrand sanft auslaufende Stimme, die sie verwirrte. Da war etwas anderes. Etwas, was sie nicht kannte, nicht beschreiben und schon gar nicht einzuordnen wusste. Dieses Timbre, die Sanftheit – und diese Tiefsinnigkeit seiner Worte einten sich auf solch wunderbare Weise, dass sie ihre Sprachlosigkeit nur dadurch kaschieren konnte, dass sie den anderen Inder ansah.
    » Gewisse Ähnlichkeiten lassen mich vermuten, dass Sie einer der Brüder von Mr.  Sanjay Kasliwal sind, richtig? Sudhir oder Pappu? «
    » Richtig, verehrte Mrs.  de Vries! «, antwortete der Mann.
    » Aber unglücklicherweise spreche ich nicht so gut Deutsch wie mein Bruder Sanjay. Dennoch bin ich sehr erfreut, Sie kennen zu lernen. Ich bin Pappu Kasliwal. Aber bitte verstehen Sie es nicht als Unhöflichkeit, wenn ich mich jetzt auch gleich wieder verabschiede. Ich muss Sie leider mit meinem Bruder alleine lassen. Mein Taxi zum Flughafen geht in zehn Minuten. Aber ich bin mir sicher, dass Sie den Abend mit meinem Bruder Sanjay genießen werden. Er wird Ihnen fraglos sehr unterhaltsame Geschichten erzählen können … «
    10. Kapitel
    E
    i ne Stunde später hatten alle geladenen Gäste das Grand Hotel Esplanade verlassen. Marie-Claire dagegen war noch immer mit Sanjay Kasliwal ins Gespräch vertieft. Die beiden saßen in einer Nische in Harry ’ s New York Bar, nur wenige Schritte vom Hotel entfernt.
    Für Marie-Claire war das Zusammentreffen mit diesem Inder ein in jeglicher Hinsicht außergewöhnliches Erlebnis. Sie kannte Sanjay Kasliwal erst seit zwei Stunden, aber sie wusste über ihn bereits unendlich viel. Sie konnte sich nicht erklären, woher diese seltsame Vertrautheit rührte. Der Gleichklang, der sich zwischen ihnen in so kurzer Zeit entwickelt hatte, war die Basis wunderbar offener Gespräche. Sie plauderten und lachten, versanken in philosophische Betrachtungen und trieben durch die Nacht. Sie spürte, dass er sie als Mensch schätzte. Sein Interesse galt allein ihr, jenseits jeglicher gesellschaftlicher oder geschäftlicher Intentionen. Sanjay Kasliwal erzählte von sich, seinem Leben in Indien, seinen Wünschen, Träumen und Illusionen. Sein Bruder und er waren begeisterte Polospieler, er hatte sich jedoch vor Jahren beim Polo a m B ein schwer verletzt und brauchte daher jetzt einen Gehstock. Sie erfuhr, dass sein Bruder im Januar zum Winter -P oloturnier nach St. Moritz reisen würde, und er selbst hatte sich in Europa mit mythologisch-religiösen Themen im Zusammenhang mit Edelsteinen beschä f tigen wollen. Deshalb war er zu dieser Abendveranstaltung von Christie ’ s gekommen.
    Marie-Claire fühlte, dass sie diesem Mann vertraute, wie sie noch nie zuvor in ihrem Leben einem Fremden, und schon gar nicht einem Mann, vertraut hatte. Irgendetwas verband sie tief in ihren Seelen, und das Schöne daran war, dass weder er noch sie wissen wollten, was es

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