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Der Fluch des Florentiners

Der Fluch des Florentiners

Titel: Der Fluch des Florentiners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ackermann
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acht Brillanten, acht tropfenförmigen Perlen und dreiundachtzig runden Perlen besetzten goldenen Kronprinzenkrone nicht einmal mehr die Karkasse übrig sei, weil der »Soldatenkönig« sie im Jahre 1737 aus dem Krontresor im Berliner Schloss genommen und sie mittels Schere schlichtweg in Stücke geschnitten hatte, um die Juwelen an sich zu nehmen, ging ein Raunen durch die Zuhörerschaft. Erst auf dem Rückweg, nach gut zwei Stunden, hatte sie schließlich mit einem Dia das angesprochen, worauf alle warteten: der Kleine Sancy – mit vierunddreißig Karat einer der schönsten Edelsteine im Besitz preußischer Könige.
     
    » Meine sehr verehrten Damen und Herren, und nun zu einem der fraglos weltbekannten Schmuckstücke aus dem Besitz preußischer Kaiser «, hatte sie die Aufmerksamkeit ihrer Gäste kurz vor dem Anlegen am Hotel Esplanade nochmals geweckt. » Die Königin verwendete den Stein in einer Zusammenfassung von vier großen und fünf kleinen Brillanten als Bouquet, an dem der Kleine Sancy als Pendeloque befestigt war. In derselben Verbindung wurde der Stein auch vo n K önigin Luise öfter getragen. Bei den Vermählungen der Töchter Friedrich Wilhelms III., zuerst bei der Prinzessin Alexandrine im Jahre 1822, wurde der Kleine Sancy wiederholt im Brautschmuck benutzt, und zwar als Pendeloque an einem Collier von zweiundzwanzig und mehr Rosetten. In Verbindung mit einer Brillantenkette hat ihn auch die Kaiserin getragen. Wie Sie sicherlich der Presse entnommen haben, befand sich dieser prachtvolle Brillant bis vor kurzem in privatem Besitz. Er wurde bei einem spektakulären Raubüberfall gestohlen und ist seither verschollen. «
    Wie elektrisiert hatten nahezu alle Gäste an Bord auf diesen Satz reagiert. Ein seltsames Schweigen machte sich breit, als Marie-Claire die Historie des Kleinen Sancy kurz skizzierte. Seltsamerweise stellte niemand nach Beendigung des Vortrages Fragen, was den Sancy betraf. Erst jetzt, nachdem das Ausflugsboot vor dem Hotel angelegt und alle Gäste zum abschließenden Empfang in den Wintergarten gegangen waren, kamen erste, sehr dezente Fragen. Die meisten der honorigen Gäste hielten sich jedoch extrem zurück, brachten lediglich ihr Entsetzen über die Geschehnisse in Bayern und Florenz zum Ausdruck.
    Marie-Claire war nach dem Vortrag völlig erschöpft. Am liebsten hätte sie sich in ihr Hotelzimmer zurückgezogen, auch um endlich das Buch über Alphonse de Sondheimer zu lesen. Mit der Nachricht von Peter stand für sie nun außer Frage, dass in diesem Buch die Klärung des Geheimnisses um das Ve r schwinden des Florentiners versteckt war. Das Buch wimmelte von Zahlen und Fakten, und sie musste es jetzt dringender denn je lesen – jetzt, wo klar war, das sich auch Gregor für dieses Buch und das Originalmanuskript interessierte. Wie hatte Peter gesagt? Ein Mann namens » Freiling oder s o ä hnlich «? Ein Österreicher? Nein, das konnte kein Zufall sein! Sie war sich absolut sicher, dass es Gregor von Freysing war, der zu dem Verlag Kontakt aufgenommen hatte! Gregor! Warum, zum Teufel, interessierte sich Gregor für das Originalmanuskript des Buches? Wer war er wirklich? Sie wusste immer noch nicht ganz sicher, ob er ein Ritter des Ordens vom Goldenen Vlies war. Warum hatte er sie zu einem Wochenende am Wörthersee eingeladen? Und wer war dieser Araber, der sich plötzlich beim Verlag gemeldet und sein Interesse an dem Originalmanuskript des Buchs bekundet hatte? Ein Araber! Araber hatten die Familie von Hohenstein auf ihrem Schloss überfallen. Und Araber hatten offensichtlich auch den Überfall auf den Palazzo Pitti verübt. Marie-Claire plauderte soeben im Wintergarten des Hotels unbedarft mit einer Gräfin aus Potsdam, einer sicherlich fast achtzigjährigen Dame mit weißem Haar und einem herrl i chen Rubincollier, als sie den Mann plötzlich wieder sah. Schon auf dem Schiff war er ihr aufgefallen. Sein ganzes Auftreten hatte sie zu dem Schluss kommen lassen, dass dies jener Mann sein musste, der auf der Gästeliste als VIP besonders hervorg e hoben worden war. Ihre Berliner Kollegin Viktoria hatte sie nachdrücklich darum gebeten, sich um diesen Ehrengast zu kümmern. Denn Sanjay Kasliwal, Mitinhaber des weltbekannten » Edelstein-Palastes « von Jaipur im indischen Bundesstaat Rajasthan, hatte sich in den letzten zwei Jahrzehnten zu einem außergewöhnlich wichtigen Geschäftspartner von Christie ’ s entwickelt. Die Kasliwal-Dynastie führte seit dem Jahre 1852 ein

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