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Der Fluch des Florentiners

Der Fluch des Florentiners

Titel: Der Fluch des Florentiners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ackermann
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wahrscheinlich auch den Statuten des Ordens vom Goldenen Vlies entsprechend undenkbar war, dass ein Vlies-Ritter nochmals heiraten konnte und durfte. Marie-Claire wunderte sich, wie ehrlich er war.
    » Ja, ich bin geschieden. Ich habe drei Kinder. Sie leben bei der Mutter. Und ich würde dir gerne – sehr gerne – mehr Vertrauen entgegenbringen können! Doch seit wir uns kennen, stellst du sonderbare Fragen. Und du hast mich mehrmals belogen! Kleine Lügen mögen es gewesen sein, vielleicht, aber ich finde es sehr bedauernswert. Eigentlich bin ich traurig darüber. Ich würde dir lieber mehr von mir erzählen – und zuhören, wie du von dir erzählst! Mein Leben ist kompliziert. Es ist bestimmt von sehr viel Rücksichtnahme, von gesellschaftlichen Verpflichtungen, beruflichen Vorgaben, familiären Zwängen und einem anerz o genen Misstrauen fremden Menschen gegenüber. «
    » Aber du belügst mich auch, und ich kann auch dir nicht trauen. Du weißt also, dass ich für Christie ’ s arbeite. Du sagst mir aber nicht, dass du vor geraumer Zeit bei Christie ’ s vorgesprochen und dich für den Florentiner-Diamanten interessiert hast. Wie soll ich da Vertrauen haben? «, unterbrach Marie-Claire ihn. Sie sah in seinen Augen, dass er mit dieser Direktheit nicht gerechnet hatte. Doch Gregor überlegte nicht lange.
    » Ich bin von Freunden des Hauses Habsburg beauftragt worden, den Verbleib diverser Kunstgegenstände und Preziosen aus dem Familienbesitz zu klären und, wenn möglich, diese mit den Geldern von honorigen Mäzenen zurückzukaufen. Die österreichische Republik hat damals einen Großteil des Vermögens des Hauses Habsburg konfisziert. Nicht nur den Familienbesitz, sondern auch das ganze private Vermögen des Exkaisers, das sich in Österreich befand. Und zwar mit der Begründung, dass zuerst der Familienschmuck aus der Schatzkammer, der bekanntlich im Auftrage des Kaisers in die Schweiz geschafft wurde, zurückgebracht werden müsse. Das konnte Kaiser Karl damals nicht. Viele Schmuckstücke waren in der Schweiz verkauft oder beliehen worden. Entsprechend mittellos waren der Exkaiser und sein Gefolge plötzlich. Auch später konnte die strittige Frage, was denn nun in der Schatzkammer Privatschmuck und was Staatsschmuck gewesen sei, nie endgültig geklärt werden. Fest steht nur: Würden all die damals aus der Wiener Schatzkammer in die Schweiz verbrachten Schmuckstücke – un d d azu gehörte bekanntlich auch der Florentiner-Diamant – wieder zurück nach Wien kommen und an die österreichische Regierung übergeben werden, müssten die Enteignungen von damals überdacht werden. Und das versuchen gewisse Leute nun nach fast achtzig Jahren. Ich bin beauftragt, diese Schmuckstücke zu suchen, also auch den Florentiner. Das ist alles. Es ist kein großes Geheimnis. Es bedarf nur einer gewissen Diskretion, die zu wahren ich mich verpflichtet habe! «
    Marie-Claire merkte, wie ihr Herz pochte. Es pochte, weil sie jetzt endlich den Grund für Gregors Interesse an dem Florentiner kannte. Der Florentiner! Deshalb also war Gregor in London gewesen war. Er wollte den Diamanten zurückkaufen. Wenn das stimmte, hatte er damals in London in der Zentrale die Wahrheit gesagt. Ungewöhnlich war ein solches Anliegen auf dem Kunstmarkt nicht. Francis Roundell würde wahrscheinlich jubeln, wenn sie ihm das mitteilen würde. Er würde sich sicherlich in seiner Einschätzung bestätigt sehen. Wie hatte er damals gesagt? » Es ist immer gut, wenn man weiß, dass es auf einer Auktion mehrere Interessenten gibt. «
    Plötzlich gefiel ihr die Vorstellung, den heutigen Abend mit Gregor hier am Wörthersee zu verbringen. Eigentlich stand jetzt kein Geheimnis mehr zwischen ihm und ihr. Jeder wusste, was der andere wollte. Jedenfalls was den Florentiner betraf. Ihr Herz schlug schneller, auch weil sie wusste, dass er ihr Vertrauen gewinnen wollte. Seine Stimme klang sehr erotisch, als er sie aus ihren Gedanken riss.
    » Dieses permanente Misstrauen zwischen uns würde ich heute Abend sehr gern über Bord werfen. Und zwar ohne weiter darüber zu reden. «
    » Ich auch «, flüsterte Marie-Claire de Vries aufgeregt. Sie freute sich auf diesen Abend. Und mehr noch auf die Nacht.
     
    N och immer lag Nebel über dem Wörthersee. Irgendwo in der dichten Wolkendecke, die sich an den Hügeln um den See herum wie Watte auf die Wälder legte, lugte die Morgensonne hervor, wich dann aber wieder neuen Regenwolken. Marie-Claire lag auf dem

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