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Der Fluch des Florentiners

Der Fluch des Florentiners

Titel: Der Fluch des Florentiners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ackermann
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Karotten schaum raten. Der lauwarme Hummer mit Eierschwammerln und Junglauch wird diese Vorspeisen exzellent abrunden und sich fraglos mit einem Rohmilchbrie mit Nussbrot, Apfelspalten und Rucola hervorragend kombinieren lassen. «
    Marie-Claire war plötzlich bedrückt. Das hier war nicht ihre Welt! Gregor dagegen fühlte sich sichtlich wohl. Es saßen nur wenige Gäste in dem von orangefarbenen Stühlen und Vorhängen dominierten Restaurant. Was dieses empfohlene Menü kosten würde, konnte sie nur erahnen. Über Preise sprachen aber weder der Küchenchef noch Gregor, der einen trockenen 82er Riesling aus dem Rheingau zum Essen bestellte und nicht auf die Idee zu kommen schien, dass sie vielleicht lieber einen Rosé getrunken hätte. Unauffällig schaute Marie-Claire sich um. Die drei alten Damen zwei Tische weiter waren teuer-elegant gekleidet. Die eine trug Schmuck, den sie mit einem Blick als Cartier-Kollektion erkannte. Zwei weitere Frauen saßen in der Nische am Fenster und schienen soeben von einer Modenschau in Mailand zurückgekehrt zu sein.
    Gregor trug eine elegante Kombination aus blauem Blazer und hellgrauer Hose. Verlegen räusperte sie sich. Sie selbst hatte nur Jeans und einen eher sportlichen, schwarzen Rollkragenpullover an und kam sich sehr deplatziert vor. Sie fühlte sich hier wie auf dem Präsentierteller, denn sie spürte die Blicke der anderen Gäste und war sich sicher, dass man sie für eine Geliebte, eine attraktive, aber keinesfalls standesgemäße Wochenendgespielin von Gregor hielt.
    Gregor schien das zu bemerken, doch er wirkte seltsam steif. Schon während der Fahrt hatte er sich sehr schweigsam gegeben. Er war wortkarg, aber wie immer sehr höflich.
    » Wenn du möchtest, können wir uns auch ein Dinner zusam menstellen und drüben in der Bar servieren lassen. Da ist es gemütlicher. «
    Das stellte sich als sehr gute Idee heraus, und es sah so aus, als habe Gregor mit diesem Vorschlag den Abend gerettet. In der großen, aber kaum besuchten Bar nahmen sie in einem sehr anheimelnden Erker Platz. Die beiden Couchen waren sehr bequem, das Interieur geschmackvoll, und die Atmosphäre war plötzlich wie ausgewechselt. Sie fühlte sich befreit und lächelte. Gregor schien auf diesen Moment gewartet zu haben.
    » Du bist keine Fotografin und arbeitest auch nicht an einem Bildband über deutsche Ritterorden, richtig? «
    Marie-Claire errötete. Es blieb ihr keine Zeit, über ihre Antwort nachzudenken. Gregor schaute sie sehr freundlich, aber auch fordernd an. Sie wusste, dass es wenig Sinn haben würde, zu lügen. Daher entschied sie, den direkten und ehrlichen Weg zu gehen.
    » Nein, bin ich nicht «, gab sie zu. » Ich arbeite für das Auktionshaus Christie ’ s. Ich bin Expertin für historischen Schmuck und war auf Recherche. Da habe ich dich dann gesehen. Ich fand dich sehr attraktiv. Du hast mich interessiert! Deswegen habe ich dir diese Geschichte erzählt. Ich hatte nicht genug Selbstvertrauen, das gleich zuzugeben. Welche Frau sagt so etwas schon. «
    Sie hatte sehr spontan geantwortet. Dennoch war es nur die halbe Wahrheit. Doch Gregor war mit dieser Antwort zufrieden.
    » Schön, dass du ehrlich bist. Ja, doch, das ist sehr schön. Das ist eine gute Basis! «
    Er sprach sehr leise, ruhig – besänftigend. Die bisher eher steife Konversation zwischen ihnen lockerte sich auf. Das Knister n d es Kaminfeuers, die dezente Musik, das warme Licht, das exzellente Essen, der Wein und Gregors Lachen ließen sie alles um sie herum vergessen. Die Ereignisse der vergangenen Tage und Nächte fielen von ihr ab, die Flut der Gedanken und marternden Verdachtsmomente waren wie weggewischt. Eine seit vielen Jahren nicht mehr erlebte Leichtigkeit überkam sie. Plötzlich hatte sie das Gefühl, dass sie bereit war, ihm zu vertrauen. Marie-Claire, sagte sie zu sich selbst, warum musst du dein Leben immer so kompliziert gestalten? Warum musst du hinter den schönen Dingen des Lebens stets noch etwas anderes vermuten? Warum nimmst du nicht, was ist, was sich anbietet – warum lebst du nicht unbeschwerter? Er ist ein sehr interessanter Mann! Warum machst du es nicht wie deine Freundin Chrissie, deren Wahlspruch » Take it easy – but take it « ihr zwar manchen Ärger, aber auch unendlich viele schöne Erlebnisse eingetragen hatte?
    » Du bist geschieden und hast Kinder? « Die Frage war provokativ, denn sie hatte mittlerweile in Erfahrung gebracht, dass es den moralischen Vorstellungen und

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