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Der Fluch des Khan

Der Fluch des Khan

Titel: Der Fluch des Khan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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mit Pferd und Bogen die halbe Welt erobert. Ich finde, das sind auch heute noch nützliche Fertigkeiten. Doch lassen Sie uns hineingehen, wo wir vor dem Wind geschützt sind und es uns gemütlich machen können«, sagte Borjin und geleitete die Gäste durch die Tür. Dann führte er sie den breiten Gang entlang zu dem großen Raum am anderen Ende. Shinzhe bewunderte im Vorübergehen die Altertümer, die entlang des Ganges standen, und blieb vor einer Bronzeskulptur stehen, die ein tänzelndes Pferd darstellte. Das mit einer grünen Patina überzogene Ross spiegelte sich in einem farbenprächtigen Mosaik, das hinter ihm an der Wand hing.
    »Eine zauberhafte Skulptur«, sagte Shinzhe, der sofort erkannte, dass es sich um ein chinesisches Kunstwerk handelte.
    »Yüan-Dynastie?«
    »Nein, etwas älter, Song-Dynastie«, erwiderte Borjin, der vom Kennerblick des Ministers sichtlich beeindruckt schien.
    »Die meisten Altertümer im Haus stammen aus dem frühen dreizehnten Jahrhundert, der Zeit der großen mongolischen Eroberungen. Das Kachelmosaik an der Wand ist ein altes Stück aus Samarkand, und das geschnitzte Piedestal, auf dem die Skulptur steht, wurde um 1200 nach Christus in Indien gefertigt.
    Sind Sie Sammler?«
    »Eigentlich nicht.« Der Minister lächelte. »Ich besitze ein paar bescheidene Porzellanwaren aus der Yüan- und der Ming-Dynastie, aber das ist auch schon alles. Ich bin sehr beeindruckt von Ihrer Sammlung. Gegenstände aus dieser Zeit sind auf dem Markt eher rar.«
    »Ich habe einen Händler in Hongkong«, erklärte Borjin mit ausdrucksloser Miene.
    Der Minister und sein Gefolge betraten den Konferenzraum am Ende des Gangs. Durch die riesigen, vom Boden bis zur Decke reichenden Fenster hatte man normalerweise einen herrlichen Ausblick auf die Landschaft, doch im Moment konnte man außer dem Innenhof und der umliegenden Anlage kaum etwas sehen. Der starke Wind hüllte die ganze Umgebung in dunstige Staubwolken, durch die das wogende Grün des Steppenlands tief unten im Tal nur gelegentlich schimmerte.
    Borjin ging an einem Sitzbereich mit Sofas und einer Bar vorbei und führte seine Gäste zu einem Mahagonitisch, an dem sie schließlich Platz nahmen.
    Borjin setzte sich ans Kopfende, mit dem Rücken zur Wand.
    Hinter ihm stand ein breites Regal, auf dem allerlei mittelalterliche Waffen zur Schau gestellt wurden. Eine Reihe alter Speere, Lanzen und Schwerter säumte die eine Hälfte der Wand, gegenüber waren etliche von Hand gefertigte Kompositbögen und Pfeile mit Eisenspitzen aufgehängt. Auf dem obersten Regalbrett standen runde, nach oben spitz zulaufende Eisenhelme, die mit Rosshaarbüschen gekrönt waren. Davor lagen mehrere runde Gegenstände aus Ton, die wie primitive Handgranaten aussahen. Die ganze Sammlung wurde von einem ausgestopften Falken bewacht, der die Schwingen bedrohlich ausgebreitet hatte und den aufgerissenen Schnabel nach oben reckte, als stieße er einen letzten Todesschrei aus.
    Shinzhe betrachtete die Waffen und den Falken, dann wandte er sich dem Mann zu, dem sie gehörten, und erschauderte unwillkürlich. Der Ölmanager hatte irgendetwas an sich, das nicht minder wild war als der Falke. Die kalten Augen deuteten auf eine unterschwellige Brutalität hin. Shinzhe konnte sich gut vorstellen, dass sein Gastgeber einen der Speere von der Wand nahm und jemanden ohne zu zögern damit durchbohrte. Als man eine Tasse Tee vor ihn hinstellte, versuchte der Minister seine Gefühle zu verdrängen und sich auf den Zweck seines Besuchs zu konzentrieren.
    »Meine Regierung hat Ihr Schreiben erhalten, in dem Sie unserem Land eine erhebliche Menge Rohöl anbieten. Die Parteiführung ist sehr dankbar und höchst angetan von Ihrem großzügigen Angebot. Man hat mich damit beauftragt, herauszufinden, wie ernst Ihr Vorschlag gemeint ist, und mit Ihnen über die Gegenleistungen zu sprechen, die für eine Übereinkunft erforderlich sind.«
    Borjin lehnte sich zurück und lachte.
    »Ja, natürlich. Warum sollte die Mongolei, tausend Jahre lang der Schrecken Chinas, unserem unbequemen Nachbarn im Süden mit einem Mal beistehen wollen? Wie soll ein Land, in dem es nichts als Sand und staubiges Steppengras gibt, das von abgerissenen Bauern und Schafhirten besiedelt ist, plötzlich zum wichtigen Lieferanten wertvoller Bodenschätze werden? Ich werde Ihnen sagen, warum. Weil ihr uns zu Gefangenen in unserem eigenen Land gemacht habt. Ihr und die Russen habt uns jahrhundertelang von der Außenwelt

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