Der Fluch des Khan
nach draußen ab.
Dort hatte der Wind unterdessen aufgefrischt und fegte dichte Staubwolken über die Anlage. Pitt und Giordino liefen zur Garage zurück, wo der Mechaniker mit einer festsitzenden Schraube am Vorderrad kämpfte. Pitt schob sich zum Tor und schaute über den Rasen zum Wohngebäude. Er konnte gerade noch die beiden mongolischen Personenschützer erkennen, die auf der Vortreppe miteinander plauderten. Zwei weitere Männer standen zu beiden Seiten der Tür, die ins Innere führte.
»Wenn unser mongolischer Geleitschutz nicht durch die Tür darf, dann lassen sie uns da wahrscheinlich auch nicht einfach reinspazieren«, sagte er.
»Wir müssen einen anderen Eingang finden. Wenn Theresa und die anderen hier sein sollten, dann stecken sie irgendwo in dem Gebäude.« Giordino suchte das Gelände rund um das Herrenhaus ab. »Wir können hier nicht lange rumlaufen, bis unsere Zimmermädchen wieder freikommen.«
»Wer hat denn was von
laufen
gesagt?«, fragte Pitt.
Er kehrte in die Garage zurück, nickte die Gärtnerkarre an, die neben dem Tor stand, und überzeugte sich davon, dass der Zündschlüssel steckte. Dann blickte er sich kurz um und stellte fest, dass niemand auf sie achtete, woraufhin er das Lenkrad ergriff und die Karre zum offenen Tor schob. Giordino kam zu ihm und packte ebenfalls mit an, wuchtete das Gefährt regelrecht ins Freie und stellte es an der Seitenwand ab. Sobald sie außer Sichtweite des Mechanikers waren, sprang Pitt auf und ließ den Benzinmotor an.
Der grüne Karren, der normalerweise zur Pflege von Golfplätzen verwendet wurde, verfügte über eine kleine Ladefläche hinter den beiden Sitzen. Pitt trat das Gaspedal durch, worauf der Wagen davonschoss und mit den Hinterrädern den Kies aufwirbelte. Als er einen Blick nach rechts warf, bemerkte er zwei Reiter, die aus einem Stall an der Rückseite des Laborgebäudes kamen und kurz in einer Staubwolke verschwanden.
Sofort riss er das Lenkrad nach links herum und steuerte die entgegengesetzte Seite der Anlage an.
Pitt fuhr einen Fußweg an der Umfriedungsmauer entlang und raste am Tor vorbei, ohne dass die Wachposten auf das grüne Fahrzeug achteten. Als der Kiesweg zu einer Zierbrücke führte, bremste er ab. Unter ihr strömte Wasser aus dem nahe gelegenen Fluss in zahllose Kanäle, die sich kreuz und quer durch den Landschaftsgarten zogen.
»Hübsche Bewässerungsanlage«, stellte Giordino fest, als Pitt auf der Brücke anhielt. Zur Linken sahen sie die Oberseiten zweier starker Rohre, durch die das Wasser unter der Mauer hindurch auf das Gelände geleitet wurde. Pitt fuhr weiter und steuerte entlang der Mauer zur linken Grenze des Anwesens.
Aber auch dort kam man offenbar nicht ins Gebäude, es sei denn, man nahm das Hauptportal, vor dem die vier mongolischen Posten standen.
Vor ihnen endete die Mauer jäh an einem steilen, felsigen Abhang. Auf der anderen Seite ragte ein Rohr heraus, aus dem das Abwasser aus den Kanälen strömte und zu Tal stürzte, wo es sich wieder mit dem Fluss vereinte. Pitt stellte den Karren hinter einem Baum ab und ging zur Kante. Eine breite Kluft tat sich zwischen Mauer und Wohngebäude auf, zu steil, um mit dem Wagen hinunterzufahren, aber nicht so halsbrecherisch wie die Felswand mit dem künstlichen Wasserfall. Ein Fußweg schlängelte sich zu einem engen Plateau hinab. Das war offenbar das Fundament, auf dem der Wohnsitz errichtet war. Hinter dem schmalen Streifen ebenen Bodens wurde das Terrain wieder abschüssig und führte fast eine halbe Meile steil den Berg hinab, sodass hier keine Umfriedungsmauer nötig war.
»Willst du’s über die Hintertür probieren?«, fragte Giordino.
»Entweder das, oder wir müssen mit dem Golfkarren durch die Vordertür fahren. Hoffentlich gibt’s eine Hintertür.«
Sie stiegen den kurzen, aber steilen Pfad hinab, der von Pferdehufen zertrampelt war. Der starke Wind fegte über den Wasserfall und blies ihnen eisigen Dunst ins Gesicht. Als sie sich zur Rückseite des Anwesens vorgearbeitet hatten, stellten sie fest, dass es auf einer Berme – einer Art Absatz im Hang – errichtet war, die über ihnen aufragte und von einer Felswand gestützt wurde.
»Hier kommt man nicht so leicht rein und raus, was?«, sagte Giordino, während er die Felswand betrachtete, die sich offenbar über die ganze Länge des Gebäudes erstreckte.
»Ich nehme an, der Brandinspektor hat sich hier jedenfalls noch nicht umgesehen.«
Sie drückten sich an die Felswand, damit
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