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Der Fluch des Khan

Der Fluch des Khan

Titel: Der Fluch des Khan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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Treueid entsprechend bis zum Ende geschwiegen hatten.
    Nur ein Kamel, so jedenfalls lautete die Legende, verriet rund ein Jahrzehnt später den Ort. Ein als Packkamel dienendes Trampeltier, die Mutter eines mit dem großen Herrscher bestatteten Tieres, wurde weinend an einer bestimmten Stelle im Kentei-Gebirge gefunden. Dem Besitzer war klar, dass es um seinen verlorenen Sohn weinte, der unter seinen Füßen begraben lag, am gleichen Ort, an dem auch Dschingis Khan die letzte Ruhe gefunden hatte. Doch damit endete die Sage, denn der Kameltreiber wahrte das Geheimnis, sodass bis heute niemand das Grab des Dschingis Khan in den mongolischen Bergen gefunden hatte, in denen er auch geboren war.
    Jetzt wurde die Legende durch das Seidengemälde vor Hunts Augen zu neuem Leben erweckt.
    »Das ist ein geheiligter Fund«, flüsterte Tsendyn. »Er wird uns zum Grabmal des Großkhans führen.« Tsendyn sprach voller Ehrfurcht, beinahe ängstlich.
    »Ja«, stieß Hunt aus, der sich bereits den Ruhm vorstellte, den er ernten würde, wenn er das Grab des Dschingis Khan entdeckte.
    Mit einem Mal packte ihn die Angst, die chinesischen Arbeiter könnten die Bedeutung des Seidenstreifens erkennen, denn wer wusste schon, ob nicht einer von ihnen einen Banditen in der Familie hatte. Hastig rollte Hunt das Tuch zusammen, steckte es wieder in die Röhre und legte sie zusammen mit dem Gepardenfell in das lackierte Holzkästchen. Dann schlug er das Kästchen in ein Tuch ein und verstaute es in einer großen Ledertasche, die er den ganzen Tag über nicht mehr aus der Hand gab.
    Nachdem sie an der Stelle, an der sie das Kästchen entdeckt hatten, das gesamte Erdreich durchgesiebt hatten, ohne irgendwelche anderen Artefakte zu finden, befahl Hunt widerwillig die Einstellung der Ausgrabungen. Rasch verstauten die Arbeiter ihre Hacken, Schaufeln und Pinsel auf einem Holzkarren und stellten sich dann an, um ihren kargen Lohn in Empfang zu nehmen. Obwohl sie nur ein paar Pennys pro Tag bekamen, hatten sich die Männer regelrecht um die schwere Arbeit geprügelt, denn in den von Armut heimgesuchten chinesischen Provinzen gab es nur wenige Verdienstmöglichkeiten.
    Als die Ausrüstung und die Artefakte auf drei Holzkarren verstaut und die Arbeiter entlassen waren, zog sich Hunt nach einem gemeinsamen Abendessen mit Tsendyn in sein Zelt zurück und packte seine Habseligkeiten zusammen. Zum ersten Mal wurde ihm unwohl zumute, als er die Ereignisse des Tages in seinem persönlichen Tagebuch festhielt. Mit der Entdeckung des kostbaren Kästchens, das er praktisch in letzter Minute gefunden hatte, wurden ihm auch die Gefahren bewusst, die rundum lauerten. Rücksichtslos hatten Plünderer und Banditen andere Grabungsstätten in der Provinz Shaanxi ausgeraubt, und ein Kollege, der dreitausend Jahre alte Bronzegegenstände gefunden hatte, war sogar von Marodeuren mit der Pistole bedroht und zusammengeschlagen worden. Dann gab es da noch die japanische Armee, die einem britischen Staatsbürger zwar möglicherweise nichts zuleide tun würde, sich aber durchaus seine Funde unter den Nagel reißen könnte. Und wer konnte wissen, wie es weiterging? War es möglich, dass er mit der Entdeckung des Grabes von Dschingis Khan einen Fluch auf sich lud, so wie es angeblich Lord Carnarvon und seinen Mitarbeitern widerfahren war, die das Grab des Pharao Tutanch-amun gefunden hatten?
    Nachdem er die Tasche mit dem Holzkästchen unter seinem Feldbett verstaut hatte, fiel er in einen unruhigen Schlaf, aus dem er immer wieder aufschreckte, weil ihm zahllose bange Gedanken durch den Kopf gingen. Zudem heulte der Wind die ganze Nacht über ums Zelt und zerrte bis zur Morgendämmerung an der Leinwand. Benommen stand er bei Tagesanbruch auf und stellte erleichtert fest, dass die Tasche noch immer unberührt unter seinem Feldbett lag und draußen nirgendwo japanisches Militär zu sehen war. Tsendyn stand ganz in der Nähe und briet gemeinsam mit zwei chinesischen Waisenjungen, die dem Mongolen zur Hand gingen, an einem offenen Feuer ein Stück Ziegenfleisch.
    »Guten Morgen, Sir. Heißer Tee steht bereit.« Tsendyn lächelte und reichte Hunt eine Tasse mit dem dampfenden Gebräu.
    »Sämtliche Ausrüstung ist zusammengepackt, und die Maulesel sind an die Karren gespannt. Wir können jederzeit aufbrechen.«
    »Sehr gut. Verstauen Sie mein Zelt, wenn Sie so gut wären, und achten Sie auf die Tasche unter dem Feldbett«, sagte er, setzte sich dann auf eine Holzkiste und betrachtete

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