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Der Fluch des Khan

Der Fluch des Khan

Titel: Der Fluch des Khan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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hinaus. Kaum war er am Boden gelandet, als der vierte Knall des akustischen Geräts ertönte, der jetzt, da sich Gunn außerhalb des Gebäudes befand, weitaus weniger heftig wirkte.
    Durch das Fenster hörte er die aufgeregten Schreie der Wissenschaftler, die in die Kammer stürmten, ohne sich weiter um ihn zu kümmern. Er wusste, dass sie die Anlage abschalten würden, bevor das nächste Schallwellenbombardement einsetzte. Sein aus der Not geborener Versuch, in aller Eile ein Erdbeben auszulösen, war vertan. Und damit auch die Chance, Pitt und Giordino das Leben zu retten, dachte er beklommen.
57
    A ls der zweite Knall über das Anwesen hallte, schickte Borjin zwei berittene Wachen los, die die Sache untersuchen sollten. Während sie über das dunkle Gelände davonsprengten, war in der Ferne ein leises Grollen zu vernehmen, das kurz darauf ebenso wie der Hufschlag der Pferde vom dritten seismischen Beschuss übertönt wurde.
    »Haben Sie noch weitere Freunde mitgebracht?«, sagte Borjin mit spöttischem Grinsen zu Pitt.
    »Ein paar, aber die genügen, um Ihnen endgültig das Handwerk zu legen«, erwiderte Pitt.
    »Dann werden sie mit Ihnen sterben.«
    Vom Labor her ertönte ein lautes Klirren, als ob Glas zerspränge, gefolgt von einer weiteren Entladung des akustischseismischen Geräts. Dann kehrte Stille ein.
    »Offenbar haben Ihre Freunde meine Wachen kennengelernt«, sagte Borjin grinsend.
    Er sah Pitt immer noch mit höhnischem Lächeln an, als ein weiteres Grollen, das wie ein aufziehendes Gewitter klang, von den Berghängen widerhallte. Doch diesmal hielt es an, wurde immer stärker, als ginge eine Lawine zu Tal. Draußen – vor der Mauer des Anwesens – stimmte ein Wolfsrudel sein klagendes Geheul an. Auch die Pferde spürten die sich anbahnende Katastrophe, von der die Menschen noch nichts ahnten, wurden zusehends nervöser und fingen laut an zu wiehern.
    Tausend Meter unter der Erdoberfläche schnitten sich drei gebündelte Schallwellen, die von den drei Wandlern abgefeuert worden waren, an dem von Gunn markierten Riss, einer Verwerfung im Sedimentgestein. Die ersten beiden Bombardements des seismischen Geräts waren durch den schallschluckenden Boden der Kammer abgeschwächt worden und trafen nur mit geringer Kraft auf die Bruchstelle. Die dritte Salve jedoch hatte mit voller Wucht eingeschlagen. Zwar hielt das Gestein stand, aber die Verwerfungslinie wurde durch die seismischen Wellen heftig erschüttert. Der vierte Beschuss schließlich knackte den Fels.
    Eine Verwerfung, auch Bruch, Sprung oder Paraklase genannt, bedeutet eine Lageänderung von Gesteinsschichten längs einer mehr oder weniger geneigten Bewegungsfläche. Die meisten Erdbeben entstehen durch Verschiebungen oder Bruchbildungen in solchen Verwerfungszonen. Dabei gerät die Erdkruste durch die Bewegung der tektonischen Platten unter eine Spannung, die durch die Erschütterungen des Bodens auf einmal ausgeglichen wird. Die gewaltigen Kräfte, die dabei freigesetzt werden, lösen wiederum Schockwellen aus, die die Erde erbeben lassen.
    Das vierte und letzte Schallwellenbombardement traf die Verwerfung unter dem mongolischen Gebirgszug mit der Sprengkraft eines Torpedos. Die seismischen Erschütterungen führten dazu, dass sich die Schollen sowohl vertikal als auch horizontal verschoben. Diese sogenannte Dislokation war nur geringfügig, ein paar Zentimeter entlang der rund achthundert Meter langen Bruchstelle, aber da sie sich relativ nahe an der Erdoberfläche ereignete, waren die Auswirkungen gewaltig.
    Die Schockwellen jagten durch den Erdmantel und erschütterten den Boden ringsum. Das dabei ausgelöste Erdbeben hatte eine Stärke von 7,5 auf der Richter-Skala. Doch die gemessene Magnitude gab nicht das wahre Ausmaß der an der Erdoberfläche freigesetzten Energie wieder, wo die Erschütterungen den Menschen in dem betroffenen Gebiet zehnmal so heftig vorkamen.
    Für Pitt und die anderen kündigte sich die Verschiebung durch ein dumpfes Grollen an, das immer mehr anschwoll, bis es so klang, als donnerte ein Güterzug unter der Erde vorbei. Dann erreichten die Schockwellen die Erdoberfläche, worauf der Boden in Bewegung geriet, zunächst hin und her schwankte, dann nach allen Seiten zu bersten schien.
    Pitt und die Wachen ließen einander nicht aus den Augen, als das Erdbeben anfing, doch durch die heftigen Erschütterungen wurden sie nach kurzer Zeit von den Beinen gerissen. Pitt sah, wie einer der Posten rücklings auf die Vortreppe

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