Der Fluch des Khan
Besatzung verehrt wurde, und hatte seinen derzeitigen Einsatz am Golf bislang genossen. Abgesehen davon, dass er seine Frau und die beiden Kinder vermisste, empfand er den Dienst in arabischen Gewässern als eine willkommene Herausforderung und aufgrund der gelegentlichen Gefahren auch als eine erfrischende Abwechslung.
»In drei Meilen dringen wir in iranische Gewässer ein«, warnte ein junger Kampfleitoffizier, der neben ihm stand. »Die wollen sich eindeutig unter der iranischen Küste in Sicherheit bringen.«
»Ich glaube nicht, dass die Iraner nach dem Vorfall bei der Insel Khark bereit sind, ihnen Unterschlupf zu gewähren«, erwiderte Buns. »Pat, ich denke, ich schau mir die Sache von der Brücke aus an. Sie übernehmen das CIC.«
»Aye, Captain. Wir bleiben auf alle Fälle in Verbindung.«
Buns verließ die abgedunkelte Kommandozentrale und begab sich auf die Brücke, die in gleißenden Sonnenschein getaucht war, der sich auf dem Wasser des Golfs spiegelte. Ein dunkelhaariger Offizier stand neben dem Ruder, hatte ein Fernglas angesetzt und beobachtete ein schwarzes Schiff, das vor ihnen durchs Meer pflügte.
»Ist das unser Ziel, Commander?«, fragte der Captain.
Commander Brad Knight, der leitende Nachrichtendienstoffizier der
Anzio,
nickte.
»Ja, Sir, das ist ein Bohrschiff. Die Luftaufklärung hat bestätigt, dass es sich um die
Bayan Star
aus Kuala Lumpur handelt.
Das gleiche Schiff, das unsere Satelliten kurz vor den Erdbeben bei Ras Tanura und Khark erfasst haben.«
Knight blickte auf das Vorderdeck des Kreuzers hinab und sah einen Trupp Marineinfanteristen in Kampfanzügen, die zwei Zodiac-Boote bereitmachten.
»Das Enterkommando scheint so weit zu sein, Sir.«
»Tja, mal sehen, ob die
Bayan Star
mitspielt.«
Buns ging zu einem Funker, der vor seinem Gerät saß, und erteilte einen kurzen Befehl. Daraufhin funkte der Kreuzer das Bohrschiff an, erst auf Englisch, dann auf Arabisch, und forderte es auf, beizudrehen, die Maschinen zu stoppen und sich von einem Suchtrupp überprüfen zu lassen. Das Schiff reagierte auf keinen der Funksprüche.
»Geschwindigkeit unverändert«, meldete ein Radarbeobachter.
»Ich kann einfach nicht glauben, dass ihnen die Hornets nicht aufgefallen sind«, sagte Knight. Zwei F/A-18 vom Flugzeugträger
Ronald Reagan
hatten das Schiff vorher eine Stunde lang verfolgt und waren ständig im Tiefflug darüber hinweggedonnert.
»Ich glaube, wir müssen das auf die altmodische Tour machen und ihnen einen Schuss vor den Bug setzen«, sagte Buns. Der Kreuzer hatte zwei 12,7-cm-Geschütze, die für diesen Zweck gut geeignet waren – und zu noch viel mehr.
Der Kreuzer schob sich bis auf zwei Meilen an das Bohrschiff heran, als der Radarbeobachter plötzlich rief: »Es wird langsamer, Sir.«
Buns beugte sich vor, warf einen Blick auf das Radarsichtgerät und sah, dass sich der Blip des Bohrschiffs kaum noch in Richtung Südwesten fortbewegte.
»Bringen Sie uns längsseits. Lassen Sie den Durchsuchungstrupp antreten.«
Der schnittige graue Kreuzer blieb auf Nordostkurs und schloss zu dem Bohrschiff auf, bis die beiden Schiffe nur noch durch einen achthundert Meter breiten Streifen Wasser voneinander getrennt waren. Rasch stiegen die Marines in die Zodiacs, die binnen kürzester Zeit ausgebracht wurden. Als sie auf das Bohrschiff zufuhren, wandte sich Knight plötzlich an Buns.
»Captain, ich sehe am Heck des Feindes zwei Boote im Wasser. Ich glaube, die Besatzung verlässt das Schiff.«
Buns setzte ein Fernglas an und richtete es auf das Bohrschiff.
Zwei Rettungsboote voller Besatzungsmitglieder, die schwarze Overalls trugen, entfernten sich von dem Schiff. Als Buns das Glas herumzog und sich das heruntergekommene Schiff anschaute, sah er gerade noch eine Reihe weißer Rauchwolken aus den unteren Decks quellen.
»Die wollen es versenken«, sagte er. »Ruft das Enterkommando zurück.«
Staunend sah die Besatzung der
Anzio
zu, wie das Bohrschiff binnen kurzer Zeit tiefer ins Wasser sank. Innerhalb weniger Minuten spülten die salzigen Fluten des Persischen Golfes über den Bug hinweg, während das Heck immer höher aufragte, bis das vollgelaufene Schiff mit einem zischenden Ächzen unterging. Knight schüttelte den Kopf, während er die aufsteigenden Blasen und den Schaum über dem nassen Grab des Schiffes betrachtete.
»Das wird dem Pentagon ganz und gar nicht passen. Die waren ganz scharf darauf, dass wir das Schiff unversehrt lassen.
Waren mächtig neugierig
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