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Der Fluch des Khan

Der Fluch des Khan

Titel: Der Fluch des Khan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
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noch vermisst, waren vermutlich aber ebenfalls tot.
    Als die Ermittlungsbeamten den geheimnisvollen Seelenverkäufer endlich betreten konnten, mussten sie erstaunt feststellen, dass sich keine Leichen an Bord befanden. Allmählich sah es so aus, als hätten die Augenzeugen recht. Es war ein verlassenes Schiff, das offenbar von allein gefahren war. Der Frachter, den hier in der Gegend niemand kannte, konnte schließlich von Versicherungsagenten bis zu einem malaysischen Schiffsmakler zurückverfolgt werden, der ihn bei einer Auktion an einen Schrotthändler verkauft hatte. Der Schrotthändler schien untergetaucht, und sein Unternehmen war, wie sich herausstellte, eine Scheinfirma unter falscher Adresse, bei der alle Spuren endeten.
    Die Ermittler nahmen an, ehemalige Besatzungsmitglieder, die Ärger mit dem Kapitän hatten, hätten das Schiff aus Rache in Brand gesteckt. »Der Brander von Ningbo«, wie es in der Gegend genannt wurde, hatte ihrer Meinung nach durch bloßen Zufall die Feuersbrunst auf Cezi ausgelöst. Hang Zhou indessen war anderer Ansicht. Er war fest davon überzeugt, dass irgendjemand das Schiff in den Untergang gesteuert hatte.
12
    J an, wir sollen in zehn Minuten im Goldenen Konferenzraum sein. Darf ich dir einen Kaffee bringen, bevor wir aufbrechen?«
    Jan Montague Clayton starrte auf ihren Kollegen, der in der Bürotür stand, als käme er gerade vom Mars.
    »Harvey, mein Urin sieht aus wie Cappuccino, und ich habe so viel Koffein im Blut, dass man damit ein Space Shuttle antreiben könnte. Aber trotzdem danke. Ich bin gleich so weit.«
    »Ich sorge dafür, dass der Projektor aufgebaut ist«, erwiderte Harvey verlegen, dann verschwand er im Korridor.
    Clayton wusste nicht mehr, wie viel Kaffee sie in den letzten zwei Tagen getrunken hatte, war sich aber darüber im Klaren, dass sie kaum etwas anderes zu sich genommen hatte. Seit am Vortag die Nachrichten von dem Erdbeben eingegangen waren, saß sie am Schreibtisch fest, verfasste Einschätzungen über die wirtschaftlichen Auswirkungen und holte gleichzeitig bei Insidern, deren Namen sie in ihrem Rolodex verwahrte, Aussagen über die Reaktionen der Ölfirmen ein. Nur durch einen kurzen Abstecher in ihr schickes Apartment im East Village, wo sie sich eine Weile hingelegt und dann umgezogen hatte, war sie dem allgemeinen Chaos, das sie umgab, eine Zeitlang entronnen.
    Als leitende Analystin für die Entwicklung der Rohstoffmärkte bei der Investmentbank Goldman Sachs war es Clayton gewohnt, zwölf Stunden am Tag zu arbeiten. Doch auf die Folgen des Erdbebens von Ras Tanura war sie als Spezialistin für Termingeschäfte mit Öl und Erdgas nicht vorbereitet gewesen.
    Sie hatte den Eindruck, dass jeder Verkäufer und Fondsmanager in der Firma bei ihr anrief und um Rat bat, wie er mit dem Anlagevermögen seiner Kunden umgehen sollte. Zu guter Letzt musste sie ihr Telefon ausstöpseln, um sich konzentrieren zu können, und von ihren E-Mails ließ sie vorsichtshalber die Finger. Sie warf einen letzten Blick auf einige Ölexportzahlen, stand auf und strich ihr beiges Kay-Unger-Kostüm glatt, nahm einen Laptop und ging zur Tür. Wider besseres Wissen blieb sie plötzlich stehen, kehrte zu ihrem Schreibtisch zurück und schnappte sich eine Keramiktasse, die zur Hälfte mit Kaffee gefüllt war.
    Im Konferenzraum drängten sich die Mitarbeiter, hauptsächlich Männer, die ungeduldig auf ihren Bericht warteten.
    Während Harvey die Besprechung mit einem kurzen Überblick über die wirtschaftliche Lage eröffnete, betrachtete Clayton die Anwesenden. Die Gesellschafter und leitenden Manager waren anhand ihrer vorzeitig ergrauten Haare und Schmerbäuche, die von zahllosen Arbeitsstunden in der Bank kündeten, leicht zu erkennen. Den Gegenpol bildeten die jüngeren Anlagenverkäufer, gnadenlos und aggressiv, die unbedingt die Karriereleiter in die geheiligten Gefilde der Führungskräfte aufsteigen wollten, wo man am Jahresende mit schöner Regelmäßigkeit siebenstelligen Provisionen einstreichen konnte. Gut die Hälfte der überbezahlten und überarbeiteten Investment-Profis scherte sich nicht darum, ob Claytons Voraussagen zutrafen oder nicht, solange sie jemandem die Schuld für ihre Transfers in die Schuhe schieben konnten. Diejenigen, die aufpassten, stellten rasch fest, dass Clayton etwas von ihrem Geschäft verstand. In der kurzen Zeit, die sie erst bei der Firma war, hatte sie sich einen guten Ruf als ausgebuffte Analystin mit einer geradezu unheimlichen

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