Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch des Khan

Der Fluch des Khan

Titel: Der Fluch des Khan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler , Dirk Cussler
Vom Netzwerk:
Fähigkeit zur Voraussage von Markttrends erworben.
    »Und jetzt wird Jan den derzeitigen Zustand der Ölmärkte ansprechen«, schloss Harvey und überließ Clayton die Bühne.
    Sie schloss ihren Laptop an die Projektionsanlage an und wartete einen Moment, bis ihre PowerPoint-Präsentation am Bildschirm auftauchte. Unterdessen ging Harvey zu einem großen Panaromafenster im Konferenzraum des Hochhauses an der Broad Street, durch das sich ein eindrucksvoller Ausblick auf das südliche Manhattan darbot, und schloss die Jalousien.
    »Meine Damen und Herren, das ist Ras Tanura«, begann sie leise, aber mit selbstbewusstem Ton. Eine Karte von Saudi-Arabien tauchte auf der Leinwand auf, gefolgt von Fotos einer Ölraffinerie und Lagertanks.
    »Ras Tanura ist der Hafen für die Ausfuhr von Öl und Erdgas in Saudi-Arabien. Besser gesagt, er war es bis zu dem schweren Erdbeben von gestern. Genaue Schadensberechnungen liegen noch nicht vor, aber offenbar wurden nahezu sechzig Prozent der Raffinerie zerstört, und mindestens fünfzig Prozent der Lagerkapazitäten erlitten schwere bauliche Schäden.«
    »Wie wirkt sich das auf die Ölexporte aus?«, unterbrach sie ein Mann namens Eli, der Segelohren hatte und einen Donut mampfte, während er sprach.
    »So gut wie gar nicht«, erwiderte Clayton und wartete darauf, dass Eli den Köder schluckte.
    »Warum dann der große Ölschock?«, fragte er und wischte sich ein paar Krümel vom Mund.
    »Der Großteil des Ausstoßes der Raffinerie wird von den Saudis selbst verbraucht. Was sich auf die Ölexporte auswirken wird, sind die Schäden an den Pipelines und Einschiffungshäfen.« Auf der Leinwand erschien ein weiteres Bild, auf dem ein Dutzend Supertanker zu sehen waren, die am Verladeterminal von Sea Island lagen.
    »Diese schwimmenden Terminals hätten eigentlich erdbebensicher sein sollen«, bemerkte jemand im hinteren Teil des Raumes.
    »Nicht, wenn das Epizentrum des Bebens nur knapp zwei Meilen entfernt ist«, konterte Clayton. »Außerdem sind das keine schwimmenden Terminals, sie sind am Meeresboden verankert. Durch die vom Erdbeben ausgelösten Sedimentverwerfungen wurde dieser Offshore-Terminal, Sea Island genannt, völlig zerstört. Sämtliche Anlagen auf Sea Island, wo die größten Supertanker abgefertigt wurden, fallen aus. Darüber hinaus wurden auch mehrere Verladepiers an der Küste zerstört.
    Offenbar sind über neunzig Prozent der für den Export bestimmten Infrastruktur von Ras Tanura beschädigt oder zerstört.
    Deswegen kam es zu einem ›großen Ölschock‹«, sagte sie und sah Eli an.
    Bedrücktes Schweigen stellte sich ein. Dann meldete sich Eli, der seinen Donut endlich aufgegessen hatte, erneut zu Wort.
    »Jan, auf welchen Umfang belaufen sich die Ausfälle?«
    »Nahezu sechs Millionen Barrel saudisches Öl pro Tag werden ab sofort nicht mehr zur Verfügung stehen.«
    »Sind das nicht fast zehn Prozent des täglichen Bedarfs weltweit?«, fragte einer der Gesellschafter.
    »Eher sieben Prozent, aber Sie können sich in etwa eine Vorstellung von den Folgen machen.«
    Clayton rief das nächste Bild ab, auf dem der jüngste Preisanstieg für westtexanisches Rohöl an der New Yorker Handelsbörse dargestellt wurde.
    »Wie Sie wissen, haben die Märkte wie üblich vollkommen hysterisch reagiert, was den Preis für Rohöl in den letzten vierundzwanzig Stunden auf über hundertfünfundzwanzig Dollar pro Barrel hochtrieb. Diejenigen unter Ihnen, die mit Dividendenpapieren handeln, haben den daraus resultierenden Kollaps des Dow Jones bereits erlebt«, fügte sie hinzu, worauf etliche ihrer Zuhörer aufstöhnten und nickten.
    »Aber wie geht es weiter?«, fragte Eli.
    »Das ist die Vierundsechzig-Dollar-Frage beziehungsweise, in Ihrem Fall, die Hundertfünfundzwanzig-Dollar-Frage. Im Augenblick regiert die Angst die Geschäfte, ausgelöst durch Ungewissheit. Und da Angst für gewöhnlich zu irrationalem Verhalten führt, lässt sich das nicht so leicht voraussagen.«
    Clayton hielt inne und trank einen Schluck Kaffee. Sie hatte die Zuhörer in ihren Bann geschlagen. Obwohl sie mit ihrer Attraktivität stets Aufsehen erregte, war es diesmal ihr Wissen, das die Kollegen faszinierte. Einen Moment lang genoss sie ihre Macht, dann fuhr sie fort.
    »Geben Sie sich keiner Täuschung hin. Die Zerstörung von Ras Tanura wird auf der ganzen Welt verheerende Folgen nach sich ziehen. Im Inland wird es zu einem sofortigen Rückschlag für die heimische Wirtschaft kommen, der

Weitere Kostenlose Bücher