Der Fluch des Koenigs
schwer, ihr Blickfeld verschwamm ständig vor ihren Augen und die Schmerzen in ihren Rippen raubten ihr die letzte Kraft. Die Nacht und der Tag in den Kerkern hatte sie zu sehr geschwächt.
Sie war an die Seite der Thronplattform zurückgewichen, um den Aschewesen oder den anderen Kämpfen nicht in die Quere zu kommen, die in der Mitte des Thronsaals wüteten. Nun stand sie mit dem Rücken zu den Stufen des Throns.
„Törichtes Weib“, rief Garlach. „Leg das Schwert weg, dann beschere ich dir einen sauberen Tod.“
Aeshin klammerte den Schwertgriff und suchte einen festen Stand. Der durchdringende Schrei eines Aschejägers erklang und brach abrupt ab, als er von Balgars Schwert durchbohrt wurde. Augenblicklich hechteten wirbelnde Rußgestalten auf den tödlich verwundeten und zogen ihn in die Schatten.
Aeshin stieß mit der Wade an die erste Stufe der Thronplattform. Der Kontakt mit dem kühlen Stein machte ihr endgültig klar wie schlecht es um sie stand. Ihre Haut war heiß, sie brannte vor Fieber. Einen Zweikampf mit dem Aschejäger konnte sie nicht bestehen, nicht wenn sie nach seinen Regeln spielte. Garlachs hagere Gestalt schien turmhoch über ihr zu aufzuragen. Einer spontanen Eingebung folgend senkte Aeshin ihr Schwert und ließ sich auf ein Knie sinken. Ihre Augen hielt sie auf Garlachs Gesicht gerichtet.
Der Aschejäger nährte sich ihr bis auf einen Schritt. „Hast du es endlich begriffen“, murmelte Garlach.
Aeshin legte das Schwert vor sich auf den Boden und ließ den Griff los. Ihre Hände zitterten. Langsam lehnte sie sich mit dem Rücken gegen die Steinstufen und hob die Hände flehend in die Höhe. „Bitte“, sagte sie so unterwürfig sie konnte. „Es wurde doch noch kein Urteil über mich gesprochen. Ich bitte Euch, habt Erbarmen.“
Garlach kniff die Augen zusammen. „Du bettelst“, sagte er skeptisch.
Aeshin wurde abwechselnd heiß und kalt. „Ich ... ich bin erschöpft“, stammelte sie. „Bitte, ich kann nicht noch mehr Schmerzen ertragen. Die Kerker ... sie waren schrecklich.“
Garlach beugte sich vor. In seinen Augen glomm es boshaft. „Flehe noch etwas mehr.“
Die Steinstufen gruben sich in ihren Rücken, doch Aeshin ignorierte den Schmerz. Sie stützte eine Hand auf die erste Stufe, hielt die andere jedoch weiter mit der Handfläche nach außen erhoben. Eine halb abwehrende, halb flehende Geste.
Garlach hielte sein Schwert locker in der Hand, doch jederzeit dazu bereit zuzuschlagen.
Aeshin lehnte ihren Oberkörper weiter zurück und stellte gleichzeitig ihre Ferse an den Schwertknauf. „Ich ergeben mich. Tut mir nichts“, bettelte sie, obwohl ihr die Worte beinahe im Hals stecken blieben, so widerlich schmeckten sie.
„Ich will deine Angst sehen“, zischte Garlach. Er beugte sich weiter vor und senkte seine Klinge an Aeshins Handgelenk. „Und dein Blut will ich auch sehen.“
Die Klinge biss in ihre Haut, doch Aeshin mahnte sich an, nicht zurückzuweichen. Garlach mochte meist ruhig und beherrscht erscheinen, doch tief im Innern liebte er es, wie alle von Dargaros Männern, anderen Schmerzen zuzufügen. Wenn ihr Plan gelingen wollte, musste sie die Erniedrigung ertragen.
„Beweg dich nicht“, befahl Garlach mit belegter Stimme. Er zog sein Schwert genüsslich langsam über die Rückseite von Aeshins Hand. Blut quoll hervor, rann ihren Arm hinab und tropfte auf den Boden.
Aeshin konnte ein Wimmern nicht unterdrücken, doch sie biss die Zähne zusammen und ertrug es. Tränen traten ihr in die Augen. Sie hörte ein Zischen wie von einer Schlange neben sich, nur viel lauter und boshafter. Aeshins Nackenhaare stellten sich auf. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie sich ein Aschewesen aus den Schatten hinterm Thron löste und auf sie zubewegte. Die Kreatur roch wie die Kerker unter der Burg, ihr Gestank erfüllte Aeshins Lungen und ihr heiseres Geschrei stach in ihren Ohren. Eigentlich dürfte sie ihr gar keine Beachtung schenken, doch Caruss und Alawas fochten um die Vorherrschaft über die Kreaturen, vielleicht waren diese ihrer Aufmerksamkeit entschlüpft. Wie eine Spinnen kroch das Aschewesen gänzlich hinter dem Thron hervor und auf sie zu. Ihre bleichen Augen waren auf Aeshins Hand geheftete. Kaltes Entsetzen packte sie. Mit zwei Gegnern auf einmal konnte sie es nicht aufnehmen.
Garlachs Gesicht war zu höchster Konzentration verzogen. Sein Atmen ging schnell und er hatte die Lippen auf eine seltsame Art über den Zähnen gestrafft, dass es aussah, als
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