Der Fluch des Koenigs
Ärger.“
Alawas sah sie entgeistert an und schüttelte den Kopf, doch er musste ebenfalls lächeln. „Es tut mir leid, dass ich so lange gebraucht habe“, sagte er, plötzlich wieder ernst.
Aeshin hob die Schultern. „Schon gut.“
Alawas sah sie an. Es tat gut, die Entschlossenheit und den Kampfgeist, die er sonst vor allen verborgen gehalten hatte, hell in seinen Augen lodern zu sehen. „Keine Maskerade mehr“, sagte er mit einer Stimme düster wie Donnergrollen. Dann küsste er sie.
Aeshin war so überrascht, dass sie zuerst nicht wusste wie ihr geschah. Eben noch hatte ein Schwert auf ihren Nacken hinabsausen sollen und nun spürte sie die Lippen des Prinzen auf ihrem Mund. Sein Kuss war warm und voller Hingabe. Das Gefühl war so berauschend und schwindelerregend, dass Aeshin sich an ihm festhalten musste, um nicht umzufallen. Sie hatte gehofft, nein, sie hatte gewusst, dass er sich zu ihr hingezogen fühlte, doch soetwas hatte der Prinz noch nie getan. Für diesen Moment vergaß sie all ihre Schmerzen und Sorgen.
„Tötet sie!“, schrie Caruss.
Alawas küsste Aeshins Stirn, dann löste er sich von ihr, ließ eine Hand jedoch auf ihrem Rücken ruhen, und drehte sich zu seinem Vater um.
Der König schnaubte vor Wut. Er war eine weitere Treppe von der Thronplattform hinabgestiegen, stand nun zähneknirschend da und raufte sich die Haare. „Ja will ihn denn keiner töten?“, keuchte er. Garlach starrte ihn an. Er schien sich entschieden zu haben, vorerst abzuwarten.
Balgar und Beleen hatten sich mittlerweile zwischen Alawas und die übrigen Aschejäger geschoben. Die Warnung ihre blank gezogenen Schwerter war eindeutig. Von den Toren des Thronsaals hallte noch immer Kampfeslärm aus den Gängen der Burg und zu ihnen hinein. Das Tor selbst war fest in Halhans Hand. Balgars Soldaten hatten die Aschejäger, die es bewacht hatten, überwältigt. In diesem Moment nährten sich fünf dieser Soldaten, um ihrem Hauptmann im Thronsaal beizustehen.
„Mein König“, traute sich einer der Alchemisten zu stammeln. „D-das ist Euer Sohn, Prinz Alawas.“
„HA!“, donnerte Caruss. „Ihr macht euch lächerlich!“ Er zeigte mit ausgestrecktem Arm auf Alawas und Aeshin konnte spüren wie sein Körper sich vor Anspannung versteifte. „Dieser hübsche Kerl ist nicht mein Sohn. Mein Sohn ist ... er ist ...“ Während der letzten Worte hatte Caruss Stimme zu zittern begonnen, ebenso wie sein Arm. Auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck, den Aeshin dort zuvor noch nie gesehen hatte. Sie konnte sich kaum vorstellen was im Kopf des Königs vorgehen musste. Bisher hatte er Alawas wie ein sabberndes Schoßhündchen behandelt, doch nun stand sein Sohn aufrecht und kampfbereit vor ihm.
„Ich fordere“, rief Alawas so laut, dass seine tiefe Stimme von den Wänden widerhallte, „das Leben dieser Frau für mich.“
Beim Klang seiner Stimmer sprang Caruss die zwei Stufen empor, zurück auf die Thronplattform. Er hob die Hände vors Gesicht als schütze er sich vor zu starkem Sonnenlicht. „Wer bist du?“, quietschte er wie eine in die Enge getriebene Ratte.
Alawas ließ Aeshin los und schritt an ihr vorbei auf den Thron zu. „Ich bin dein Sohn, Caruss.“
Der König begann zu zittern und duckte sich noch tiefer, als versuche er einen unsichtbaren Feind abzuwehren. Die Aschewesen hatten sich weit in die Schatten des Saales zurückgezogen.
Garlach näherte sich dem König, um mit gezücktem Schwert neben ihn zu treten. Unverhohlener Hass loderte in den Augen des Aschejägers und seine Haut war so straff über sein Gesicht gezogen, dass er mehr denn je wie ein Skelett wirkte.
Alawas blickte ihm kühl entgegen. „Ich fordere, dass du den Thron aufgibst, Vater, und mir deine verfluchten Kreaturen überlässt.“
Caruss zitterte und zuckte. Er fiel förmlich in sich zusammen, bis er auf Boden der Plattform kauerte. Garlach und die Alchemisten beobachteten seinen Zusammenbruch mit Entsetzen auf den Gesichtern. Die schwarze Wolke der Alchemisten rückte vom König ab und zog sich langsam hinter den Thron zurück.
Doch Aeshin konnte sehen, wie angespannt Alawas war. Die Gefahr war noch lange nicht vorbei, auch wenn es so schien. Wie um ihre Befürchtungen zu bestätigen, hob Caruss plötzlich den Kopf aus seinen Armen. Sein Gesicht war zu einer Fratze verzogen, einem wahren Bildnis des Grauens.
„Ich verstehe“, krächzte er und stand langsam auf. Sein Körper zuckte noch immer unkontrolliert. Vor Lachen, wie
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