Der Fluch des Koenigs
Aschewesens fest um ihren Oberkörper legte. Moa war gelähmt vor Schreck. Der Geruch von schmutzigem Schnee und verfaultem Fleisch vernebelte ihr die Sinne.
„Keine Bewegung“, drang es aus der verkohlten Kehle.
Joesin fletschte die Zähne und machte einen Schritt auf sie zu.
Die eiskalte Klinge des Aschewesens kratze über Moas Hals und verbrannte ihre Haut mit seinem frostigen Kuss.
Joesin erstarrte mitten in der Bewegung. „Lass sie gehen.“ Auf seinem Gesicht zeichnete sich blanker Hass ab.
„Schwert weg“, fauchte das Aschewesen.
Moas Glieder begannen unkontrolliert zu zittern, ihre Lungen waren erfüllt von seinem rußigen Gestank. Sie schnappte nach Luft. Der Körper des Aschewesens verdrängte jegliche Wärme aus ihren Gliedern. Sie fühlte wie die eisige Klinge in die Haut an ihrem Hals ritzte. Warmes Blut sickerte hervor und kitzelte sie über dem Schlüsselbein.
Joesins Gesicht wurde leichenblass. Er senkte sein Schwert und legte es langsam neben sich auf den Boden.
Es war mittlerweile so dunkel geworden, dass die ersten Sterne am Himmel erschienen waren. Moa fühlte, wie die wirbelnde Schwärze des Aschewesens hinter ihr an Substanz gewann. Angst stieg ihr die Kehle hinauf und drohte sie zu ersticken.
„Lass die Prinzessin gehen“, schmetterte Joesin. In seiner Stimme lag eine solche Befehlsgewalt, dass sich die Arme des Aschewesens für die Dauer eines Herzschlags lockerten.
Joesin entging diese Reaktion nicht im Geringsten. „Du sollst die Prinzessin freilassen“, grollte er mit Nachdruck.
Das Aschewesen knurrte, versuchte krampfhaft dem Befehl zu widerstehen, dennoch löste sich sein Griff um Moas Brustkorb merklich.
Joesin machte einen Schritt über sein Schwert, das noch immer am Boden lag, auf sie zu. „Dein Befehl lautet mich zu töten.“ Er breitete die Arme weit aus und taxierte das Aschewesen. „Töte mich!“, brüllte er.
Das Aschewesen reagierte sofort.
Moa wurde zur Seite geschleudert. Der Aufschlag presste ihr die Luft aus den Lungen, doch die Schilfrohre fingen die größte Wucht ihres Sturzes ab. Sie rollte sich herum und riss den Kopf hoch.
Das Aschewesen, nun ein Wesen aus fester Dunkelheit und wirbelnden Rußpartikeln, packte sein Schwert mit beiden Händen warf sich auf seinen Gegner. Joesin stand reglos da, mit ausgebreiteten Armen und ohne Waffe.
Moa schrie, und als sei dieses Geräusch ein Zeichen gewesen, fiel Joesin auf die Knie und bog seinen Körper geschmeidig wie ein Schilfrohr zurück. Das Schwert des Aschwesens zerschnitt die Luft, wo sich eben noch Joesins Kopf befunden hatte.
Im Fallen griff Joesin hinter sich, seine Finger fanden das Heft seines Schwertes und umschlossen es. Das Aschewesen segelte über ihn hinweg.
Im gleichen Moment rollte Joesin sich zur Seite und kam mit einer Drehung auf die Füße. Seine schwarze Klinge grub sich in die zuckenden Schatten am Nacken des Aschewesens und kam an der Kehle wieder zum Vorschein.
Die Zeit schien stillzustehen. Ein Geräusch wie das Seufzen eines sterbenden Mannes drang an Moas Ohren und wehte durch das Schilf. Die dunkle Gestalt bebte und wand sich. Goldene Risse erschienen auf seinem Körper, als würde es von einem inneren Feuer erglühen. Seine Gestalt dehnte sich aus, die Risse wurden breiter. Ein letztes Mal zuckte das Aschewesen unter Schmerzen, dann fiel es auseinander, wie ein überbelastetes Kartenhaus. Es löste sich auf und verging lautlos in glimmenden, schwarzen Fetzen im Wind.
Joesin sah angewidert auf die verglühenden Reste hinab. Auf seinem Gesicht zeigte sich ein dämonisches Grinsen und für einen Moment schien es, als verdunkele sich seine Erscheinung, um mit der Nacht zu verschmelzen. Seine Muskeln spannten sich und sein Blick jagte zu allen Seiten, auf der Suche nach weiteren Gegnern, die es zu zerfetzen galt.
Moa sog scharf die Luft ein, als sein kalter Blick auf sie fiel. Doch dann erlosch der bösartige Glanz in seinen Augen unvermittelt. Joesin schüttelte den Kopf, als erwache er aus einem Traum. Für die Dauer eines Lidschlags wirkte er entsetzt. Mit einer entschlossenen Bewegung steckte er sein Schwert in die Scheide und der Eindruck verschwand.
Moa nahm kaum wahr, wie Joesin neben ihr in die Knie ging und sie vom Boden aufhob. Schnell und geschickt tastete er ihre Glieder nach Verletzungen ab.
„Hast du Schmerzen?“
Sie starrte fassungslos an ihm vorbei auf die Stelle, an der das Aschewesen verschwunden war.
„Moa.“ Joesin nahm ihr Kinn sanft in die
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