Der Fluch des Koenigs
bewegte sich so schnell, dass Moa ihm mit den Augen kaum folgen konnte. Blitzender Stahl leuchtete auf und zielte auf Joesins Hals.
Moa stolperte rückwärts, die Augen weit vor Schreck, ein erstickter Schrei auf den Lippen.
Im letzten Moment erschien ein schwarzes Schwert in Joesins Hand und prallte gegen die Stahlklinge des Aschewesens. Funken stoben auf und regneten zu Boden.
Joesin taumelte unter dem Schlag und drohte zu stürzen, doch er wandelte die unkontrollierte Bewegung in ein rasantes Ausweichmanöver um, als die Klinge des Aschewesens nach seinem Leib stach. Hektisch wich er unter den Hieben des Aschewesens zurück, die auf ihn einprasselten, wie eine Felslawine.
Das Aschewesen bewegte sich ruckartig und schnell wie eine zustoßende Kobra. Noch war sein Körper leicht durchscheinend und seine zerschlissenen Kleider zogen Schlieren von Ruß durch die Luft, doch sobald die Sonne untergegangen war, würde es solide und stärker werden.
Joesin setzte gerade zu einer Attacke ansetzen, da löste sich das Aschewesen auf und formte sich in seinem Rücken neu. Joesin wirbelte herum und schlug die Klinge beiseite, die ihm die Lungen durchbohrt hätte.
Das Aschewesen glitt zur Seite, hob sein Schwert wie ein Henker hoch über den Kopf und ließ es auf Joesin niederschmettern. Die Wucht des Aufpralls warf ihn zu Boden. Joesin rollte sich zur Seite weg und entging nur knapp einem Schwertstreich, der nach seinem Kopf zielte.
Ein heiseres Zischen stieg aus der Kehle des Aschewesens. Es warf sich auf ihn. Doch Joesin stieß ihm die Füße vor die Brust und kam mit der gleichen Bewegung wieder auf die Beine.
Die schattenhafte Kreatur stolperte zurück, wirbelte herum und fauchte. Sein Gesicht lag unter einer Kapuze verborgen, doch Moa erhaschte einen Blick auf zerfetzte, halb verwesten Haut, die schlaff von den Knochen hing. Seine Augen hatten die Farbe von fahler Asche. Wo sein Körper aus wirbelndem Dunkel das Schilf berührte, verwelkten die Pflanzen augenblicklich und sanken schwarz und tot zu Boden.
Wie eine giftige Schlange zuckte das silbrige Schwert des Aschewesens vor. Seine nächsten Attacken kamen mit solch einer Wucht, dass Joesin nichts anderes tun konnte, als die Hiebe zu parieren und zurückzuweichen.
Moa stolperte den Kämpfenden wie benommen nach und folgte ihnen durch das Schilf. Sie hatte erwartet, Zeugin einer Hinrichtung zu werden und konnte nicht glauben, was sich vor ihren Augen abspielte.
Jedes Mal, wenn das Aschewesen sich in einem Angriff vorwarf und seine Klinge nach Joesins Hals, seiner Brust oder seinen Armen zielte, bewegte der Mann von den Klippen sich so geschickt und unvorhersehbar, als sei er selbst ein Schatten.
Sein dunkles Schwert fing die brutalen Schläge des Aschewesens ab, lenkte sie um und verwandelte sie dabei in nichts als ein Flüstern in der Luft, einen weiteren Hauch im Abendwind. Dabei duckte, sprang und drehte Joesin sich so gewandt und kraftvoll, dass seine Bewegungen mehr wie die eines Tänzers wirkten als die eines Kämpfers.
Mit jeder Bewegung schien er an Kraft und Schnelligkeit zu gewinnen. Scheinbar mühelos löste er einen weiteren Angriff des Aschewesens zwischen seinen fließenden Bewegungen in ein wirkungsloses Zischen stählerner Klinge auf.
Ein unmenschliches Knurren stieg aus der Kehle des Aschewesens. Es hielt inne, sprang zurück und taxierte Joesin über einen Abstand von zwei Metern.
Um die Kämpfer hatte sich ein breiter Ring aus totem Schilf gebildet, so dass sie freistanden wie in einer Arena.
Joesin kauerte der Kreatur in gebückter Haltung gegenüber. Sein Atem ging schnell und in seinen Augen funkelte eine Herausforderung, die die überlegene Stärke des Aschewesens verhöhnte.
„Du musst sterben“, zischelte es. „Der König befiehlt es.“
Joesin ließ sich nicht beeindrucken. Ein Raubtiergrinsen entstellte seine Züge. „Siehst du diese Klinge?“ Er richtete sein schwarzes Schwert auf das Aschewesen. „Sie wird sich in deinen Hals fressen.“
Ein Laut, der einmal ein Lachen hatte sein können, drang unter der Kapuze des Aschewesens hervor. Joesin spannte sich, zum Kampf entschlossen, doch auf den nächsten Zug des Aschewesens war er nicht vorbereitet.
In einem Wirbel aus Schwarz und Rauch legte es die Distanz zwischen sich und Moa in wenigen Augenblicken zurück und hielt sie umklammert, noch bevor sie ganz begriffen hatte, wie ihr geschah.
Eine unerbittliche Kälte fraß sich in ihre Glieder, als sich ein Arm des
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