Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Fluch des Koenigs

Der Fluch des Koenigs

Titel: Der Fluch des Koenigs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trélov
Vom Netzwerk:
Knochen mehr, auf die sie sich stützen konnte. Sie wankte zum Höhlenausgang, mit jedem Schritt schoss ein scharfer Schmerz durch ihr Gesicht und den Rücken hinunter.
    Joesin war blass geworden, doch ansonsten ließ er sich nichts anmerken. Der abgebrochene Pfeil ragte nur noch ein winziges Stück aus seinem mittlerweile blutgetränktem Hemd. Moa mochte sich gar nicht ausmalen, was für Schmerzen er verursachte.
    Ihre Augen glitten unweigerlich zu den Leichen der Männer, die reglos in der sich ausbreitenden Blutlache am Boden lagen. Im nächsten Moment floh Moa förmlich aus der Höhle, eine Hand fest auf ihren Mund gepresst, ihr Magen in hellem Aufruhr.
    Sie stolperte aus dem schmalen Ausgang und stützte sich mit einer Hand an der Wand eines großen Felsens ab. Nach einer Weile ebbten die Krämpfe ab, doch sie ließen sie mit einem bitteren Geschmack im Mund und vollkommen ausgelaugt zurück. Moa presste ihre Augen fest zu. Am liebsten wäre sie zu Boden gesunken und hätte nur noch geweint.
    „Warte einen Moment“, hörte sie Joesin sagen. Moa zwang sich die Augen zu öffnen.
    Die Höhle lag in einem Fels der an einem Hang aus dem Waldboden herausragte. Um sie herum standen hohe Fichten und Tannen und der Boden war über und über mit braunen Nadeln bedeckt. Joesin verschwand gerade zwischen den Bäumen.
    Moa sah sich unbehaglich im Wald um und schlang die Arme um den Leib. Es war dunkel geworden. Das wenige Licht, das durch die Baumwipfel drang, brach sich auf unheimliche Art im Nebel. Schwerfällig zogen die Schwaden durch den Wald und erweckte den Eindruck, als würden sie von innen heraus leuchten. Tiefgraue Wolken hingen am Himmel und schickten feinen Nieselregen durch die Bäume. Moa fror erbärmlich. Sie konnte sich nicht vorstellen, wie es sich anfühlte trocken zu sein. Für einen Moment jagten wilde Befürchtungen durch ihren Kopf. Was, wenn Joesin sie hier zurückließ? Wenn er nicht wiederkam?
    Doch kurz darauf trat er, mit Bogen und Köcher über der Schulter, zwischen den Bäumen hervor. Er bewegte sich ungewohnt vorsichtig und hielt den linken Arm eng am Körper. Dunkle Haarsträhnen fielen ihm in die Stirn und ließen seine Haut noch blasser erscheinen.
    „Kannst du gehen?“, fragte er knapp.
    Moa war sich nicht sicher, doch sie nickte.
    Joesin warf einen Blick in den Himmel. „Wir sollten uns beeilen.“

Kapitel 9
    Der Wald war finster. Moa fiel über eine Wurzel, rappelte sich auf und stolperte weiter. Feuchte Tannennadeln klebten an ihren Händen und ihren Kleidern.
    „Es ist nicht mehr weit“, hörte sie Joesin hinter sich sagen.
    Wind und Regen hatten den letzten Funken Wärme längst aus ihren Gliedern vertrieben. Doch Moa biss sie die Zähne zusammen und quälte sich Schritt für Schritt weiter. Der Anblick des Pfeilschafts, der aus Joesins Rücken ragte, war lebendig in ihrem Kopf und trieb sie voran. Es war das einzige, das sie davon abhielt, auf dem Waldboden zusammenzubrechen.
    Als sie schließlich die Hütte erreichten, fiel Moa mehr durch die Tür, als dass sie ging. Das Feuer war schon lange zu einem Haufen kalter Asche heruntergebrannt, dennoch steuerte Moa direkt darauf zu, rieb sich die vor Kälte tauben Finger und starrte stumpfsinnig auf die erloschenen Reste. Aus dem Augenwinkel sah sie zwei tote Hasen, die auf dem Boden neben der Feuerstelle lagen. Joesin musste sie dort fallen gelassen haben, als er bemerkte hatte, dass sie fort war.
    Er schob sich hinter ihr durch die Tür - tropfnass und aschfahl im Gesicht. Bogen und Köcher lehnte er an die Hüttenwand und bückte sich nach dem Rucksack, um ihn auf den Tisch zu heben.
    „Wir müssen das Feuer wieder in Gang bringen. Dort drüben liegen einige Scheite.“ Er wies mit dem Kopf in Richtung des Strohlagers. „Schichte sie auf.“
    Moa nickte. Mit vor Erschöpfung steifen Gliedern tappte sie zum Fuß des Lagers und griff nach zwei Hölzern. Unschlüssig hielt sie sie in den Händen und kämpfte mit den Tränen. Sie schämte sich dafür, dass sie nicht einmal wusste, wie man ein Feuer entfachte.
    „Leg drei auf die Asche“, bemerkte Joesin mit einem Blick in ihre Richtung.
    Moa schluckte ihre Tränen unter Schmerzen und schichtete das Holz so gut sie konnte übereinander. Gedankenverloren starrte sie eine Weile auf ihren Haufen. Joesin lehnte am Tisch und durchsuchte einhändig den Rucksack. Den linken Arm hielt er an den Bauch gedrückt.
    Regen floss aus seinem Haar und seiner Kleidung auf den Lehmboden und

Weitere Kostenlose Bücher