Der Fluch des Koenigs
Flutwellte die Wüste.
Joesin zog sie auf die Beine. „Bei den Klippen, Moa!“, stieß er heftig hervor. Der Zorn in seiner Stimme war unverkennbar, doch er hielt sie fest an sich gedrückt, sein hektischer Atem in ihrem Haar. „Verflucht!“ Er bebte am ganzen Körper.
Joesins Körper war warm und fest und er roch nach Seeluft und Sicherheit. Moa vergrub ihr Gesicht in seinem Hemd und schluchzte.
Nach einer Weile schob Joesin sie vorsichtig von sich, bis er ihr Gesicht betrachten konnte. Das Silber in seinen Augen glühte. Er sah so furchteinflößend aus, dass Moa unwillkürlich von ihm abrückte, nur um mit dem Rücken gegen die Felswand zu stoßen.
Joesin ballte die Hände zu Fäusten, sein Körper war zum Zerreißen gespannt. Die Muskeln unter seinem Hemd strafften sich gefährlich und die Knochen an seinem Kiefer waren deutlich zu sehen. „Was ist geschehen?“, presste er mühsam hervor.
Moa schluckte und zuckte unter dem Schmerz zusammen, der durch ihre Kehle schoss. Mit einer Hand fasste sie sich an den Hals. „Es ... es tut mir leid“, stammelte sie, sich der Schuld an ihrer Lage drastisch bewusst. „Ich wollte einfach nur weg. Ich weiß, es war dumm, aber ich dachte, ich könnte vielleicht ... aus dem Wald finden oder irgendwie fliehen. Ich, ich wollte doch nur zurück nach Hause, ich wollte nicht - “
Joesin schnitt ihr mit einer herrischen Geste das Wort ab. „Nein“, sagte er scharf.
Erschrocken hielt Moa inne.
„Das meine ich nicht.“ Joesin holte tief Luft und schloss für einen Moment die Augen. Die nächsten Worte sprach er langsam und beherrscht. „Was haben diese Männer dir angetan?“
Für einen Moment war Moa sprachlos. Sie dachte an die grässlichen Pranken des Gesetzlosen, die sie gewürgt hatten, den gierigen Ausdruck in seinen Augen und seinen stinkenden Atem viel zu nahe an ihrem Gesicht.
„Er hat ... sie wollten ... ich konnte nicht ...“ Vor lauter Schluchzen schaffte sie es nicht weitersprechen. Sie schlug die Hände vors Gesicht und begann haltlos zu weinen.
Mit einem Mal spürte sie Joesins Arme um sich. Sie krallte ihre Finger in sein Hemd wie an eine Rettungsleine. Tränen kullerten ihr aus den Augen und durchnässten sein Hemd.
Joesin wartete geduldig, bis all ihre Tränen versiegt waren.
Nach einer Weile beruhigte sich Moas Herzschlag und ihr Atem wurde langsamer. Hals und Wange pochten noch immer vor Schmerz und der Schrecken hatte ihre Glieder taub werden lassen, doch sie konnte wieder klarer denken.
„Moa.“
Sie schaute auf und wischte sich die letzten Tränen von der Wange. Joesins Augen waren tief und schwer, wie ein aufgewühlter Ozean nach einem Sturm, doch seine Stimme war sanft. „Wir müssen zurück zur Hütte.“
Moa nickte und brachte ein schwaches Lächeln zustande.
Joesin erwiderte das Lächeln zaghaft. Der ungewohnte Ausdruck auf seinem Gesicht ließ ihn Jahre jünger erscheinen. „Ich sollte dir beibringen, wie man sich gegen solche Kerle wehrt, Prinzessin.“ Seine Augenbrauen zogen sich finster zusammen. „Dann kannst du - “
Ein erstickter Laut drang aus seiner Kehle. Mit schmerzverzerrtem Gesicht fiel er nach vorne und schaffte es im letzten Moment sich mit einer Hand an der Felswand abzufangen, um nicht auf Moa zu stürzte. In seiner linken Schulter steckte ein Pfeil.
Mit einem wütenden Knurren fuhr Joesin herum. Ein weiteres Geschoss, das auf seinen Kopf zielte, sauste heran. Wie ein Schatten schnitt Joesins Schwert durch die Luft und wehrte es ab. Im nächsten Moment stürmte er zum Höhleneingang. Der Mann mit dem Bogen registrierte zu spät, dass sein Pfeil keinen Schaden angerichtet hatte. Er war halb in der Flucht begriffen, als Joesins Schwert ihm in den Leib fuhr.
Ein krampfhafter Schrei kam über seine Lippen, dann gaben seine Knie nach und er brach zusammen.
Schwer atmend stand Joesin da und blickte auf die toten Männer hinab. Auf seinem Rücken breitete sich ein roter Fleck über den Stoff des Hemdes aus. Joesin wechselte das Schwert in die linke Hand, sank auf ein Knie und tastete mit der Rechten nach dem Pfeil.
Ein unterdrückter Schmerzenslaut drang aus seiner Kehle, als er den hölzernen Schaft abbrach. Angewidert warf er ihn zur Seite. Dann richtete er sich auf, wischte sein Schwert mit steifen Bewegungen an den Kleidern des toten Bogenschützen ab und drehte sich zu Moa um. „Verschwinden wir hier.“
Moas Glieder wollten ihr kaum gehorchen. Ihre Beine fühlten sich an, als hätte sie keine
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