Der Fluch des Lono (German Edition)
Arm, den sie jedoch nicht ganz verbarg.
Von meinem Platz aus konnte ich erkennen, dass der Arm, den er vor der Stewardess zu verstecken suchte, bis hinauf zur Schulter knallblau war. Bei diesem Anblick kauerte ich mich nervös in den Sitz. Auf den ersten Blick hatte ich Mr. Ackerman gemocht, denn er wirkte wie ein Mann, der eventuell meine Vorlieben teilte … aber jetzt sah er nach Ärger aus, und ich war bereit, ihn bereits aus dem nichtigsten aller Anlässe wie ein Maultier in die Eier zu treten. Mein ursprünglicher Eindruck hatte sich total verflüchtigt. Dieser Gimpel, der sich so lange auf der Toilette eingeschlossen hatte, bis einer seiner Arme blau angelaufen war, konnte nicht derselbe kultivierte und in Leinen gekleidete pazifische Segler sein, der in San Francisco unser Flugzeug bestiegen hatte.
Die meisten Passagiere waren glücklich und zufrieden, weil der problematische Toilettenbesetzer friedlich herausgekommen war: keine Spur von einer Waffe, keine mit Klebeband an die Brust gehefteten Dynamitstangen, keine unverständlichen Terroristenslogans und auch keine Drohungen, den Leuten die Kehle aufzuschlitzen … Der alte Mann grummelte immer noch leise und vermied es, Ackerman nachzusehen, der weiter den Gang zu seinem Sitz entlanglief. Sonst schien sich niemand größere Gedanken zu machen.
Der Copilot jedoch musterte Ackerman mit einer Miene puren Entsetzens. Er hatte den blauen Arm gesehen – ebenso wie die Stewardess, die keinen Ton hervorbrachte. Ackerman versuchte immer noch, den Arm unter der Safarijacke verborgen zu halten. Keiner der anderen Passagiere hatte etwas bemerkt – oder wenn doch, wussten sie nicht, was es zu bedeuten hatte.
Aber ich wusste es, und die glotzäugige Stewardess ebenfalls. Der Copilot bedachte Ackerman mit einem letzten vernichtenden Blick und schüttelte sich betont angeekelt, bevor er sein martialisches Werkzeug zusammenklappte und ging. Auf dem Weg zur Wendeltreppe, die nach oben zum Cockpit führte, hielt er direkt neben mir inne und flüsterte Ackerman zu: »Du mieser Dreckskerl, lass dich nie wieder auf einem meiner Flüge erwischen.«
Ackerman nickte höflich und glitt dann in seinen Sitz, ganz in meiner Nähe auf der anderen Seite des Gangs. Ich stand schnell auf und machte mich mit meinem Rasierzeug auf den Weg zur Toilette – und nachdem ich mich sicher verbarrikadiert hatte, klappte ich zunächst
sorgfältig den Toilettendeckel zu, bevor ich irgendetwas anderes tat.
Es gibt nur eine Möglichkeit, sich in einer Höhe von 38 000 Fuß über dem Pazifik in einer 747 den Arm blau zu färben. Aber die Wahrheit ist so abwegig und unwahrscheinlich, dass selbst erfolgreiche Flugmeilensammler kaum je damit konfrontiert wurden – und die wenigen Ausnahmen sprechen verständlicherweise nicht gerne darüber.
Das starke Desinfektionsmittel, das die meisten Fluglinien für ihre Toilettenspülung benutzen, ist eine chemische Verbindung mit dem Namen Dejerm, die strahlend blau leuchtet. Nur ein einziges Mal zuvor hatte ich einen Mann mit blauem Arm aus einer Flugzeugtoilette kommen sehen: auf einem Langstreckenflug von London nach Zaire, unterwegs zum Ali-Forman-Kampf. Ein britischer Korrespondent von Reuters war auf die Toilette gegangen und hatte es irgendwie geschafft, seinen einzigen Schlüssel für das Telexgerät von Reuters in Kinshasa in die Aluminiumschüssel fallen zu lassen. Er kam 30 Minuten später wieder heraus, und für die restliche Strecke nach Zaire hatte er eine ganze Sitzreihe für sich allein.
Es war fast Mitternacht, als ich Toilette 1B verließ und zu meinem Sitz zurückkehrte, um mein Recherchematerial zusammenzusammeln. Das Deckenlicht war ausgeschaltet und die anderen Passagiere schliefen. Es war Zeit, sich nach oben in die Lounge zu begeben und etwas Arbeit zu erledigen. Der Honolulu-Marathon würde nur einen Teil der Story bilden. Der Rest würde sich mit
Hawaii selbst beschäftigen, ein Thema, über das nachzudenken, ich bisher keinen Grund gehabt hatte. Ich trug eine Literflasche Wild Turkey in meiner Umhängetasche bei mir und wusste, dass es in der Oberdeckbar massenweise Eiswürfel gab – und dass man dort nachts üblicherweise ungestört war.
Diesmal war es anders. Als ich oben an der Wendeltreppe ankam, sah ich Mr. Ackerman, meinen Mitreisenden, auf einem der Sofas nahe der Bar friedlich schlafen. Als ich auf dem Weg zu einem der hinteren Tische an ihm vorbeikam, wachte er auf. In seinem erschöpften
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