Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten
Adon über der Straße, ihre massiven Vorderbeine streckten sich in den Nebel, und auf der grünspanüberzogenen alten Bronze ihrer Bärte und Mähnen wucherten die Flechten.
Sterbliche Reiter konnten nicht durch ihren Schatten reiten, ohne von einem ehrfürchtigen Schaudern ergriffen zu werden. Hier schien das Echo der Hufschläge aus einem anderen Zeitalter herüberzuhallen, einem Zeitalter, in dem die Erde noch frisch und fruchtbar war und die Paravianer die Mysterien genährt hatten. Das Aufrechte Tor stand am Beginn des hohen Gebirgspasses von Orlan, dem einzigen Weg, der durch das Thaldeingebirge nach Atainia und in die Länder des Ostens führte.
Auch in der Kälte des beginnenden Winters konnten Reisende seit dem Untergang der Hohekönige nicht mehr unbeobachtet das Aufrechte Tor passieren.
Asandirs Reisegesellschaft bildete da keine Ausnahme, wie Arithon feststellen mußte, als er eine Rast machte, um seine Stute am Ufer eines schnell dahinfließenden Baches zu tränken. Gegen die steife Brise vermummt saß er im Sattel, die Steigbügel hingen lose herab und die Zügel lagen nur locker in seiner Hand. Plötzlich warf die Stute den Kopf zurück. Ihr Reiter hatte nicht sehen können, was sie erschreckt hatte; die Wollkapuze seines Mantels schränkte sein Blickfeld ein, während die Stute zur Seite sprang und herumwirbelte. Von einem zielsicheren Ruck an ihren Zügeln behindert, tänzelte die Stute kurz, blieb stehen und schnaubte laut. Ihre spitzen Ohren hatte sie auf ein Gebüsch gerichtet, das von dem scharfen Wind geschüttelt wurde.
Nichts, das nicht dorthin zu gehören schien, bewegte sich.
Doch als Arithon die Stute vorwärtsdrängen wollte, stampfte sie mit den Hufen auf und weigerte sich beharrlich. Durch ihre feineren Sinne vorgewarnt, stieg er in die Steigbügel und streichelte ihren Nacken, als wolle er sie beruhigen, während er gleichzeitig seine magische Wahrnehmung über das Dickicht gleiten ließ.
Bewegungslos kauerte sich ein Mann in Wams und engen Hosen aus Wolfsleder in ein Gebüsch. Das Wetter hatte seine Züge über die Maßen altern lassen, und sein rötliches Haar war vom Wind zerzaust. Arithon entdeckte im Bewußtsein des Mannes die unterdrückte Aggression eines Räubers gepaart mit gehärtetem Stahl, einem ganzen Satz Messer und einem Speer mit lederumwickeltem Griff.
Zwar war es eine außerordentlich unwillkommene Übung, sich von dem Dickicht abzuwenden, als verberge sich darin kein schwerbewaffneter Mann, dennoch drängte Arithon seine Stute zurück. Sobald der felsige Boden es zuließ, trieb er sie zu einem eiligen Trab an, um die anderen wieder einzuholen.
Dakar bedachte ihn mit einem schrägen Blick, als er an ihm und seinem Schecken vorbeiritt. »Na, wie war das Stelldichein? Oder habt Ihr die Zeit beim Bade vertrödelt?«
»Weder noch«, entgegnete Arithon mit einem bösartigen Grinsen. »Erinnert mich daran, Euch als Anstandswauwau für den Lustknaben irgendeines eifersüchtigen Perversen zu empfehlen.«
Er ignorierte den finsteren Blick des Wahnsinnigen Propheten und störte Asandir in seinem abwesenden Schweigen. »Wir werden beobachtet.«
Der Zauberer wandte den Blick nicht von der Straße ab, als könnte er hinter den vernebelten Weg blicken, der sich durch die steilen Ausläufer des Gebirges emporwand. »Das überrascht mich nicht.«
Mit den Verhaltensweisen von Magiern vertraut, enthielt sich Arithon unerwünschter Fragen, während der Blick aus des Zauberers stahlgrauen Augen allmählich aus der Betrachtung einer unbekannten inneren Landschaft zurückkehrte. »Dies ist für die Städter der gefährlichste Straßenabschnitt. Die Clans, die vor der Rebellion in Camris geherrscht haben, haben hier Stellung bezogen. Wären wir ein Wagenzug mit Metallen oder Stoffen, dann würden wir eine bewaffnete Eskorte benötigen, aber da wir keine Städter sind, haben wir wenig zu fürchten.«
»Dann waren die Clans in Camris Untergebene des Hohekönigs von Tysan?« fragte Arithon.
Asandir blickte ihn geistesabwesend an. »Die alten Herzöge von Erdane haben dem König die Treue geschworen. Ihre Nachkommen werden das nicht vergessen haben.«
Arithon ließ sich von des Zauberers offenbarer Zerstreutheit nicht narren, dennoch zügelte er sein Roß und ließ sich auf Lysaers Höhe zurückfallen. Im Schutz des lauten Hufgetrappels auf dem Fels sagte er: »Wir werden auf dem Paß noch was zu sehen bekommen.«
Lysaer rieb sich die von der Kälte rote Nase und entgegnete mit
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