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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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aufragten, und der Wind war noch immer so schneidend wie eine scharfe Klinge. Die Reiter überquerten hochliegende Gebirgskämme und tauchten in peitschende Schneeverwirbelungen ein, als der böige Wind über den schwarzen Fels des Thaldeingebirges fegte und ungebremst über die Einöde jagte.
    Schließlich nahm die Sicht soweit ab, daß nur magisch geschulte Sinne noch die Richtung wahrzunehmen vermochten. Asandir und Arithon gingen abwechselnd voran und machten den Weg frei, nur gelegentlich wurden sie von Dakar unterstützt. Trotz der Kälte und der unsicheren Schritte seines Pferdes im Schnee, tendierte der Wahnsinnige Prophet unbeirrt dazu, im Sattel einzuschlafen. Angesichts der Tatsache, daß ein Reiter, der über eine Klippe stürzte, kaum vor der Schneeschmelze gefunden werden konnte und Asandir noch immer mit sich selbst beschäftigt war, beschloß Arithon, daß es an der Zeit wäre, sein Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.
    Er wartete ab, bis er wieder an der Reihe war, vorauszureiten, dann setzte er sich im Laufe einer Stunde langsam um etwa fünfzig Schritte von den anderen ab.
    Hier, inmitten des sturmgepeitschten Passes, fiel die Straße steil nach Norden ab. Klippen unwegsamen Granits verschwanden in den Tiefen des undurchdringlichen Nebels. Im Süden hingegen streckten sich die Berge steil dem Sturm entgegen. Brusthoch türmten sich die von steifem Wind verursachten Schneeverwehungen. Von dichtem Schneetreiben eingehüllt, sprach Arithon leise und beruhigend mit der Stute, die sich müde vorankämpfte. Seine steifgefrorenen Hände lockerten die Zügel, als sie stolperte, und er redete ihr zu, weiterzugehen, versprach ihr einen Unterstand und Kleie, während sie über den ausgedehnten, glatten Fels rutschte. Gerade hatte sich Arithon die Kapuze tief ins Gesicht geschoben, um sich vor dem Wind zu schützen, der ihm die Tränen in die Augen trieb, als die Stute den festen Boden unter den Füßen verlor. Wild ruderte das Tier nach festem Halt. An ihren Hals geklammert, befreite sich Arithon von den Steigbügeln und sprang ab. Dann warf er dem Roß seinen Umhang über den dampfenden Rücken und zog seinen Dolch hervor. Als sich die Stute beruhigt hatte, hob er ihren Vorderlauf und kratzte einen Eisklumpen unter ihrem Huf heraus. Die endlosen Schneefälle hatten den schützenden Schlamm vom Ufer des Flusses schon lange abgeschliffen.
    Ein Blick zurück informierte ihn darüber, daß die anderen ebenfalls Halt gemacht hatten und sich um ihre Pferde kümmerten. Arithon richtete sich auf. In der Hoffnung, daß die Barbaren sie noch immer beobachteten, ergriff er die Zügel der Stute und führte sie davon, ohne sich den frischen Schnee von den Schultern zu wischen. Sein Wams war so oder so durchnäßt, da sein Umhang noch immer über dem Rücken der Stute lag. Das Tier war verängstigt und gefährlich unsicher, und der Felsen bot ihnen keinen Schutz, wenn sie die Nerven verlieren sollte.
    Arithon überquerte einen Flecken freien Bodens, über den der eisige Wind hinwegfegte. Direkt dahinter wurde die Kraft des Sturmes von einem überhängenden Felsvorsprung gebremst. Hier waren die Schneeverwehungen besonders hoch aufgetürmt. Die Stute versank bis zur Brust im Schnee und blieb schließlich verunsichert stehen.
    Während außerhalb dieser Oase der Ruhe der Sturm mit unverminderter Kraft heulte, erklang nun eine Stimme aus der Höhe.
    »Keine Bewegung.« Die Worte klangen barsch, kommandierend und nach städtischen Gesichtspunkten schlicht barbarisch. »Keinen Ton, oder dein Pferd stirbt.«
    Die Stute schnaubte hitzig und voller Angst. Arithon nutzte die Gelegenheit, ihr seine Fingerknöchel zwischen die Rippen zu drücken. Als sie scheute und eine hektische Kehrtwende vollführte, riß er ihr den Umhang vom Rücken und wirbelte ihn durch die Luft, um ihre Panik noch zu verstärken. Dann nutzte er den Schwung, mit dem sie herumwirbelte, um sich selbst zur Seite schleudern zu lassen. Als der Barbar sein Versprechen wahrmachen wollte, war die Stute bereits zu einem schnellen, beweglichen Ziel geworden. Ein Pfeil, abgeschossen aus einer hochgelegenen Felsnische, riß ihr die Schulter auf, ehe er sich zischend in den festgetrampelten Schnee bohrte.
    Das Geräusch in Verbindung mit dem Schmerz gab der Stute den Rest. In vollem Galopp rannte sie panisch davon, und ihre Hufe schlugen Funken auf dem Fels, während ihr Herdentierinstinkt sie dazu trieb, zu den anderen zurückzulaufen. Sie stürmte durch den tiefen

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