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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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eine oder andere taktische Frage zu stellen, und so blieben die Ereignisse während Arithons nächtlichem Ausflug ungeklärt. Kein Wort fiel über die Tunika, die die sonderbarerweise stets wache Enithen Tuer ihm des Morgens abgenommen hatte, um sie zu waschen. Asandir schien schon seit Tagesanbruch geistesabwesend und kurz angebunden zu sein, und hätte Dakar sich in redseliger Stimmung befunden, so hätte er seinem Mitreisenden einen guten Rat erteilen können: Sprich nie mit einem Bruderschaftszauberer über Dinge, die Ärger bedeuten!
    Nur Arithon schien sich keine Sorgen mehr zu machen. Nachdem er das Mysterium hinter seiner Gedächtnisblockade hatte lösen können, gab er seine reservierte Haltung wenigstens teilweise auf. Er vertraute nun, da er wußte, daß zu diesem Spiel auch ein Königsthron gehörte, auf die Zeit und die kommenden Ereignisse, die ihm sicher einen Weg weisen würden, wie er Asandirs Vorstellungen entgehen konnte. Bis dahin ritt er an der Seite seines Bruders, und nicht einmal seine widerspenstige Stute vermochte seinen Redefluß zu dämmen. Lysaer kam die Abwechslung ganz recht. Zuviel Stille brachte ihn nur dazu, über den Verlust nachzudenken, den seine Verbannung mit sich gebracht hatte. Also gab er sich den geistreichen Worten seines Halbbruders mit einem lebhaften Enthusiasmus hin, der problemlos sämtliche Unterbrechungen durch schnell dahinreitende Kuriere, schwer beladene Bauernkarren und eine Rinderherde überdauerte, die von den Hirtenknaben mit lauten Rufen zum Markt getrieben wurde.
    Allmählich wurde auch hier das Farmland öder, bis es schließlich gar keine Landwirtschaft mehr in der Umgebung gab. Nach einem harten Reisetag befanden sie sich bereits in einer verwilderten, unbewohnten Gegend. Die strauchbewachsene Landschaft von Karmak beherbergte bewaldete Niederungen, durch die sich kleine Flüsse schlängelten. Das Rauschen des Wassers schien den Nebel mit Leben zu erfüllen, und die schneidendkalte Luft roch nach Schnee. Mehr als einmal scheuchte die Reisegruppe Rotwild aus dem Strauchwerk abseits des Weges auf. Zwar trugen die Hirsche herrliche Geweihe, doch ihr neues Winterfell lag noch flach und glanzlos am Körper, und obwohl sie den ganzen Sommer über auf Nahrungssuche gegangen waren, waren die Tiere erbärmlich mager.
    Der Pesthauch, den der Nebel über das Land gebracht hatte, lastete jedoch nicht nur über den Kreaturen der Wildnis.
    Möglicherweise lag es an der Kälte, doch nach Einbruch der Dunkelheit ließ sich Asandir erweichen, eine heruntergekommene Taverne am Wegesrand für die Nacht aufzusuchen. In besseren Zeiten hatte sie als Ordensherberge gedient und war von den Eingeweihten Aths geleitet worden.
    »Was ist aus ihnen geworden?« erkundigte sich Lysaer.
    »Was geschieht wohl mit Vertretern eines Glaubens, wenn ihre Verbindung zu den Mysterien zerstört wird?« Asandir beschloß, seinen Hengst lieber selbst abzusatteln, als ihn dem ungepflegten Stallburschen anzuvertrauen. »Die Dunkelheit des Desh-Thiere hat dieser Welt mehr als nur das Sonnenlicht genommen. Gemeinsam mit den Riathan Paravianern verloren wir auch unseren Kontakt zu den Mysterien.«
    Die unterdrückte Sorge in dieser Feststellung lud nicht zu weiteren Fragen ein, und auch wenn die kunstvoll geschnitzten Tore des Gasthauses noch immer in gutem Zustand waren, hatten doch die wunderschön gemusterten Schutzsiegel ihre magische Kraft längst eingebüßt. Der muffige Gastraum der Taverne erwies sich als Tummelplatz der Iyats, was möglicherweise den Mangel an Gästen zu erklären vermochte.
    Als der Zauberer endlich damit fertig war, diese Pest zu bannen, war es schon sehr spät, und der Gastraum mit seinen geschwärzten Deckenbalken war jämmerlich verlassen. Wenn auch der Akzent der ausländischen Besucher an diesem Ort keine Feindseligkeit provozierte, so wagte es der gebeugte alte Wirt doch nicht, seinen Gästen den Rücken zuzuwenden. Schweigend bediente er seine sonderbaren Gäste, während sich seine Frau in der Küche versteckte.
    Das Essen war kalt und zu fettig. Lysaer rührte seinen Teller kaum an, Arithon dagegen hatte an Bord eines Schiffes schon weitaus Schlimmeres gesehen. Nach einem tiefen Seufzen und einem jammervollen Märtyrerblick verzichtete Dakar schließlich zugunsten von erhitztem Cidre und einer Schale fadem Eintopf auf das begehrte Bier. Da er im Brot keine Insekten erkennen konnte, aß er es und Lysaers Portion gleich mit. Dann erhob er sich vom Tisch und ging

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