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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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gespieltem Ernst: »Dann sollte jemand Dakar sagen, daß er seinen Sattelgurt festziehen soll, oder er wird bei der ersten hastigen Bewegung seines Schecken den Berg hinabstürzen.«
    »Das habe ich gehört«, unterbrach der Wahnsinnige Prophet. Mit ausgestreckten Ellbogen ließ er die Zügel locker und gab seinem Pferd die Sporen. Dann ritt er ohne ein Mißgeschick neben die Halbbrüder. »Laßt uns sportlich sein und eine Wette wagen. Ich sage, mein Sattel wird auch ohne die Schnallen halten. Eher werdet Ihr Staub schlucken als ich.« Dann richteten sich Augen mit verschlagenem Blick auf Arithon. »Und noch etwas – es wird keinen Ärger im Paß geben.«
    »Geh nicht darauf ein«, sagte Arithon zu seinem Halbbruder. »Es sei denn, du hast vor, dich übers Ohr hauen zu lassen.«
    »Das ist nicht fair«, konterte Dakar beleidigt. »Ich betrüge nur, wenn ich keine andere Chance habe.«
    »Genau das habe ich gemeint.« Arithon duckte sich unter dem Schwinger hinweg, den der Wahnsinnige Prophet in seine Richtung verübte und brachte sich und seine Stute in Sicherheit, als der Sattel des Schecken um den Leib des Tieres glitt und seinen fetten Reiter als schmachvollen Haufen am Wegesrand ablud.
    Als sich der Tumult gelegt und Dakar den schlechtbefestigter. Sattel des Schecken gerichtet hatte, fielen die ersten Flocken vom Himmel, und bald schon herrschte dichtes Schneetreiben. Innerhalb weniger Minuten war nur noch die nächstgelegene Umgebung unter der wirbelnden weißen Masse zu erkennen. Ein furchtbarer Nordwind trieb den Sturm, der sich bereits seit eineinhalb Tagen drohend angekündigt hatte, über das Gebirge.
    Die Reiter setzten ihre Reise über den immer steiler ansteigenden Grund fort. Von Arithons Bemerkung, es würde Ärger drohen, beunruhigt, trieb Lysaer sein Pferd hinter einen Felsvorsprung, um mit Asandir zu sprechen.
    »Wenn wir die nächste Stadt erreichen, sollte ich dann meine Juwelen verkaufen, um mir ein Schwert zulegen zu können?«
    Unter seinen vom Schnee gesprenkelten Brauen warf der Zauberer ihm einen glasklaren Blick zu. »Wir werden vor unsere Ankunft im Althainturm keine Stadt mehr zu sehen bekommen.«
    Forscher als sein Halbbruder, hakte Lysaer nach. »Vielleicht können wir einem Wirt eine nicht benötigte Waffe abkaufen.«
    Asandirs stechender Blick drückte nun unverhohlenen Ärger aus. »Wenn Ihr eine Waffe brauchen werdet, dann werdet Ihr eine bekommen.«
    Der Zauberer trieb sein Pferd an. Voller Sorge, daß die Straße zu schlammig werden könnte, um weiterzureisen, gestattete er keine Pause bis zum Einbruch der Dämmerung, und auch dann ließ er sich und seinen Mitreisenden gerade genug Zeit, die notwendigsten Dinge zu erledigen. Die Reiter versorgten ihre Pferde und verschlangen ein hastig bereitetes Mahl. Lysaer, der die Wetterbedingungen hatte abschätzen sollen, kehrte zu den anderen zurück und berichtete, daß der Wind noch stärker geworden war. Selbst wenn der Schneesturm sich legen würde, könnten die Verwehungen die Berge bis Tagesanbruch unpassierbar machen.
    »Bis dahin werden wir den Paß hinter uns haben«, erklärte Asandir kategorisch. Trotz Dakars offen geäußertem Unmut ordnete der Zauberer an, die Pferde wieder zu satteln, während er das Feuer löschte.
    Die Reiter drängten sich im Laufe dieser langen, elenden Nacht weiter gen Osten. Beinahe blind vom Schneegestöber quälten sie sich voran. Der Weg wurde schmäler und führte auf der einen Seite an spitzen Vorgebirgen vorbei, während sich auf der anderen ein tiefer Abgrund auftat. Untiefen verbargen sich unschuldig unter den Schneeverwehungen. Die Pferde stolperten über den unebenen Grund und rutschten gefährlich über den eisüberzogenen Fels. Wie eisige Nadeln stachen die Schneeflocken in jedes Stückchen ungeschützter Haut, und die Hände und Füße der Männer schmerzten wegen der fürchterlichen Kälte.
    Die Pferde wateten durch den eisigen Strom des Valendaleflusses und traten, vom Sprühregen aus dem nahen Wasserfall über und über mit Rauhreif bedeckt, wieder aus dem Fluß heraus. In der Zeit, bevor der Nebelgeist über das Land gekommen war, hatten die Wasserkaskaden wie flüssiges Sternenlicht gefunkelt, und die Fluten hatten sich aus Hunderten verschiedener Quellen über die Klippen in die Schlucht hinab ergossen.
    Bei Tagesanbruch waren die Reiter noch immer mitten auf dem Paß von Orlan. Das Schneetreiben hatte sich gelegt, doch Desh-Thieres Nebel verhüllte die Riffe, die wie Fangzähne

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