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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Schnee und wirbelte weiße Wolken auf, ehe der Wind und der Sturm sie endgültig vor Arithons Blicken verbargen.
    Im Schutz des Unwetters ließ Arithon den Umhang fallen und zog Alithiel, während er sich flach an die Felswand kauerte. Der Wind legte sich. Schneeflocken sanken allmählich zu Boden und gaben den Blick auf das Chaos frei, das die Stute verursachte, als sie in vollem Galopp durch die Gruppe näherkommender Reiter hindurchraste. Ihre losen Zügel schlugen auf die empfindliche Nase des braunen Wallachs, der stolperte und mit gespreizten Beinen nach Halt suchte. Nur seine Reiterfahrung schützte Lysaer davor zu stürzen, doch es gelang ihm nicht, auch den Zusammenprall mit Asandirs Hengst zu verhindern. Beide Pferde taumelten zur Seite. Gleich dahinter scheute auch der Schecke und das Pony mit dem Gepäck bäumte sich auf. Töpfe klirrten, und ein schlechtvertäutes Zelt flatterte davon. Wieder bäumte sich das Pony auf und versetzte den Schecken in Angst, der wiederum den im Schlaf überraschten Dakar endgültig abwarf. Mit dem Kopf zuerst stürzte der Wahnsinnige Prophet in eine Schneewehe. Er schoß hoch und brüllte üble Verwünschungen über hundsgeborene Esel, während sich das Pony samt ihres Proviants und ihrer Ausrüstung im Gefolge des Schecken davonmachte.
    Arithon nutzte diesen Moment, während seine Mitreisenden vollauf beschäftigt waren, um sich einen kurzen Überblick über die Umgebung zu verschaffen. In einer Ritze oberhalb seines Unterstandes entdeckte er das erste Detail seines Angreifers: eine behandschuhte Hand, einen Ärmel aus Wolfsfell und ein gefährlich nah auf sein Versteck zeigender Pfeil für die Großwildjagd, einer von der vierkantigen Sorte, die dazu ausgelegt waren, ihr Opfer verbluten zu lassen. Arithon unterdrückte ein Schaudern und dachte über seine Lage nach. Das Glück hatte ihn begünstigt. Sein Pferd war ohne schlimme Verletzungen davongekommen. Dennoch mußte er etwas tun, wenn sein Plan nicht durch Lysaers Einmischung in einem vollkommenen Desaster enden sollte. So wenig wie die lebhafte Stute war Lysaer fähig, einer Bedrohung selbstgefällig auszuweichen. Dafür hatte er einen zu heroischen Charakter.
    Der Pfeil an der gespannten Bogensehne veränderte plötzlich seine Richtung. Arithon preßte sich eng an den Felsen, als der Körper des Bogenschützen für einen kurzen Augenblick vor dem Himmel sichtbar wurde.
    Der Mann war in Leder und naturbelassenes Wolfsfell gekleidet. Dornengleich lugte sein vereistes Haar unter der gestreiften Kappe hervor, und seine beeindruckenden Schultern paßten in der Größe gut zu dem Bogen in seinen Händen. Bewegungslos stand Arithon da und hielt den Atem an, fürchtete er doch, allein die Kondenswolke beim Ausatmen könnte seine Position verraten. Er verzog das Gesicht, als sein Widersacher den Pfeil nunmehr genau in seine Richtung dirigierte.
    »Weg von dem Felsen!« rief der Bogenschütze. »Ich habe dich entdeckt.« Das Heulen des auffrischenden Windes trieb ihn zur Eile an. »Komm raus! Sofort!«
    Der Wind trieb den Schnee wie einen Vorhang zwischen die Kontrahenten und der Barbar schoß blind. Der Pfeil durchschlug Arithons abgelegten Mantel. Ernüchtert durch die Erkenntnis, daß dieses Clanmitglied keine Hemmung zu töten hatte, suchte er mit den Augen die Felsen ab. Ehe sein allzu sorgloser Plan fehlschlagen konnte, zog er sich in eine Nische zurück, erneut auf der Suche nach dem Schlupfwinkel des Bogenschützen.
    Der Schneewirbel legte sich und gab den Blick frei. Als der Bogenschütze sich vorbeugte, um nach seiner Jagdbeute zu sehen, zog sich Arithon weiter zurück, wobei der Schnee das Geräusch seiner Schritte dämpfte.
    Fluchend erkannte der Bogenschütze seinen Irrtum und wirbelte herum, um seinen Rücken zu schützen. Er erwischte sein ehemaliges Jagdwild bei dem Versuch eines Gegenschlages. Überrascht, aber schnell für seine Größe, legte er einen weiteren Pfeil an. Arithons warf seinen Dolch und durchtrennte die Bogensehne genau in der Mitte; der Bogen sprang mit einem Knirschen in seine natürliche Form zurück. Von dem losen Ende der Sehne herumgewirbelt, zerkratzte der Pfeil die Hand des Schützen.
    »Dämon!« fluchte der Kundschafter. Er befreite seinen Arm von der Sehne des unnützen Bogens, doch er war nicht schnell genug. Arithon holte zum letzten Schlag aus und legte dem Mann Alithiel drohend an die Kehle.
    Während eines Augenblicks gegenseitiger Einschätzung blickten des Mannes braune Augen

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