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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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»Wenn Ihr meine ehrliche Meinung hören wollt: Für Etarra kann es nur ein Heilmittel geben: das Antlitz der Erde muß von dieser Stadt gereinigt werden.«
    So pikant ihre Bemerkung auch war, Arithon bekam keine Gelegenheit mehr, dem weiter nachzugehen, stolperte doch in diesem Augenblick Dakar im festen Griff zweier Kundschafter aus seinem Zelt heraus. Sie hatten ihm in die Kleider helfen müssen, und nun beklagte der Wahnsinnige Prophet lautstark, daß er seine Hosen verkehrt herum trüge und die Stiefel am jeweils falschen Fuße steckten. Seine Helfer belächelten den Protest und zerrten ihn zu seinem wartenden Pferd. Maenalle entzog Arithon ihre Hand und beeilte sich, sich von ihrem König zu verabschieden. In der Eile war nicht feststellbar, was ihn zu seiner höflichen, aber kühlen Antwort veranlaßte, denn kaum war Dakar auf sein Pferd gehoben worden, da gab Asandir auch schon seinem Hengst die Sporen und hetzte seine Begleiter in Richtung Straße.
    »Ath erbarme dich!« brüllte der Wahnsinnige Prophet gequält. »Welche Katastrophe hat nun zu dieser unzivilisierten Änderung geführt? Ich dachte, ich könnte wenigstens einmal meinen Kater unter trockenen Decken pflegen.«
    Asandir antwortete ihm über das vom Schnee gedämpfte Hufgetrappel hinweg. Die Worte ›Mirthlvain‹ und ›Methschlangen‹ waren laut und deutlich vernehmbar, woraufhin Dakars Widerspenstigkeit spürbar nachließ.
    Lysaer entging diese Tatsache nicht. Trotz der Ambivalenz seiner Gefühle, die durch die Balladen des Vorabends noch verschärft worden war, trieb er sein Pferd voran, neben die braune Stute, die durch die ungewohnten Klänge der Lyranthe aufgeschreckt war. Der Herr der Schatten ließ sich davon nicht beirren, und der Prinz war überzeugt, daß sein Halbbruder ihm antworten würde, also rief er: »Der Page, der mich geweckt hat, hat gesagt, daß Asandir einen dringenden Ruf vom Althainturm erhalten hätte. Kann es denn in diesem Land noch schlimmeren Schrecken als die Khadrim geben?«
    Der Herr der Schatten bedachte ihn mit einem spekulativen Grinsen. »Wir scheinen uns ja ganz besonders zu beeilen, um das herauszufinden.« Er verschwieg seinem Halbbruder, daß Maenalles Kundschafter ihm eine Landkarte gezeigt hatten: der Althainturm lag gute neunzig Meilen entfernt. Sie hatten eine Sechstagesreise über Straßen vor sich, an denen nur wenige Ställe bereitstanden, wo sie die Pferde hätten wechseln können. Dennoch hetzte Asandir in einem Tempo durch die Berge, das kaum geeignet war, die Tiere zu schonen.
    Nachdem sie einen steilen, felsigen Hang hinuntergestolpert waren, fanden sie sich auf einer weiten Ebene wieder, die zu beiden Seiten mit windgebeugten Zedern bewachsen war. Eine Eisschicht überzog den weichen, schlammigen Boden, der sicheren Grund für einen umsichtigen Trab bot. Asandir aber trieb seinen Hengst zum Galopp, und die Gespräche verstummten, während die Reiter sich bemühten, dem Schmutz auszuweichen, den die Hufe des Rappen aufwirbelten.
    Je weiter die Reiter vorankamen, desto niedriger wurden die Berge. Der tiefe Schnee der Pässe dünnte allmählich unter dem gedämpften Tageslicht zu einer ungleichmäßigen, von Tauwasser durchzogenen Schicht aus. Zu der Kälte gesellte sich in den Niederungen die belastend hohe Luftfeuchtigkeit. Die Pferde waren schweißüberströmt, und sogar die braune Stute hatte ihre Lebhaftigkeit und Energie bei dem erschöpfenden Lauf eingebüßt. Dennoch drängte Asandir sie weiter voran, und sein kraftvoller Hengst legte unermüdlich Meile um Meile zurück. »Beim Rad des Schicksals«, stöhnte Lysaer gepeinigt. »Wird er denn erst Ruhe geben, wenn unsere Pferde zusammenbrechen?«
    Dakar erwachte aus seinem Elend und blickte überrascht auf. »Asandir? Niemals!« Mürrisch setzte er hinzu: »Man sollte wirklich annehmen, daß ein Zauberer auch ein wenig Erbarmen mit dem schmerzenden Kopf seines Schülers hat.«
    »Magie«, erklärte Arithon seinem Halbbruder, als dieser sich nach dem ungewöhnlichen Durchhaltevermögen der Pferde erkundigte. »Berühre dein Pferd, dann wirst du die Energie spüren.«
    Lysaer streckte die Hand nach dem dampfenden Hals des Wallachs aus und zuckte gleich darauf zurück, als eine prickelnde Wärme von seinen Fingerspitzen aus durch seinen Körper zog. Verärgert darüber, mit seiner Unwissenheit allein zu sein, starrte er die flatternde Mähne des Pferdes an. »Kannst du so einen Zauber bewirken?«
    Äußerst nachdenklich betrachtete Arithon

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