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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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seinen Bruder. »Nicht für eine so lange Zeit, und nicht ohne Nebenwirkungen. Das Gleichgewicht muß gewahrt bleiben, und wenn die Pferde nicht leiden sollen, so muß der Zauberer an ihre Stelle treten.«
    Neugier überlagerte Lysaers Ärger. »Dann gibt also Asandir seine Kraft, um die der Pferde zu stärken?«
    »Im Endeffekt, ja.« Als widerstrebte es ihm, weitere Erklärungen abzugeben, richtete Arithon seinen Blick stur nach vorn, während sie weiter über die Ebene donnerten.
    Der Vormittag neigte sich dem Ende zu.
    Das Land wurde immer flacher, und die Straße war nur mehr ein schmaler Pflasterstreifen, der von ausgebleichten Wagenspuren durchzogen wurde. Asandir drängte die Pferde im Galopp durch sanfte Hügel und vorbei an Obstplantagen, in denen wilder Wein wucherte. Nur einmal hielt er an einer Taverne am Wegesrand, um Rosinen, Wurst, Brot und Spirituosen zu ihrer Erfrischung zu kaufen. Während seine Begleiter aßen und Whiskey tranken, rieben die Pferdeburschen die Tiere ab und kontrollierten ihre Hufe auf verlorene Eisen. Schon Minuten später saßen sie bereits wieder im Sattel, noch immer frierend, noch immer wund, aber keiner von ihnen war so abgespannt wie der Zauberer selbst, der zusammengesunken auf seinem Roß saß, als sie wieder auf die Straße zurückritten. »Wie lange kann er das noch durchhalten?« fragte Lysaer, während sein Pferd in schnellen Trab fiel. Die Pause bei der Taverne hatte ihm nicht gereicht, sich zu erholen. Seine Muskeln waren steif, seine feuchten Hosenbeine hatten die Haut seiner Knie rauh gerieben, und es fehlte ihm an der magisch geschulten Fähigkeit, solche Unannehmlichkeiten aus seinem Bewußtsein zu bannen.
    Sehnsüchtig blickte Dakar zu einem Gehöft hinüber, aus dessen Schornstein Rauch aufstieg, der den Geruch von geröstetem Fleisch zu ihnen hinübertrug. Hell erleuchtete Fenster lugten durch die kahlen Bäume und niedrigen Birkenhaine, doch diese heimelige Zuflucht war für die vom Regen gepeitschten Reisenden, die ihre Pferde in scharfem Tempo über den grauen, von Pfützen durchzogenen Asphalt trieben, nicht mehr wert als eine Fata Morgana. Als Lysaer seine Frage wiederholte, zuckte der Wahnsinnige Prophet mit den Schultern. »Wer kann schon sagen, wo die Grenzen eines Bruderschaftszauberers liegen? Ich studiere nun schon jahrhundertelang, und wage nicht, Vermutungen zu äußern.«
    Lysaer war zu müde, sich der Frage zu widmen, ob Dakars unaufhörliches Gejammer durch Magie oder durch seinen Eigensinn gespeist wurde.
    Im Galopp durchquerten sie den Hof eines Grobschmiedes. Als eine Herde Schafe die Straße blockierte, riß Asandir seinen Rappen herum und trieb ihn durch den grasbewachsenen Straßengraben voran. Seine Begleiter folgten ihm. Zweige schlugen ihnen ins Gesicht, während auf der Straße die Schafe voller Panik davonrannten und die Schmähungen des wütenden Hirten langsam hinter ihnen verklangen.
    Der Regen nahm zu, und sie kamen an immer weniger Gehöften vorbei, als sie sich weiter in die Wildnis bewegten. Schließlich zügelte der Zauberer sein Roß. Vertieft in sein unendliches Mißbehagen fiel Lysaer auf den Hals seines Wallachs, als das Tier sich plötzlich nicht mehr rührte.
    »Wir werden die Straße hier verlassen«, rief Asandir, während Dakar und Arithon zu ihm aufschlossen. »Steigt ab und bleibt dicht beisammen. Jede Minute zählt jetzt.«
    Wund und des Reitens überdrüssig, gelang es Lysaer irgendwie, nicht zu fallen, als seine tauben Füße den Boden berührten. Er wischte sich das nasse Haar aus dem Gesicht und blickte sich in der unendlich trostlosen Umgebung um. »Hier?«
    Ohne zu antworten legte sich Asandir die Zügel seines Rappen über die Schulter und ging durch ein Dickicht aus Stechpalmen und Dornensträuchern voran, das ihm ganze Fetzen aus dem Mantel herausriß. Nur einen Steinwurf entfernt, endete das dichte Gestrüpp. Vom hohen Alter ausgehöhlte Bäume schluckten das wenige Licht und drückten die Stimmung der Reisenden. Kantsteine wiesen auf die Überreste einer alten Straße hin. Asandir deutete auf einen schrägstehenden, mit verwitterten Einkerbungen bedeckten Megalithen. »Dieser Stein markiert den Dritten Weg, einen der zwölf Kanäle der Erdkräfte. Ihn werden wir für eine schnelle Reise zum Althainturm benutzen.« Als würde der lebendige Puls der Erde auch seine Kräfte wieder erstarken lassen, beschleunigte der Zauberer seine Schritte.
    Gezwungen, Schritt zu halten, stolperten Lysaer und die anderen

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