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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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über flechtenüberzogene Steine und morastige Untiefen, während ihre ermatteten Pferde mit schlaff herunterhängenden Schweifen müde über die kahlgefressenen Hügel trotteten. Vor sich sahen sie im trüben Nebel eine Wand, die einstmals mit weißem Marmor verkleidet gewesen war. Dort, wo früher die Straße entlanggeführt hatte, erhoben sich die verfallenen Pfeiler eines Tores. Jenseits dieser Pfeiler senkte sich das Land zu einer Grube, die, nun mit Pfützen und Wildpfaden durchzogen, zu symmetrisch war, um natürlich entstanden zu sein. Flechtenbewachsene Eichen umgaben die Bodensenke.
    Nasses Laub und Moos dämpften ihre Schritte, als sie sich durch das fahlgrüne Zwielicht unter den Bäumen bewegten. Dort, wo die Vegetation dünner wurde, klapperten die eisenbeschlagenen Hufe der Pferde über verwittertes, schwarzes Basaltgestein, das von Runen aus hellem, reflektierendem Mineralgestein durchzogen war. Die Zeit hatte das Muster mit Schmutz und Erde überzogen, doch die Kunstfertigkeit der noch sichtbaren Fragmente verursachte noch immer ein unheimliches Prickeln auf der Haut.
    Lysaer zog sich den nassen Mantel enger um die Schultern, während Arithon mit dem Fuß Zweige und Blätter zur Seite schob, um das gerundete Muster einer geheimnisvollen Ziffer freizulegen. »Ein Kraftkreis«, murmelte er voller Ehrfurcht.
    Asandir blieb stehen. »Ja. Wir stehen inmitten des Großen Kreises von Isaer, der im Ersten Zeitalter erbaut wurde, um die Erdkräfte zu kanalisieren, damit sie die Häuser der frühesten paravianischen Herrscher schützen sollten. Die Verteidigungsanlagen existieren schon lange nicht mehr, aber der Kreis selbst wurde stets aufrechterhalten, zumindest bis Desh-Thiere die Macht über das Land an sich gerissen hat.«
    Arithon überließ seinem Bruder die Zügel seines Pferdes und trat wie in Trance einen Schritt vor.
    »Kommt nicht vom Weg ab«, rief Asandir ihn zur Vorsicht auf. »Solltet Ihr ein wenig ausruhen wollen, so habt Ihr hier die letzte Gelegenheit, ehe wir zum Althainturm weiterziehen.«
    Arithon bändigte seine Neugier voller Bedauern. »Gibt es noch irgendwelche paravianischen Städte?«
    Traurig schüttelte der Zauberer den Kopf. »Im Gegensatz zu Sterblichen haben die alten Rassen selten etwas gebaut, und wenn, dann nur aus der Notwendigkeit heraus. Alles, was noch aus dem Ersten Zeitalter verblieben war, ist im Verlauf der Rebellion verwüstet worden, mit Ausnahme der Türme der Zitadelle zu Ithamon. Jene Türme liegen unter dem Schutz mächtiger Zauberbanne, und die Armeen, die kamen, sie zu vernichten, konnten nichts ausrichten.«
    Die Erwähnung der Stadt, die einst von seinen Vorfahren aus dem Geschlecht der s’Ffalenns regiert worden war, ließ Arithons Interesse schnell wieder erlahmen. Er nahm seinem Bruder die Zügel wieder ab und zog sich in seine Gedankenwelt zurück, während Asandir eine Feldflasche aus seiner Satteltasche hervorzog und jedem einen Schluck Schnaps anbot.
    Zu spät bemerkte Arithon Dakars Abwesenheit. Er leckte sich mit der Zunge über die Lippen, konnte jedoch keinen Nachgeschmack und keine auffällige Süße entdecken, hinter der sich eine Droge hätte verstecken können. Trotzdem wurden seine Knie weich. Er hatte gerade noch Zeit zu sehen, wie Lysaer vorwärts kippte, ehe seine eigenen Sinne dem Schwindel verfielen. Kaum einen schauerlichen Herzschlag später brach er trotz seiner verzweifelten Wut auf dem feuchten Stein zusammen und blieb wie ein unbeachteter Kleiderhaufen neben seinem Bruder liegen.
    »Das war ein schmutziger Trick«, stellte Dakar fest.
    Asandir verkorkte die Flasche mit dem verzauberten Schnaps. Seine stahlgrauen Augen spiegelten größte Eile wider. »Notwendig, mein unkluger Prophet. Methschlangen bewegen sich durch den Sumpf von Mirthlvain, während wir uns hier unterhalten, und ich brauche deine Hilfe, die Pferde zu beruhigen.«
    Dakar fing die Zügel auf, die der Zauberer ihm zuwarf und schnappte sich dann die des braunen Wallachs. Blaß, nicht nur wegen seiner Kopfschmerzen, sammelte er die vier schwitzenden Pferde ein und kniff dann stoisch die Augenlider zu, während sein Schecke den Kopf an seiner Brust rieb und die unverschämte Stute an seiner Kapuze knabberte. »Mach genauso weiter«, murmelte er immer und immer wieder, als rezitierte er eine Litanei. »Mach einfach nur weiter, und achte nicht auf die ganze Zauberei.«
    Als er zum letzten Mal Pferde während der wild-chaotischen Orientierungslosigkeit eines magischen

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