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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Ziel bereits in Sichtweite war, bis sie einen Bergrücken überquert hatten und Arithon sein Pferd keuchend mitten auf der Straße zum Stehen brachte.
    Infolge der groben Behandlung führte die Stute eine Piaffe aus, und ihre Hufe klapperten laut auf den Schieferplatten. Erst, als sein eigenes Reittier ebenfalls zu tänzeln begann und er im Sattel durchgerüttelt wurde, blickte Lysaer auf.
    Schaurig erhoben sich die Umrisse von Ithamon, Stadt der Legende und Sitz der Hohekönige von Rathain, aus dem Nebel.
    Trotz des Dunstes, den Desh-Thiere über sie legte, war der Anblick der Stadt atemberaubend. Die umgebende Landschaft gab keinerlei Hinweise, die geeignet waren, den Wanderer auf dieses breite Tal vorzubereiten, durch das sich einer Narbe gleich das trockene Bett eines Flusses zog. Einst hatten sich die rötlichgrauen Mauern der Stadt am Ufer des Flusses erhoben, doch nun war nur noch Zerstörung geblieben.
    Erdrutsche hatten selbst die Ruinen niedergerissen.
    Die Rasenflächen im Hintergrund waren längst von Farnen überwuchert, und dort, wo sich früher Obstgärten und Turnierplätze befunden hatten, breiteten sich nun Unkraut und Ranken aus. Eine zweite Stadtmauer hatte früher die öffentlichen Plätze von den herrschaftlichen Bereichen getrennt. Umgeben von halbzerfallenen Wachhäuschen ragten die geborstenen Dächer der Stadthäuser über dem Gewirr schmaler Gassen an dem steilen Berghang auf. Farn wuchs auf den Innenhöfen der Gebäude. Als hätte eine gewaltige Streitmacht die Gebäude Stein für Stein mit Rammen zerstört, lagen Wohnhäuser, Geschäfte und die herrschaftlichen Anwesen der Händler alle in Trümmern. Giebeldächer waren eingestürzt, und die Balken rotteten in der sonnenlosen Feuchtigkeit Desh-Thieres vor sich hin. Auf den Scherben abgerutschter Schieferplatten, die auf einem Platz lagen, der einst als Markt gedient haben mochte, spiegelten Wassertropfen das spärliche Licht wie Münzen, die man achtlos einem Bettler zuwirft.
    Die niedrig gelegenen Häuserreihen waren völlig zerstört, ein Mahnmal ungezügelter Gewalt. Doch als würde eine unsichtbare Kraft auf den Beobachter wirken, richtete sich der Blick alsbald unwillkürlich in die Höhe zu einer Stelle, die sich nördlich des Zentrums befand. Dort ragte der Granit beinahe vertikal auf, sein dreieckiger Gipfel ging in eine nahtlose Laibung aus blauschwarzem Granit über. Drinnen bildeten geborstene Mauern und Stützen ein Nest, das einst die innere Zitadelle gewesen war, das Schloß, in dem Generationen von Paravianern und nach ihnen die Hohekönige derer zu s’Ffalenn Hof gehalten hatten.
    Dort blieb das Auge hängen, unfähig sich abzuwenden.
    Inmitten dieses Friedhofes aus niedergerissener Pracht, aus kunstvollen Bauten, die den gewaltigen, aus Haß geborenen Umwälzungen zum Opfer gefallen waren, ragten vier einzeln stehende Türme auf, derer ein jeder sich vom anderen unterschied wie die Skulpturen verschiedener Künstler. Aufrecht, groß und perfekt bohrten sie sich in den Nebel. So kraß war der Kontrast dieser Türme zu dem umgebenden Trümmerfeld, daß es einem Besucher auf die Seele schlagen konnte, denn ihre Linien waren pure, gestaltgewordene Harmonie von einer Kraft, die die Zeit nicht zu mindern vermochte.
    Der Regen fiel immer noch ohne Unterlaß auf die morastige Erde, und der schneidende Wind drang durch ihre Kleider wie ein stumpfes Schustermesser in Sohlenleder, doch niemand bemerkte etwas davon. Selbst die Pferde nahmen es sonderbar gelassen hin, so abrupt auf der Straße angehalten zu werden. Der Schmutz und das alltägliche Elend des Winters und des Wetters verloren jegliche Bedeutung. In der nun eingetretenen Stille begann Asandir zu sprechen.
    »Ithamon wurde im Ersten Zeitalter Atheras von den Paravianern erbaut. Die äußeren Mauern wurden gleich zweimal von den Seardluin eingeebnet, – feindseligen Kreaturen, die in dieser Gegend heimisch waren bis sie im Zweiten Zeitalter nach langem Kampf ausgerottet wurden. Die alten Rassen haben danach die Stadt verlassen, denn sie hatte ihren Nutzen als Festung nun erfüllt. Die niedrigeren Gebäude waren verfallen, bis, zu Beginn unseres Zeitalters, Menschen zwei neue Mauern auf den Trümmern errichteten. Die dritte Mauer, die erhalten geblieben ist, und die vier noch stehenden Türme waren Teil der ursprünglichen Stadt, erbaut von den Zentauren, verfeinert von den Sonnenkindern erhielten sie Namen und wurden bewacht von den Einhörnern.«
    »Sprecht nicht

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