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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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Vortrag nicht abgeneigt war. »Desh-Thieres Natur ist uns unklar. Wir haben keinen Einblick in seine Struktur und müssen uns mit dem Erkennen ihrer Auswirkungen begnügen, denn da seine Ursprünge außerhalb Atheras liegen, ist es uns nicht möglich, den Namen zu finden, der uns sein Wesen greifbar machen könnte. Die Riathan Paravianer waren weise, sich nicht seinen Energien hinzugeben, um sie erklären zu können. Traithe hat es getan, als er das Südtor gegen die Invasion versiegelt hat, und dabei hat er den größten Teil seiner Fähigkeiten eingebüßt. Und was er auch über den Greuel erfahren haben mag, das unsere Welt bedrängt, er ist doch nicht fähig, uns davon zu erzählen.«
    Still und traurig dachte Maenalle über seine Worte nach. »Dann sind unsere Prinzen also Eure einzige Waffe im Kampf gegen Desh-Thiere?«
    Für einen Augenblick sah es aus, als wollte Luhaine beginnen, auf und ab zu gehen, doch dann beschloß er, seine Energie nicht übermäßig auf seine Erscheinung zu verschwenden. »Die Ereignisse haben uns gezwungen, zwischen dem sicheren Krieg und der Rückkehr des Sonnenlichtes zu entscheiden.«
    So blaß wie sonnengebleichtes Elfenbein ließ sich Maenalle in ihrem Stuhl zurücksinken. »Was für eine Wahl«, kommentierte sie so trocken wie ironisch. Der große Stuhl ließ sie zwergenhaft erscheinen, als sie ihre zartgliedrigen Finger auf der Tischplatte verschränkte.
    Luhaine verbeugte sich, um ihrer tapferen Haltung Anerkennung zu zollen. »Meine Brüder und ich haben beschlossen, Euch sofort darüber zu informieren, daß Ihr Lysaers Erbrecht nicht anerkennen dürft. Trotzdem dürft Ihr die Hoffnung nicht aufgeben. Es wird Nachkommen geben, die frei von den bösen Machenschaften Desh-Thieres sein werden. Bis dahin aber müßt Ihr mehr als nur der traditionelle Schatten hinter dem Throne sein. Tysans Erbe muß auch weiterhin für die noch ungeborenen Generationen geschützt werden, was immer auch geschehen mag.«
    Aufrecht und furchtbar zerbrechlich, neigte Maenalle den Kopf. »Dessen seid versichert, und sagt das auch Euren Brüdern. Die Clans von Tysan werden nicht aufgeben.«
    »Daran habe ich nie gezweifelt.« In besseren Zeiten hätte Luhaines Erscheinung wahrscheinlich gelächelt. »Doch hütet mir dieses Geheimnis sorgfältig. Die Korianizauberinnen sollten nicht vor der Zeit von der Unterbrechung der Erbfolge erfahren. Von dem Augenblick an, an dem das Sonnenlicht wieder auf die Erde hinunterscheinen wird, wird das Gleichgewicht der Ereignisse bedenklich verändert sein. Jede Tat, jedes Wort wird von Bedeutung sein. Jene Zeit wird besonders anfällig für gefährliche, ja sogar ganz entsetzliche Abwege sein.«
    Was immer das Netz auch vorhergesagt hatte, es mußte große Bestürzung in dem Zauberer hervorgerufen haben, der für seine gelassene Art weithin bekannt war.
    Maenalle war kaum fähig ein Los zu begreifen, das noch schlimmer als der Krieg war, den Verlust ihres Prinzen an die Machenschaften der Städter, und so klang ihre Antwort hohl wie eine Banalität in ihren eigenen Ohren. Frierend bis ins Innerste, beobachtete sie, wie Luhaines Abbild sich in Luft auflöste. Noch lange starrte sie auf die Stelle, an der sein Bild zuvor gestanden hatte. Nicht die Frage, mit welchen Worten sie diese schreckliche Nachricht an die Clanführer weitergeben sollte, die sich binnen einer Stunde hier versammeln würden, beschäftigte sie. Statt dessen sorgte sie sich darum, was sie ihrem Enkelsohn Maien erzählen sollte.
    Seit der elegante, blonde Prinz den Außenposten verlassen hatte, hatte der Knabe jede freie Minute damit zugebracht, seine hervorragenden Manieren und seine königliche Haltung nachzuahmen.
    »Verdammt seist du, Hoheit s’Ilessid. Mögest du die finstersten Qualen Sithaers schauen!« rief Maenalle schließlich voller Schmerz aus, und ihre gepeinigten Worte hallten von den verhüllten Wänden wieder. »Mehr als nur das Herz eines armen Kindes wird gebrochen werden!«

 
Beobachter
     
    Einst hatte der Raum den Damen am herzoglichen Hofe als Salon gedient, und noch immer hing der Duft getrockneten Lavendels in der Luft, der sich mit dem Geruch verbrannter Birkenscheite aus dem Kamin vermischte. Doch so hell dieser Raum in längst vergangener Zeit gewesen war, als noch Gelächter von seinen Wänden widerhallen durfte, lagen nun tiefe Schatten über den vormals lauschigen Plätzchen liebender Paare. Dicke Filzvorhänge schlossen nicht nur den steten Luftzug aus, sondern auch

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