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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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der Briane verwirkt.«
    Der Heiler verbeugte sich, verängstigt, aber zu klug, sich zu wehren. Nur Lysaer wagte es, zu intervenieren. Unter Mißachtung seines Standes trat er an das Podium heran und schlug mit der Faust auf den Tisch.
    Und nun, zum ersten Mal in seinem Leben, schimpfte der König seinen erstgeborenen Sohn. »Laßt dies einem Prinzen, der seine Befugnisse überschritten hat, eine Lehre sein.«
    Der Schreiber schlug seine Kladde auf. Zu eingeschüchtert, um auch nur eine Miene zu verziehen, kratzte er mit seiner Feder über das frische Pergament und notierte die hochherrschaftlichen Worte, nach denen das Leben zweier Heiler nun am Überleben Arithons hing. Warmes Wachs erstarrte langsam unter dem königlichen Siegel und machte das Dokument zu einer offiziellen Verfügung.
    Der König griff nach seiner Weinflasche und hob sie hoch in die Luft. »Auf den Untergang derer zu s’Ffalenn!«
    Wilde Jubelschreie ertönten aus der Menge der Zuschauer, doch der Kronprinz, starr vor Zorn, stand vor seines Vaters Stuhl, ohne sein Glas zu erheben.
     
    Gezwungen, zugunsten des Südkerkers und des Herrn der Schatten auf das Essen zu verzichten, verschloß der Heiler sein Herz gegen das Gefühl der Barmherzigkeit. Die Befehle des Königs waren eindeutig gewesen. Arithon s’Ffalenn mußte um jeden Preis von der Droge entwöhnt werden. Vom Schmerz seiner arthritiskranken Gelenke behindert, ließ sich der Heiler fluchend auf den Knien auf den kalten Steinboden sinken. Ein blutiger Anfänger konnte erkennen, daß diese Aufgabe ein Wunder erforderte. Die Zeit verstärkte noch die Sucht des Körpers, und die Dosis, die Arithon während der Schiffspassage auf der Briane verabreicht worden war, ging weit über die gesundheitsverträglichen Grenzen hinaus. Die Droge abzusetzen, würde große Qualen bedeuten; wenn der Mann dabei nicht den Verstand verlor, dann konnte ihn immer noch der physische Schock töten.
    Der Heiler nahm die Hand von den überanstrengten, bebenden Muskeln und winkte den bewaffneten Wachen zu. »Laßt ihn los.«
    Die Wachen lösten ihren Griff. Außer Kontrolle zog Arithon die Knie an seine Brust und stöhnte unter den Schmerzen des Deliriums.
    Es gab nicht viel, was man gegen derart heftige Entzugserscheinungen tun konnte. Der Heiler ließ eine Strohpritsche und Decken herbeischaffen und hüllte Arithons Leib ein. Dann befahl er seinen Männern, ihre Stiefel mit Stoff zu umwickeln, um möglichst wenig Geräusche zu verursachen. Die Wachen hielten den Patienten fest, wenn er um sich zu schlagen begann. Wenn er sich zu heftig wehrte, verabreichten sie ihm sorgfältig abgewogenen Dosen heißer, gesüßter Milch mit Wein. Arithon hatte noch genug von der Droge im Körper, um sich zu beruhigen, aber sie reichte ihm nicht mehr aus, sich halbwegs wohlzufühlen; als er dann schließlich endgültig die Kontrolle über seine Körperfunktionen verlor, wechselten sie seine stinkenden Laken.
    Der Morgen brachte eine leichte Besserung mit sich. Der Heiler ließ nach Sandsäcken schicken, mit denen er den Kopf des Gefangenen stützen wollte, wenn er ihn dazu zwang, bitteren Tee zu schlucken. Am Mittag kam seine Hoheit, der König von Amroth.
    Er erschien ohne Vorankündigung. Herrschaftlich in seinen, mit Seide abgesetzten, samtenen Wams gekleidet, zeigte er keine Folgeerscheinungen des Umtrunks, zu dem das rauschende Fest der vergangenen Nacht verleitet hatte. Wachen und Helfer wichen zurück, als seine Majestät die Zelle durchquerte. Seine ungedämpften Schritte hallten laut über den steinernen Boden. Der Heiler verbeugte sich respektvoll.
    Ohne die Geste zu beachten, blieb der König neben der Pritsche stehen und ergötzte sich gierig an den Details. Der Bastard war anders, als er erwartet hatte. Für einen Mann des Schwertes sahen seine Hände, die kraftlos auf der Decke lagen, viel zu schmal und zart aus.
    »Euer Hoheit?« Der Heiler trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen, die Hände in seinen Kittel verkrallt. »Eure Anwesenheit bringt uns hier nichts Gutes.«
    Der König sah auf, und seine Augen brannten vor Feindseligkeit. »So, meinst du?« Mit seiner juwelengeschmückten Hand griff er nach der Decke und zog sie zurück, um seinen Feind ungehindert zu betrachten. »Denkst du etwa, der Bastard weiß deine Besorgnis zu würdigen? Du sprichst von einem Kriminellen.«
    Als der Heiler nicht antwortete, blickte der König wieder auf den Gefangenen herab und lächelte die geöffneten, wachsamen, grünen

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