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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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während er ihn untersucht hatte. In der warmen, hell erleuchteten Halle kam ihm das Erlebte so fern wie ein Alptraum nach dem Erwachen vor. Schaudernd entschloß sich der Heiler zu schonungsloser Offenheit. »Euer Gefangener schwebt in ernstlicher Gefahr. Das Kraut, das ihn ruhig gehalten hat, erzeugt eine gefährliche Sucht, und eine Überdosis, wie er sie erhalten hat, hinterläßt zumeist nicht wieder gut zu machende Schäden. Entzug kann unheilbaren Wahnsinn verursachen.«
    Die Finger des Königs umspannten den Griff seines Brotmessers, und die Klinge blitzte auf wie das Wetterleuchten vor einem Wolkenbruch. »Arithon s’Ffalenn ist ein Gefangener der Krone von Amroth. Ich will den Kopf des Mannes, der sich erdreistet hat, an seinem Schicksal herumzuspielen.«
    Die Stille in dem Bankettsaal wurde immer drückender. Die Musiker fuchtelten nervös mit ihren Instrumenten herum, und die Berater nahe dem Podium hätten fast den Atem angehalten. Mitten in dieser überwältigenden Stille erklang die Stimme des Prinzen.
    »Der Heiler der Briane hat nur unter Protest gehandelt, mein König. Ich dachte, daß würde aus meinem Bericht hervorgehen.« Unzählige Augen richteten sich plötzlich auf die geschmückte Gestalt Lysaers, als er entschlossen von der Tanzfläche trat. Schnell geleitete er seine hübsche Tanzpartnerin zu einem Stuhl, ehe er, ganz das blonde Ebenbild seines Vaters, geradewegs auf das Podest zuschritt. »Es war allein meine Anordnung, den s’Ffalenn dem Einfluß dieses Krautes auszusetzen.«
    »Deine Anordnung!« Der König von Amroth starrte seinen Sohn mit wütend zusammengekniffenen Augen an. »Du anmaßender Schnösel! Wie konntest du dich erdreisten, einen Feind zu verhätscheln, dessen Geburt allein eine Kränkung für die Ehre unseres Königreiches ist?«
    Wieder senkte sich Stille über den Raum, und der Prinz erbleichte. Er hatte seinen Vater schon oft wütend erlebt, aber noch nie zuvor hatte der König den Fehltritt seiner Königin öffentlich erwähnt. Durch diesen ungewöhnlichen Vorfall gewarnt, verbeugte sich der Kronprinz mit einer respektvollen Geste vor dem König. »Euer Hoheit, ich habe so gehandelt, um die Sicherheit des Gefangenen zu gewährleisten. Seine Herrschaft über die Schatten und die Ausbildung durch die Magier von Rauven machen ihn zu einem gefährlichen Mann. Kein Kriegsschiff auf der Weite des Ozeans bietet genug Sicherheit, um einen solchen Mann unter Gewahrsam zu halten. Eine Betäubung des Gefangenen war einfach angebracht.«
    Geflüsterte Zustimmung hallte leise durch den Saal, und mehr als nur einer der königlichen Berater betrachtete den Prinzen mit einem Ausdruck der Bewunderung.
    Doch, als wäre der Prinz gar nicht anwesend, legte der Herrscher von Amroth sein Messer ab. Er wandte den Blick ab und seine eisgrauen Augen fixierten den ruhig dastehenden Heiler. »Was muß getan werden, um den s’Ffalenn-Bastard zu retten?«
    Müde schüttelte der Heiler den Kopf. »Euer Hoheit, die Prognose fällt nicht gut aus. Wenn er weiter unter Drogen gesetzt wird, dann wird sein Körper verfallen, und er wird sterben. Wenn wir aber die Droge absetzen, dann wird der Schock schwere Qualen verursachen, möglicherweise schwerer, als es sein Geist verkraften kann.«
    Auf dem Podest warteten die Günstlinge des Königs den weiteren Verlauf in wachsamem Schweigen ab, während der König sich mit seinen Fingern über den Bart strich. »Wird Arithon sich seines Leidens bewußt sein?«
    Ergrimmt erkannte der Heiler den Preis für seine Ehrlichkeit. »Wahrscheinlich, mein König.«
    »Wunderbar.« Der König winkte einem Pagen zu, der sogleich zu einem Schreiber eilte. Als der gebückte alte Mann mit Feder und Papier erschien, hatte sich die königliche Stirn wieder geglättet, und wenn auch das Lächeln, das sich nun auf seinem Gesicht zeigte, dem Hofstaat Beruhigung verschaffte, so versprach es doch Übles für den Gefangenen.
    Wieder wurde es still. Zurückgelehnt, die Füße auf dem Tisch, diktierte der König dem Schreiber, was er beschlossen hatte. »Arithon wird binnen vierzehn Tagen vor meinen Rat gebracht werden, wenn er von seiner Sucht geheilt ist. Du bist angewiesen, jedes Mittel einzusetzen, um seinen Geist gesundzuhalten. Dein Erfolg wird mit hundert Goldstücken belohnt werden.« Der König nahm eine Weintraube aus der Schüssel neben seinem Ellbogen und kaute sie gründlich. »Wenn aber Arithon stirbt oder den Verstand verliert dann ist dein Leben und das des Heilers

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