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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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»Welche Elemente?«
    »Licht«, sagte Asandir. »Und Schatten. Das reicht, um den Nebelgeist zu vernichten, aber nur, wenn die beiden Halbbrüder zusammenarbeiten. Ich sollte hinzufügen, daß die beiden Prinzen Gegner sind, zwischen denen eine blutige Erbfehde steht.«
    Dakar schauderte unter der kalten, todbringenden Last der Waffe auf seinem Schoß. »Wissen die Prinzen um ihre Gabe?«
    »Einer weiß davon.« Ein Holzscheit fiel herab, und Funken stoben durch die beißende Stille. Dann beugte sich Asandir herunter und prüfte die grausame Schneide des Schwertes mit dem Finger. »Atheras Sonne könnte einen gefährlichen Preis verlangen.«
    Plötzlich schnürte das unbehaglich leere Gefühl, das oftmals eine sich anbahnende Vorhersehung begleitete, Dakar die Kehle zu, und er sprang abrupt auf. Stahl blitzte auf, fiel krachend auf den Stein und verursachte ein lautes Scheppern, das sich mißtönend durch den Raum fortpflanzte. Mit geweiteten Augen blickte Dakar den Zauberer flehentlich an. »Haben wir eine andere Wahl?«
    »Nein.« Asandir hob das Schwert auf. Der Smaragd warf grüne Lichtreflexe auf seine Hände, als er es in die Scheide zurückschob. »Einmischung von Menschenhand hat den Nebelgeist geschaffen, und nach den Gesetzen des Großen Gleichgewichts muß auch seine Zerstörung durch die Hand der Menschen erfolgen.« Der Zauberer legte Alithiel zu Boden. Plötzlich entspannte er sich wieder. »Das Risiko ist nicht ohne Gegengewicht. Schließlich haben die königlichen Geschlechter sich ihre Tugenden trotz der fünf Jahrhunderte im Exil Dascen Elur bewahren können.«
    Dakar brachte ein schiefes Grinsen zustande. »Teir’s’Ffalenn! Ich muß vollkommen blind gewesen sein.«
    »Nur übereilt«, korrigierte Asandir. »Es gibt Tage, da fürchte ich, du würdest es nicht einmal bemerken, wenn Dharkaron selbst vor dir stünde.«
     
    Arithon kam in der Beengtheit eines fremden Zimmers wieder zu Bewußtsein. Der Schein der heruntergebrannten Talgkerze in einem eisernen Halter beleuchtete ein Holzregal mit geschnitzten Tierfiguren. Die Schnauze eines Dachses warf unheimliche Schatten auf die grobgezimmerten Holzwände. Regen tropfte auf das Dach, und in dem Geruch des gestampften Erdbodens schwang ein Übelkeit erregender Modergestank mit. Der Herr der Schatten bewegte sich. Eine Wolldecke kitzelte unangenehm auf seiner nackten, nur halb verheilten Haut. Von Dreck und Staub gesäubert lag Lysaer auf dem gegenüberliegenden Bett. Eine Strähne blonden Haares fiel wie Flachs über seine sonnenverbrannte Wange. Arithon schauderte, und das lag nicht an der Raumtemperatur. Er warf die Decke von sich und stand auf.
    Jemand hatte Kleider in einer Ecke des Raumes bereitgelegt. Arithon betastete den Leinenstoff und runzelte die Stirn. Soviel Großzügigkeit erschien ihm sonderbar, angesichts der Armut, die das dürftige Mobiliar in dem Raum suggerierte. Als mittelloser Vertriebener fragte sich Arithon, welchen Preis der Spender wohl im Gegenzug fordern würde. Dieser Gedanke erinnerte ihn an Mearth, an seinen Alptraum und an die vorsichtige, zurückhaltende Macht hinter den Händen, die seinen verwirrten Geist wiederhergestellt hatte. Seine Nackenhaare richteten sich auf, als er erkannte, daß diese Macht gewaltiger als alles war, was er bisher erlebt hatte. Hastig schlüpfte er in die Kniebundhosen und das Hemd, das viel zu groß für seinen schmächtigen Leib war. Während er die Schnürbänder zuzog, rührte sich auch Lysaer. Gleich darauf öffnete der Prinz die blauen Augen, keuchte und rollte sich herum. Verwundert angesichts ihrer Umgebung atmete er scharf ein.
    Augenblicklich ließ Arithon von seiner halbfertigen Verschnürung ab und stoppte den Ausruf des Prinzen mit seinen Händen. »Sprich leise«, warnte er ihn flüsternd.
    Nachdem er den ersten Schrecken überwunden hatte, schob Lysaer die Hände seines Halbbruders fort. »Warum?«
    »Wer uns auch dieses Obdach verschafft hat, er hat es bestimmt nicht aus reiner Großherzigkeit getan.« Arithon warf seinem Bruder den zweiten Kleiderhaufen vor die Brust.
    Ruckartig richtete Lysaer sich auf und griff mit beiden Händen zu, als das sorgfältig zusammengefaltete Leinen herabfiel. »Woher weißt du das?«
    Arithon schüttelte den Kopf. Geistesabwesend starrte er auf die flackernde Kerzenflamme. »Unser Wohltäter ist ein Zauberer, der über mehr Macht verfügt, als alle Zauberer in Dascen Elur.« Einer, der genug Macht besitzt, ein Weltentor zu bauen oder auf

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