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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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alte Zunge bekannt war. Unfähig, ihn zu verstehen, legte Lysaer die Stirn in Falten. Neben ihm jedoch keuchte Arithon, als hätte er einen Kälteschock erlitten. Des Zauberers prüfendes Eindringen erwischte seine eigene Wahrnehmung ungeschützt, und was ihm von seiner Selbstbeherrschung geblieben war, wurde von der Anwesenheit einer gezügelten, aber gleichwohl gewaltigen Macht erschüttert. Die Kontrolle entglitt ihm. Feuerschein und Wände lösten sich auf, als seine Wahrnehmung zusammenbrach, festgehalten in vollkommener Bedeutungslosigkeit, angesichts der blendenden Präsenz dieser ungeheuerlichen Macht.
    Schwerfällig rang der Herr der Schatten nach Worten. »Herr, wir danken Euch für die Unterkunft.«
    »Dieses Haus gehört mir nicht«, widersprach Asandir scharf, wenngleich sein Gesichtsausdruck Amüsement widerspiegelte, als er sich von seinem Sitzplatz erhob. »Ich besitze kein Land und führe keinen Titel.«
    Einer Ohnmacht nahe antwortete Arithon auf die einzige Weise, die ihm noch möglich war. »Ich weiß. Ich bitte um Vergebung.« Plötzlich sank er auf die Knie, und seine nächsten Worte schnitten durch eine verblüffend eingetretene Stille. »Es war nicht meine Absicht, Euch zu kränken.«
    »Arithon!« Das Knistern fallender Scheite im Kamin folgte Lysaers Ausruf. Unfähig sich selbst im Zaum zu halten, übertönte der fette Mann die Geräuschkulisse mit einem erstaunten Ruf. »Dharkaron!« Dann hielt er sich schuldbewußt beide Hände vor den Mund, und sein Gesicht wurde kreidebleich.
    Asandir lachte. »Seid Ihr denn alle verrückt geworden?« Mit raschen Schritten trat er an Arithon heran und zog ihn festen Griffes auf die Füße. »Ihr müßt Dakar vergeben. Mit Eurer Ankunft hat sich seine wichtigste Prophezeiung erfüllt. Und obwohl er genug Gold verwettet hat, um einen Packesel zusammenbrechen zu lassen, habe ich ihm jegliche Frage verboten, bis Ihr Gelegenheit hattet, Euch zu stärken.«
    Verlegen hielt der Zauberer inne, als ihm Lysaers leerer Blick bewußt wurde. Ohne einen Akzent wechselte er die Sprache. »Kommt, seid willkommen und setzt Euch. Wir werden später noch genug Zeit haben, uns zu unterhalten. Wenn es unserer Begrüßung an Höflichkeit mangelt, so hoffe ich, daß unsere Gastfreundschaft diesen Lapsus auszugleichen vermag.«
    Lysaer war erleichtert, nicht mehr von dem Gespräch ausgeschlossen zu sein, und entspannte sich ein wenig, ehe er der Einladung des Zauberers entsprach. Er zog einen Stuhl heran und setzte sich an den Tisch. Neben ihm jedoch zögerte der Herr der Schatten.
    Dakar zog den Topf vom Feuer und begann, Eintopf in irdene Schalen zu schöpfen. Vom wirren Haarschopf bis hinab zu seinen Stiefeln aus narbigem Leder sah er mehr nach einem Gastwirt als nach einem begabten Seher aus. Doch die Neugier, die unter seiner ungepflegten Oberfläche brodelte, ließ Arithons Mißtrauen wieder aufleben. Er setzte sich neben seinen Bruder, wobei er sich darum bemühte, sich seine bösen Vorahnungen nicht anmerken zu lassen.
    Dakars Interesse deutete auf wichtigere Dinge als das verwettete Gold hin. Verunsichert angesichts dieser Erkenntnis, die seine ursprüngliche Besorgnis untermauerte, reagierte Arithon mit innerlicher Verweigerung. Karthan war ihm eine bittere Lektion gewesen. Nie wieder würde er seine Magie und seine Musik den Beschränkungen der Pflicht opfern. Wenn auch alle Vorteile bei dem Zauberer und dem Seher lagen, beschloß er doch, die Initiative zu ergreifen, und sei es nur, um seine wahren Absichten zu verbergen. Ohne das Essen auf seinem Teller angerührt zu haben, versicherte er sich der Aufmerksamkeit des Zauberers und stellte gleich die erste Frage, die ihm in den Sinn kam: »Wer ist Davien?«
    Dakar stieß keuchend die Luft aus. Mit dem Löffel in der Luft erstarrte er. Suppe tropfte unbeachtet auf die Lehmziegel des Ofens. Lysaer sah auf und versteifte sich unsicher, während die Spannung sich wie eine Sturmfront um seinen Halbbruder schloß.
    Nur Asandir zeigte keine Reaktion, wenn auch seine Antwort so scharf wie ein Rapier war. »Warum fragt Ihr?«
    Arithon biß die Zähne zusammen. Das Glück hatte ihm zur Seite gestanden. Er hatte nicht damit gerechnet, eine so erstaunliche Wirkung mit seiner Frage zu erzielen. Obwohl er Lysaer gedrängt hatte, jeglicher Konfrontation aus dem Weg zu gehen, ergriff er nun unbekümmert seine Chance zu provozieren. »Ich denke, Ihr wißt bereits, warum ich frage.«
    Der Topf krachte klirrend auf die Bretter. »Beim

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