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Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten

Titel: Der Fluch des Nebelgeistes 01 - Meister der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janny Wurts
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in dem sich diese scharfe Stimme an ihn richten könnte.
    Arithon jedoch gab sich ganz und gar taktlos.
    »Habt Ihr Dakar gefunden?«
    Der Zauberer warf ihm über seine Schulter einen wenig erfreuten Blick zu. »Ja. Er hat seine Strafe bereits erhalten.« Ohne zu zögern, änderte Asandir die Richtung und trat in die dunklere von zwei abzweigenden Gassen. Laut, um das Donnern der Hufe zu übertönen, sagte er: »Ihr habt die Leute bereits auf Euch aufmerksam gemacht. Verursacht nur nicht noch mehr Gerede in Westende. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    Plötzlich blieb er stehen und drückte Lysaer die Zügel des Braunen in die Hand. »Bleibt hier. Sprecht zu niemandem und wartet. Ich werde mit einem zweiten Pferd und einem anständigen Sattel zurückkehren. Falls es Euch erneut zu Alleingängen reizt, so solltet Ihr wissen, daß Leute, die mit Zauberern zu tun haben, nur allzu oft in Ketten auf einem Haufen geölten Reisigs geröstet werden.«
    Asandir wandte sich ab und ging davon. Mit geweiteten, unsteten Augen beobachtete Arithon ihn und murmelte: »Ich frage mich, welches Schicksal Dakar wohl ereilt hat.«
    Sein Halbbruder zog es vor, dieses Thema nicht weiter zu vertiefen. Plötzlich reizten ihn die Provokationen des Herrn der Schatten, also wandte er ihm den Rücken zu und machte sich mit dem Braunen bekannt.
    Nach kurzer Zeit kehrte Asandir zurück, in der Hand die Zügel einer stahlgrauen Stute mit einem merkwürdigen weißen Flecken auf dem Nacken. Sein eigenes Pferd, ein Rappe, dessen Augen wie Porzellan glänzten und einem Menschen bis in die Tiefe seiner Seele zu blicken schienen, trottete hinterher. Auf seinem Rücken lag ein zusätzlicher Sattel für Lysaers Roß.
    »Die Beißstange fehlt«, erklärte der ehemalige Prinz, während er sich mit der Arbeit eines Stallburschen befaßte und sein Pferd sattelte.
    »Die Barbaren von Pasyvier sind die besten Pferdetrainer in Athera, und dieser Wallach war das persönliche Reittier eines Clanlords. Es braucht keine Beißstange. Wenn Ihr ungeschickt genug seid, vom Pferd zu stürzen, dann wird dieses Tier Euch mit einem Schritt zur Seite wieder auffangen.« Dann gab er Arithon die Zügel der Stute. »Sie ist kein schlechtes Tier, nur zu jung. Vertraut ihr nicht allzusehr.«
    Von einem Knaben an den Stadttoren holte der Zauberer ein Pony ab, das mit Decken und allerlei lederumwickelten Ausrüstungsgegenständen beladen war. An seiner Last war ein Seil befestigt, an das Dakars gescheckte Stute angebunden war. Der Wahnsinnige Prophet lag quer festgezurrt auf dem Sattel. Jemand hatte ihm einen Kübel mit Wasser über das wirre Haar geschüttet, und das Wasser hatte seine Kleider benetzt, die noch immer nach Müll stanken. Die Dusche hatte aber keine Wirkung erzielt. Dakar schnarchte noch immer, als Asandir den Reiterzug im Trab durch das Stadttor von Westende hinausführte.
    Kaum hatten sie das Farmland in der Umgebung der Stadt hinter sich gelassen, da erwies sich die Straße schon als wenig bereist. Die einst mit Schiefer gepflasterte Straße lag auf einem festen, trockenen Damm, der sich geradewegs durch das Sumpfland nahe der Küste zog. Jahrhunderte voller schwerer Wagenzüge hatten den massiven Stein hier und dort brechen lassen; in den kreuz und quer durch den Schmutz verlaufenden Wagenspuren wucherte allerlei Unkraut. Gnadenlos hing der Nebel silbrig schimmernd über dem flachen Land und den landeinwärts getriebenen Flutkanälen, die zu beiden Seiten von Reetgrasbüscheln flankiert wurden. Der säuerliche Geruch rottender Pflanzen verpestete die Luft. Das Klirren des Zaumzeugs und das Klappern der Hufe auf dem Gestein bildete einen einsamen Gegensatz zu den Flügelschlägen der Wasservögel, die sich aufgeschreckt in die Luft erhoben.
    Als er sicher war, daß der Zauberer niemanden für den verbotenen Besuch auf dem Markt von Westende strafen würde, trieb Lysaer sein Pferd vor und faßte den Mut, eine Frage zu stellen: »Wer sind die Barbaren, und warum mögen die Leute sie nicht?«
    Asandir warf Arithon, der mit aller Macht darum kämpfte, seine Stute auf der Straße zu halten, einen vielsagenden Blick zu. Die kleine Reisegesellschaft hatte sich auf den Weg gemacht, kaum daß die Halbbrüder im Sattel gesessen hatten. Asandir hatte die Führung übernommen und wohlweislich nichts davon erwähnt, daß er das Pferd aus gutem Grunde ausgewählt hatte. Ihm war daran gelegen, Arithon stets beschäftigt zu sehen. »Seit der Rebellion, bei der die Hohekönige

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